76 Experten protestieren gegen geplanten Einbau in die Lorenzkirche

10.3.2021, 12:05 Uhr
Blick zum Ostchor der Lorenzkirche: Die Autorinnen und Autoren des Protestbriefs sprechen der Bürgerkirche Weltrang zu. 

© Peter Schickert via www.imago-images.de Blick zum Ostchor der Lorenzkirche: Die Autorinnen und Autoren des Protestbriefs sprechen der Bürgerkirche Weltrang zu. 

Ohne Umschweife kommen die Autoren gleich im ersten Satz zur Sache: "Wir protestieren gegen das Vorhaben, in das westliche Drittel des Langhauses der Nürnberger Lorenzkirche ein mehrgeschossiges Einbauelement einzubringen, und fordern dessen Aufgabe."

Das Schreiben ist von Professoren für Kunstgeschichte, Dombaumeisterinnen, Kunsthistorikerinnen, Museumsleitungen, Denkmalpflegern und Restauratoren unterzeichnet. Neben vielen deutschen Fachleuten schließen sich auch Experten aus den USA, England und Österreich an.

Gebäude von "Weltrang"

Sie ordnen die Lorenzkirche als "eines der wichtigsten identitätsstiftenden Gebäude Nürnbergs" ein. Die spätmittelalterliche Bürgerkirche sei eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik. Die Verfasser sprechen dem Gotteshaus daher "Weltrang" zu.

Selten sei einer Kirche dieser Epoche eine derart wirkungsvolle Steigerung der Raumentfaltung von den westlichen Bereichen hin zum Hallenchor im Osten gelungen. Käme der Einbau, würde "das Raumbild dramatischen Schaden nehmen", befürchten die Unterzeichner.


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Die von den Planern des Einbaus als Gewinn propagierte Öffnung des Hauptportals würde konterkariert durch einen gläsernen Windfang, vor allem aber durch die - zwischen die Bündelpfeiler unter der Westempore eingestellten - Metallbögen.

Einzigartige Fensterrose

Die optische Wirkung der Westseite der Lorenzkirche aus offener Emporenhalle und Fensterrose, übrigens einem der bedeutendsten Radfenster der Gotik, wäre durch den Einbau aufgehoben. Um die Standsicherheit des geplanten Einbaus zu gewährleisten, seien umfassende Eingriffe in die Bodendenkmäler unvermeidbar, merken die Autorinnen und Autoren an.

Es sei außerdem unrealistisch, die elf Meter hohen Wände des Einbaus ohne Eingriffe in das historische Mauerwerk aufzustellen. Auch die Folgen für das Raumklima seien unabsehbar.

Keine öffentliche Diskussion

Die Unterzeichner bemängeln, dass eine öffentliche Diskussion "wegen der lange unter Verschluss gehaltenen Planung" nicht stattfinden konnte. Dies zeuge von wenig Respekt gegenüber der Expertise von Fachwissenschaftler(innen) und dem Interesse der Öffentlichkeit.

Das Schreiben schließt mit dem Satz: "Das Vorhaben lässt eine mangelnde Sensibilität für die architektonischen wie kunsthistorischen Qualitäten, letztlich für die Würde dieses hochrangigen historischen Sakralraums erkennen."

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