Geschmacklos aber lecker?
„Hundegrillen“ in Bayern: Markus Söder vor Ort - das steckt hinter der provokanten Aktion
22.05.2025, 17:35 Uhr
Würden Sie Ihren besten Freund essen? Für Millionen von Hundebesitzern überschreitet alleine die Frage die lexikologische Grenze zur Geschmacklosigkeit. Denn was ist der Hund anderes als „der beste Freund des Menschen“? Drehte sich Bello am Spieß, die Haut goldbraun und kross, die Augen vor Hitze eingefallen und leer, würden sich die meisten Deutschen sicher angewidert abwenden. Ein Spanferkel wiederum... So manchem Hundeliebhaber läuft bei der Vorstellung spontan das Wasser im Mund zusammen. Dabei sind Schweine neueren Studien zufolge wohl sogar schlauer als Hunde. Das hindert uns natürlich nicht daran, sie zu essen. Wir Deutschen lieben Schweine, wir lieben Hunde, wir lieben Tiere - nur lieben wir sie eben nicht auf die gleiche Weise.
Am Samstag, 24. Mai 2025, findet in Viechtach das „WoidFeia & Genuss – Schweinegrillen“ statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung ist das vom Bürgermeister in eigener Sache organisierte „1. Schweinewettgrillen“ mit drei internationalen Teams geplant, wie aus einer Pressemitteilung der Tierschutzorganisation PETA hervorgeht. Und wenn ein Hauch von gebratenem Fleisch in der Luft liegt, darf selbstredend einer nicht fehlen... Deutschlands oberster Foodblogger und CSU-Chef Markus Söder hat sich für das Fest angekündigt. Bislang hat den bayerischen Ministerpräsidenten zwar niemand einen Hund essen sehen (vermutlich), dafür schon so ziemlich alles andere (ob wir wollten oder nicht). Das könnte sich vielleicht bald ändern. Ob die Protestaktion von PETA dem Ministerpräsidenten mundet, wird sich am Samstag zeigen.
Ausgelassenes „Hunde-Barbecue“
Als Reaktion auf das Wettgrillen veranstaltet PETA von 11.30 bis 12 Uhr auf dem Stadtplatz ein ausgelassenes „Hunde-Barbecue“, wie es in der Mitteilung heißt. Was die Tierschutzorganisation „mit einer Hundeattrappe auf einem Standgrill nachspielt, wäre für die meisten Menschen wohl ein Grund, die Polizei zu rufen. Die Protestierenden machen mit dieser Aktion auf den in der Gesellschaft verbreiteten Speziesismus aufmerksam, also auf die Diskriminierung bestimmter Lebewesen allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit.“ Das Hundegrillen soll demnach ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nur, weil wir ein Tier subjektiv weniger süß finden als ein anderes, sein Leben beileibe nicht weniger wert ist. Während wir das eine verwöhnen und verhätscheln, wird das andere hinter verschlossenen Türen millionenfach geschlachtet. Stellen wir uns für einen Moment vor, Hunde würden in Deutschland gehalten wie Mastschweine - und geschlachtet wie Mastschweine…
„Egal ob Hund, Schwein oder Mensch, alle Tiere leiden gleich“
„Egal ob Hund, Schwein oder Mensch, alle Tiere leiden gleich“, so Noemi Salewski, Aktionskoordinatorin bei PETA. „Mit unserer Aktion appellieren wir an die Menschen, speziesistisches Denken zu hinterfragen und statt dem Körper eines misshandelten Individuums leckeres Gemüse oder vegane Fleischalternativen auf den Grill zu legen.“
Natürlich ist es illusorisch anzunehmen, dass alle Besucher des Fests in Viechtach zum Veganismus konvertieren, sobald der erste Schock verdaut ist. Mindestens bei einem können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er auch weiterhin die bayerischen Außengrenzen mit kulinarischer Abschreckung sichert. Dennoch, wer seinen Hund liebt, beißt nach der Aktion womöglich weniger gedankenlos in sein Schnitzel.