Internationales Großereignis

Olympia? Ja bitte! Stadtrat will Spiele nach München holen

28.05.2025, 05:03 Uhr
Vor der Abstimmung im Stadtrat unterstützen Demonstranten die Bewerbung. Sie erhoffen sich zahlreiche positive Impulse für die Stadt.

© Leonie Asendorpf/dpa Vor der Abstimmung im Stadtrat unterstützen Demonstranten die Bewerbung. Sie erhoffen sich zahlreiche positive Impulse für die Stadt.

München soll sich nach dem Willen des Stadtrates als Ausrichter Olympischer und Paralympischer Sommerspiele bewerben. Die große Mehrheit des Gremiums sprach sich nach einer teils hitzigen Debatte dafür aus, dass die Landeshauptstadt im Jahr 2036, 2040 oder 2044 das weltweit beachtete Sportereignis beheimaten soll. Allerdings werden das letzte Wort über die Bewerbung die Münchnerinnen und Münchner haben: Das Vorhaben soll nur mit der Zustimmung der Bevölkerung bei einem Bürgerentscheid am 26. Oktober weiter verfolgt werden.

Die Befürworter der Olympia-Bewerbung, darunter auch die bayerische Staatsregierung und die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, erhoffen sich zahlreiche Impulse für die Weiterentwicklung der Region, vom dringend benötigten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs über zahlreiche neue Wohnungen bis zur Werbung um Touristen. Die Gegner fürchten unter anderem das finanzielle Risiko sowie weiter steigende Lebenshaltungskosten und Mieten. Beide Lager gaben ihre Meinung vor der Sitzung in je einer kleinen Demonstration vor dem Rathaus kund.

Viele Argumente für das Großereignis - und auch dagegen 

Und auch in der Debatte im Stadtrat ging es um Pro und Contra. Viele Rednerinnen und Redner verwiesen auf die erwarteten Vorteile. So könnten mit den Extra-Geldern vom Freistaat und vom Bund das U- und S-Bahnnetz ausgebaut werden. Auch sollen zusätzliche Wohnungen entstehen, Sportstätten modernisiert und die Barrierefreiheit vorangetrieben werden. Zudem soll der Spirit der für Völkerverständigung stehenden Spiele die gesellschaftliche Spaltung überwinden und eine Aufbruchsstimmung erzeugen.

Kritiker aus den Reihen der ÖDP/München-Liste sowie der Linken/die Partei sahen darin jedoch ein „Wolkenkuckucksheim“. Statt „Spiele für alle“ würde Olympia das Leben in München noch teurer machen als ohnehin, die versprochenen Wohnungen seien eh schon geplant, und im Zweifel bleibe die schon jetzt unter Schulden ächzende Stadt auf den Verlusten sitzen. 

Zweite Sommerspiele in München nach 1972

Trotzdem stimmten am Ende die meisten Stadtratsmitglieder für die Bewerbung. Das Pfund, mit dem München wuchern will: Die allermeisten Sportstätten sind schon da. Denn im Jahr 1972 fanden schon einmal Olympische Spiele in München statt, die trotz des blutigen Attentats palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft als „die heiteren Spiele“ in die Erinnerung eingingen. Bis heute werden viele Anlagen wie das Olympiastadion, die Olympiahalle oder der Olympiapark noch genutzt. 

Zudem wäre es ein Olympia der kurzen Wege: 90 Prozent der Sportstätten befänden sich im Umkreis von weniger als 30 Kilometern um den Olympiapark. Einige Sportarten fänden im Umland statt, etwa in Oberschleißheim, Garching oder Riem. Etwas weiter weg wären etwa Augsburg, Bad Wiessee oder der Starnberger See. Wesentlich weiter fahren müssten nur die Fußballerinnen und Fußballer - und die Seglerinnen und Segler, weil deren Wettbewerbe auf dem Meer stattfinden müssen. 

Kosten noch völlig unklar

Großer Kritikpunkt sind allerdings die Kosten: Allein die Bewerbung kostet bis zu sieben Millionen Euro. Für die Veranstaltung selbst liegen noch keine Schätzungen vor, da geht es aber um Milliarden von Euro. Die Verantwortlichen gehen jedoch davon aus, dass wie bei den Spielen in Paris 2024 rund 95 Prozent über Sponsoring, Ticketverkauf und Medienrechte abgedeckt würden. 

Neben München haben in Deutschland auch die Städte Berlin mit Leipzig, Hamburg sowie die Region Rhein-Ruhr eine Ausrichtung der Spiele ins Auge gefasst. Wer für Deutschland am Ende tatsächlich ins Rennen geht, soll im Herbst 2026 entschieden werden. Mögliche europäische Konkurrenten wären Madrid und Rom.

Zudem wäre es ein Olympia der kurzen Wege: 90 Prozent der Sportstätten befänden sich im Umkreis von weniger als 30 Kilometern um den Olympiapark. Das Olympische Dorf, das im Münchner Nordosten gebaut werden soll, würde im Anschluss rund 10.500 Menschen als neues Zuhause dienen.

Mehrere Milliarden Euro Kosten - überwiegend privat finanziert

Die Kosten für die Bewerbung bezifferte OB Reiter auf sechs bis sieben Millionen Euro. Konkrete Zahlen für das Großereignis selbst können die Verantwortlichen dagegen noch nicht liefern. Sie gehen aber davon aus, dass rund 95 Prozent über private Quellen wie Sponsoring, Ticketverkauf und Medienrechte abgedeckt würden.

Dennoch viel zu viel Geld und unwägbare Risiken, finden die Kritiker der Bewerbung. „Wer Olympia nach München holen will, treibt eine Stadt am Rande des Kollapses vollends über die Klippe. Wenn München eines nicht braucht, sind es Riesen-Events von ethisch fragwürdigen Sportverbänden, die auch noch die Lebenshaltungskosten explodieren lassen und den Wohnraum weiter verknappen“, betonte etwa der Fraktionsvorsitzende der ÖDP/München-Liste, Tobias Ruff. Beide Lager wollen vor der entscheidenden Stadtratssitzung auf dem Rathausplatz eine kleine Demonstration organisieren.

Andere sind dagegen - sie fürchten unter anderem ein finanzielles Desaster.

Andere sind dagegen - sie fürchten unter anderem ein finanzielles Desaster. © Leonie Asendorpf/dpa

Das Olympiastadion wird derzeit saniert - die meisten Spielstätten wären in München schon vorhanden (Archivbild).

Das Olympiastadion wird derzeit saniert - die meisten Spielstätten wären in München schon vorhanden (Archivbild). © Peter Kneffel/dpa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) stellten im Olympiastadion die Bewerbung vor. (Archivbild)

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) stellten im Olympiastadion die Bewerbung vor. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

Das Olympiastadion in München wird derzeit für mehrere Hundert Millionen Euro saniert. (Archivbild)

Das Olympiastadion in München wird derzeit für mehrere Hundert Millionen Euro saniert. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa