Vorbereitungen in Bayern

Afghanistan: 5000 Geflüchtete könnten einstweilen in der Region unterkommen

26.8.2021, 06:03 Uhr
Afghanistan: 5000 Geflüchtete könnten einstweilen in der Region unterkommen

© Edgar Grimaldo/imago images

Inzwischen hat allein die deutsche Luftwaffe nach Angaben des Verteidigungsministeriums mehr als 4600 Personen aus Kabul ausgeflogen, und aktuell sind mehrere tausend Menschen aus Afghanistan noch auf dem Gelände des US-Stützpunktes Ramstein untergebracht. Innerhalb weniger Tage ist auf dem Militärareal in Rheinland-Pfalz eine kleine Zeltstadt entstanden, in der die Hilfskräfte bis zu 10.000 Menschen versorgen können.

Falls die Kapazität dort nicht ausreicht, stehen zwei US-Standorte in der Metropolregion Nürnberg zur Verfügung. In provisorischen Unterkünften auf den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels können insgesamt 5000 Menschen übergangsweise untergebracht werden.

Auf dem Gelände in Grafenwöhr haben Soldaten Großraumzelte für etwa 3000 Personen errichtet, in denen Stockbett an Stockbett steht. Die Matratzen sind frisch bezogen. „Wir können auf jeden Fall eine große Anzahl von Menschen aufnehmen“, sagte ein Sprecher. „Wir sind startklar."


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Die Nutzung dieser beiden Truppenübungsplätze in der Oberpfalz hat mit der Aufnahme von Ortskräften in Bayern allerdings nichts zu tun. „Die US-Streitkräfte nutzen diese Standorte ebenso wie die Ramstein Air Base zum Transit und zur temporären Unterbringung von Personen, die in die Vereinigten Staaten evakuiert werden“, erklärt eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums.

Mehrere Tage lang in Erstaufnahmeeinrichtungen

Der Bund wiederum hat seit Anfang Juli, als sich die Situation in Afghanistan immer mehr verschärfte, mehrere hundert Ortskräfte und deren Kernfamilien aus den Krisengebieten herausgeholt. Die hierher gebrachten Personen verbringen vor einer Weiterleitung an die Bundesländer drei bis fünf Tage in Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Verteilung auf die Bundesländer orientiert sich dann am sogenannten Königsteiner Schlüssel - er regelt, welches Land wie viele Geflüchtete versorgt. Dabei spielt neben der Einwohnerzahl auch die Finanzkraft eine Rolle.

Über 360 Personen wurden Bayern bislang zur Unterbringung zugewiesen, und die im Freistaat angekommenen Ortskräfte werden derzeit auf staatliche Übergangswohnheime in ganz Bayern verteilt, bis sie eine eigene Wohnung beziehen. In Mittelfranken sind aktuell etwa 30 Personen untergebracht, die in Unterkünften in Nürnberg, Veitsbronn und Heidenheim wohnen.


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Diese im Rahmen des Ortskräfteverfahrens aufgenommenen Personen erhalten aufgrund der für sie abgegebenen Aufnahmeerklärung durch die Bundesrepublik Deutschland ein Visum mit einer Gültigkeitsdauer von sechs Monaten. Innerhalb dieses Zeitraums können die betroffenen Personen in das Bundesgebiet einreisen. Nach erfolgter Einreise erhalten die aufgenommenen Personen von der in Bayern jeweils örtlich zuständigen Ausländerbehörde aus „völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen“ eine Aufenthaltserlaubnis.

Wie viele afghanische Ortskräfte in den kommenden Tagen und Wochen noch im Freistaat ankommen werden, dazu kann laut dem Innenministerium keine verlässliche Prognose abgegeben werden. Dafür sei die Lage in Afghanistan derzeit einfach zu unübersichtlich.

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