Aufgaben zum Mittüfteln

Hätten Sie es gewusst? Das waren die Aufgaben im Deutsch-Abitur 2025 in Bayern

Johanna Mielich

Online-Redakteurin

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07.05.2025, 16:42 Uhr
Rund 5.900 Schülerinnen und Schüler legen in diesem Jahr ihre Abiturprüfungen ab. Es ist der letzte Jahrgang, der das bayernweite Abitur im achtjährigen Gymnasium (G8) absolviert.

© Armin Weigel/Armin Weigel/dpa Rund 5.900 Schülerinnen und Schüler legen in diesem Jahr ihre Abiturprüfungen ab. Es ist der letzte Jahrgang, der das bayernweite Abitur im achtjährigen Gymnasium (G8) absolviert.

Rund 5.900 angehenden Abiturientinnen und Abiturienten in Bayern dürfte in diesen Tagen wieder der Kopf rauchen, während sie über ihren Abschlussprüfungen sitzen. Es ist der letzte Jahrgang, der das bayernweite Abitur im achtjährigen Gymnasium (G8) absolviert.

Wegen der Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Gymnasium fällt der diesjährige Abiturjahrgang in Bayern aus dem üblichen Rahmen. So treten wesentlich weniger Kandidatinnen und Kandidaten an. Normalerweise absolvieren laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur rund 34.000 Schülerinnen und Schüler in einem Jahrgang die Abiturprüfungen. Erst im kommenden Jahr schreiben die ersten G-9-Abiturienten ihre Abschlussprüfung.

Wer schreibt 2025 überhaupt Abi und was ist neu?

In diesem Jahr sind nun all jene dran, die 2024 durchgefallen sind, oder welche in Kollegs oder Abendgymnasien ihre allgemeine Hochschulreife schaffen wollen sowie jene Schulen, die letztlich den Weg fürs G9 in Bayern ebneten.

2025 finden die Abiturprüfungen nur in 100 statt an 434 Gymnasien im Freistaat statt. Die Betroffenen müssen durch die Konzentration teils größere Entfernungen auf sich nehmen und/oder Einschränkungen bei der Fächerkombination.

Ansonsten bleibt alles wie im G8 gehabt: Deutsch und Mathematik sind als schriftliche Prüfung Pflicht. Die Abiturprüfungen starteten am vergangenen Dienstag mit dem Fach Deutsch, hierfür hatten die Schülerinnen und Schüler fünf Stunden und fünfzehn Minuten lang Zeit. Am Mittwoch, 7. Mai, standen nun die natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer sowie alle Fremdsprachen außer Französisch zur schriftlichen Prüfung an.

Doch welche Aufgaben standen in diesem Jahr im Deutsch-Abi überhaupt zur Wahl? Wir haben einen Auszug der Prüfungen gesammelt, die Schülerinnen und Schüler hatten jeweils eine Aufgabe zu bearbeiten:

AUFGABE I (Interpretieren eines literarischen Textes)

Interpretieren Sie das vorliegende Gedicht von Arno Holz! Beziehen Sie dabei Ihre Kenntnisse zur Literatur um 1900 ein!

Den Schüler und Schülerinnen lag hier das Gedicht „Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert“ von Arno Holz vor. Das Stück ist als drittes Gedicht aus dem Gedichtzyklus „Phantasus“ ursprünglich titellos, hier wurde der erste Vers anstelle eines Titels gesetzt.

Anmerkung aus der Redaktion: Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen das Gedicht wie auch die anderen literarischen Quellen hier nicht abgedruckt werden.

AUFGABE II (Interpretieren eines literarischen Textes)

a, Interpretieren Sie den vorliegenden Auszug aus Heinrich von Kleists Trauerspiel „Die Familie Schroffenstein“.

b, Vergleichen Sie auf Grundlage Ihrer Ergebnisse, wie eine herausfordernde Lage für Liebende in einem anderen literarischen Werk dargestellt wird.

Vorbemerkung: Zwischen den beiden Schroffensteiner Familienlinien Rossitz und Warwand besteht ein tiefes Misstrauen, da nach einem alten Erbvertrag bei Aussterben einer Linie die andere deren Besitz erbt. Als der kleine Sohn des Rossitzer Familienoberhauptes Graf Rupert tot aufgefunden wird, werden Bedienstete der Warwander des Mordes verdächtigt. Daraufhin müssen alle Familienmitglieder der Rossitzer Graf Rupert schwören, zur Vergeltung unter anderem Agnes, die Tochter der Warwander, zu töten. Ruperts älterer Sohn Ottokar ist jedoch in Agnes verliebt und die beiden treffen sich seit einiger Zeit heimlich im Gebirge, ohne dass sie zunächst seine Herkunft kennt. Als Ottokars Halbbruder Johann, der insgeheim ebenfalls in Agnes verliebt. Als Ottokars Halbbruder Johann, der insgeheim ebenfalls in Agnes verliebt ist, diese vor den Toren von Warwand bedrängt, missversteht Agnes‘ Onkel Jerome dies als Anschlag und verwundet ihn schwer. Er klärt seine Nichte über Ottokars Identität und den Racheschwur der Rossitzer auf. Als Agnes kurz darauf erneut Ottokar im Gebirge begegnet, befürchtet sie, dass dieser sie töten will.

Den Prüflingen liegt ein Auszug aus der 1. Szene des 3. Aufzugs vor.

AUFGABE III (Interpretieren eines literarischen Textes)

a) Deuten Sie den vorliegenden Auszug aus Thomas Willmanns Das finstere Tal inhaltlich und sprachlich!

b) Vergleichen Sie anschließend auf Basis Ihrer Analyse, wie eine bedrohliche Situation in einem anderen literarischen Werk dargestellt wird!

Vorbemerkung: Thomas Willmanns Roman spielt um 1900 und erzählt von einem Fremden, der zu Fuß, mit einem schwer beladenen Maultier ein abgeschiedenes Hochtal in den Alpen erreicht. Als er sich einem Dorf nähert, trifft er auf ein Kind, das ihn nur schweigend anstarrt und dann in das Dorf läuft.

Den Prüflingen liegt ein Ausschnitt aus dem ersten Kapitel des 2010 erschienen Romans vor.

AUFGABE IV (Analysieren eines pragmatischen Textes)

a) Analysieren Sie den Text „Osteoporose im Sprachskelett“ von Theo Stemmler. Berücksichtigen Sie dabei den Gedankengang, die sprachlich-stilistische Gestaltung und die Intention des Textes!

b) Beurteilen Sie die Überzeugungskraft des Textes!

Vorbemerkung:Theo Stemmler ist emeritierter Professor der Anglistik. Der Text „Osteoporose im Sprachskelett“ erschien am 27.04.2020 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

AUFGABE V (materialgestütztes Verfassen eines argumentierenden Textes)

Wählen Sie eine der beiden folgenden Aufgaben aus und bearbeiten Sie diese:

Variante 1: Setzen Sie sich argumentativ mit der Frage auseinander, ob soziale Medien eher Vorteile oder eher Gefahren für die Entwicklung der eigenen Identität mit sich bringen. Nutzen Sie dazu die Materialien 1 bis 6 sowie Ihr eigenes Wissen und persönliche Erfahrungen.

Variante 2: Im Rahmen eines geplanten Kongresses zum Thema „Leben in der digitalen Welt“ an den Schulen Ihres Bundeslands findet ein Schreibwettbewerb statt. Verfassen Sie hierfür einen Essay zur Frage, ob soziale Medien eher förderlich oder eher schädlich für die Identitätsbildung sind. Stützen Sie sich dabei auf die Materialien 1 bis 6 sowie auf eigenes Wissen und persönliche Erfahrungen. Der Text sollte etwa 1000 Wörter umfassen. Wählen Sie eine passende Überschrift für Ihren Essay.

Zitate aus den Materialien sollen im Stil eines Essays ohne genaue Zeilenangabe, aber unter Nennung der Autorin bzw. des Autors und ggf. des Titels eingebunden werden.

Anmerkung der Redaktion: Den Schülerinnen und Schülern lagen als Materialien die Karikatur „The Facebook You“ von Nathan Batson und der Eintrag im Lexikon der Philosophie zu „Identität“ von Heiner Keupp vor. Zudem waren Auszüge von Valerie Heck („Das Identitätsdilemma im digitalen Zeitalter“), Smilla Haendel („Ich poste, also bin ich“) und Dominik Erhard („Identität ist Handarbeit“) sowie Maya Götz („Die Selbstinszenierung von Influencerinnen auf Instagram und ihre Bedeutung für Mädchen. Zusammenfassung der Ergebnisse einer Studienreihe“) angefügt.

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