DRK-Suchdienst
80 Jahre Kriegsende: Noch Tausende Anfragen zu Vermissten
05.05.2025, 14:21 Uhr
Frauen, die ihre Männer suchen - oder Söhne und Töchter, die ohne Vater aufwuchsen: Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchen noch immer Tausende Menschen, das Schicksal verschollener Angehöriger zu klären.
Allein im vergangenen Jahr gingen rund 7.000 Anfragen zu Menschen, die im Zusammenhang mit dem Weltkrieg verschwanden, beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ein, wie DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sagte. Sie nannte die Suche nach Vermissten eine „humanitäre Kernaufgabe“.

„Das Interesse, der Bedarf, ist nach wie vor sehr hoch“, betonte sie. Anfragen kämen auch heute noch von Eltern, Ehepartnern, Verlobten oder Geschwistern, zunehmend aber auch von der Enkelgeneration, die wissen will, was mit den Großeltern passiert ist. Oft geht es um verschollene Soldaten.
43 Prozent der Anfragen könnten geklärt werden und auch in den übrigen 57 Prozent sei es oft möglich, Informationen zu den Vermissten zu übermitteln - beispielsweise wo sie zuletzt gesehen worden sind.

Werner Lustig ist einer der vielen Menschen, dem der Suchdienst helfen konnte. Dank der DRK-Recherchen, weiß er nun, was mit seinem Großvater aus Unterhaching bei München, einem Soldaten in der 17. Panzerdivision, geschehen ist. „1945 war der Krieg aus und mein Großvater hatte den Status vermisst“, sagte er. 2002 dann die „große Überraschung“: Der Suchdienst teilte Lustig und seiner Mutter mit, dass der Vater und Opa kurz vor Kriegsende, im Februar 1945, in russischer Kriegsgefangenschaft in Polen starb.
Bis 2028 gibt es noch Geld vom Bund - und dann?
Seit 1953 wird der DRK-Suchdienst vom Bundesinnenministerium gefördert. Zwölf Millionen Euro bekommt der Suchdienst, der auch in aktuellen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg oder dem Krieg in Syrien bei der Suche nach Vermissten zur Seite steht, insgesamt im Jahr - drei Millionen davon für den Standort München, wo das Schicksal von Weltkriegs-Verschollenen aufgeklärt wird. Doch diese drei Millionen seien bis 2028 befristet, sagte Hasselfeldt. Wie es danach weitergeht, sei derzeit unklar.

Das DRK werde so schnell wie möglich das Gespräch mit der neuen Bundesregierung über die künftige Finanzierung suchen. „Es ist ein Stück unserer Erinnerungskultur“, betonte die DRK-Präsidentin. Die Arbeit des Suchdienstes zeige, „welche Schrecken mit bewaffneten Konflikten auch für die Familienangehörigen verbunden sind“.
