Winzige Teilchen aus dem Wald Extra-Forschung

31.7.2014, 15:58 Uhr
Winzige Teilchen aus dem Wald Extra-Forschung

„Aerosole sind der größte Unsicherheitsfaktor im heutigen Klimamodell. Und das hier ist das Nonplusultra der Aerosol-Massenspektroskopie!“, sagt Prof. Andreas Held vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (Bayceer) über eine Messkampagne am Kleinen Waldstein im oberfränkischen Fichtelgebirge. Dort liefen drei Wochen lang „Untersuchungen zur Neubildung von Aerosolpartikeln in Waldgebieten“.

Aerosole sind kleine Teilchen in der Luft; sie haben eine feste oder flüssige Oberfläche. Von der Natur produzierte Aerosole sind wichtig für die Wolkenbildung. „Je mehr Aerosole, umso mehr langlebige, weiße Wolken gibt es“, erklärt Held.

Die Tests fanden am Waldstein statt, weil es dort laut Held „an 200 Tagen im Jahr Nebel gibt“. Und der wiederum enthält besonders viele Aerosol-Teilchen. Einen vergleichbaren Standort gebe es weltweit ansonsten nur in Finnland, erklärt der Bayreuther Professor für Atmosphärische Chemie.

An den Aerosolen forschen auch Fachkollegen aus Mainz, Leipzig und Garmisch-Partenkirchen mit. Entstanden ist die Idee, die Aerosol-Messkräfte zu bündeln, vor einem knappen halben Jahr. Beteiligt sind Professoren, Doktoranden, Diplomanden, Laboranten aus den Fächern Biologie, Geologie, Chemie, Physik und Meteorologie. Alle zusammen „wollen wir verstehen, wie der Wald das Klima beeinflusst, wie die Partikel genau entstehen“, erklärt Held.

Gemessen wurde mit fünf Massenspektrometern: Sie können Größe und Zahl kleinster Luftpartikel ab drei Nanometer (nm) Größe und Mengen im Pikogrammbereich, also Billionstel Gramm (oder: elf Nullen nach dem Komma) bestimmen.

Hier wird speziell die Abgabe der Bäume gemessen, sprich, die „extrem leichten Teilchen, die für den Fichtenduft verantwortlich sind“, erklärt Held. Die Bäume produzieren je nach Wetterlage mal mehr, mal weniger dieser Partikel. Die wiederum können sich zusammenballen zu Aerosolen. Plötzlich können Zehntausende davon auftauchen, die nur zehn Nanometer groß sind. Aber warum? Das will man dank der aktuellen Messkampagne heraufinden.

Zunächst ist das nur Grundlagenforschung. Aber irgendwann könnten die Ergebnisse praktischen Nutzen haben: „Vielleicht wird so eine Vorhersage der genauen Wolkenbildung möglich“, hofft Held. Denn immerhin weiß man bereits: Weiße Wolken am Himmel bremsen den Klimawandel.

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