23. März 1971: Das Ende einer Ära

23.3.2021, 07:00 Uhr
23. März 1971: Das Ende einer Ära

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Mit Karl Pschigode, der am 28. April 64 Jahre alt geworden wäre, verliert das bundesdeutsche Theater einen seiner letzten Prinzipale alten Stils. Die Spielzeit 1971/72 hätte seine rund 25jährige Nürnberger Intendanten-Ära beendet. Karl Pschigode, der aus Düsseldorf stammte, an zahlreichen deutschen Theatern – wie Trier, Cottbus, Kassel, Königsberg, Gera, Danzig und Mannheim – als Schauspieler und Regisseur arbeitete, spielte erstmals 1942 in Nürnberg im alten Schauspielhaus am Lorenzer Platz.

Nach dem Krieg baute Karl Pschigode im Lessingtheater ein eigenes Ensemble auf. Seine Privatinitiative wurde belohnt. Seit 1952 führte Karl Pschigode den Titel Generalintendant. Er setzte sich für den Neubau des Schauspielhauses und die Errichtung der Kammerspiele ein. Er war ein Komödiant und leidenschaftlicher Theatermann. Er engagierte sich für sein Ensemble, aber fühlte sich eigentlich als Darsteller auf seinen Bühnen am wohlsten. Immer wieder trieb ihn die Spielfreude auf die Bretter.

Man sah ihn als Faust und Shaws Cäsar, als Barlachs Graf Ratzeburg und Sternheims Snob. Doch zum Publikumsliebling avancierte er, wenn er in Musicals wie "Feuerwerk", "Kiss me Kate", "Doktor Eisenbart" oder "My Fair Lady" als Entertainer mit Charme, Humor und handwerklichem Können die Szene beherrschte.

Auch in stürmischen Situationen hinter den Kulissen behielt Karl Pschigode am Richard-Wagner-Platz die Zügel in der Hand. Im Streit mit der Kritik war er stets ein sachlicher, fairer Gegner. Er wußte die gemeinsame Liebe der verschiedenen Kritiker und Leute vom "Bau" zum Theater auf einen Nenner zu bringen. Er konnte auch Fehler zugeben, ohne sein Gesicht zu verlieren.

Als gestern die überraschende Todesnachricht bei uns eintraf, wurde uns erst bewußt, wie sehr wir mit diesem Prinzipal des deutschsprachigen Theaters innerlich verbunden waren.

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