Frau mit Messer angegriffen

Mordversuch auf Spielplatz - lebenslange Haft für Ehemann

26.05.2025, 12:34 Uhr
Der Angeklagte hatte die Tat am ersten Prozesstag eingeräumt. (Archivbild)

© Daniel Karmann/dpa Der Angeklagte hatte die Tat am ersten Prozesstag eingeräumt. (Archivbild)

Sie hatte die Beziehung beendet und sollte deshalb sterben: Wegen Mordversuchs an seiner von ihm getrennten Frau muss ein heute 41-Jähriger eine lebenslange Haftstrafe verbüßen. Ausgerechnet am 18. Juli, dem Hochzeitstag des Paares, habe der Syrer im vergangenen Jahr 22 Mal mit einem Messer auf einem Spielplatz auf sie eingestochen, sagte der Vorsitzende Richter Markus Bader am Landgericht in Nürnberg. „Das ist nicht nur einfach ein Angriff auf das Leben, es ist der Versuch einer Hinrichtung.“

Selbst vor der eigenen Tochter machte der Hass des Mannes laut Bader an dem schönen Sommerabend im mittelfränkischen Hersbruck nicht halt: Weil sie sich schützend vor die Mutter stellte, stach er ihr erst in den Bauch und später in den Arm. Dadurch habe die Jugendliche der Frau damals das Leben gerettet, betonte Bader. 

Stiche in den Rücken, den Kopf und ins Gesicht

Doch nicht nur sie ging dazwischen, als der Mann sich seiner Frau von hinten mit einem Klappmesser näherte, sie an den langen Haaren zu Boden riss und ihr immer wieder in den Rücken, den Kopf und ins Gesicht stach. Auch der damals elfjährige Sohn und zwei Freundinnen der Frau versuchten, den Angreifer von seinem Opfer herunterzuziehen. Dieser flüchtete schließlich und wurde später von der Polizei in der Nähe festgenommen. Im Gerangel wurde eine der Frauen ebenfalls verletzt.

„Diese Tat war die Strafe für die Trennung“, sagte Bader. Die Frau hatte den Ermittlern zufolge die Beziehung bereits Ende 2022 beendet und ein Kontaktverbot gegen ihren Mann erwirkt, weil er gedroht hatte, sie zu töten und gewalttätig geworden war. Der Angeklagte war eigener Aussage nach als Flüchtling nach Deutschland gekommen, seine Familie kam später nach. 

Schon ein früherer Messer-Angriff

Bereits vor der Trennung sei der Mann einmal mit einem Messer in der Wohnung auf die Frau losgegangen, sagte Bader. Damals schon habe die Tochter die Mutter gerettet, indem sie diese ins Schlafzimmer geschoben, dem Vater den Weg versperrt und ihm gemeinsam mit ihrem Bruder das Messer entwendet habe. 

Der heute 41-Jährige hatte am ersten Prozesstag die Tat gestanden. Er wolle Verantwortung übernehmen für das Leid, das er seiner Familie zugefügt habe, hieß es in einer schriftlichen Erklärung von ihm vor Gericht. 

Bader griff diese Aussage in der Urteilsbegründung auf. Er sagte, der Angeklagte könne Verantwortung übernehmen, indem er seiner Familie einen weiteren Prozess erspare - also das Urteil akzeptiere. Dieses ist noch nicht rechtskräftig.

Die Verteidigung plädierte auf eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Kammer will am Nachmittag das Urteil verkünden.

Der Tochter soll er in den Bauch gestochen haben

Der Syrer soll im vergangenen Juli auf einem Spielplatz in Hersbruck mit einem Messer mehr als 20 Mal auf die Frau eingestochen haben. Das Motiv für die Tat war aus Ansicht der Staatsanwaltschaft übersteigertes Besitzdenken, weshalb der Mann die Trennung von seiner Frau nicht habe akzeptieren wollen.

Die Frau überlebte demnach nur, weil ihre Tochter, ihr Sohn und zwei Frauen ihr zu Hilfe eilten - und diese schnell in ein Krankenhaus für eine rettende Operation kam. Die Tochter und eine der anderen Frauen wurden ebenfalls verletzt. Seiner Tochter soll der Angeklagte unter anderem in den Bauch gestochen haben, als sich diese ihm in den Weg gestellt habe.

Gewalt an Frauen geschieht meist im Verborgenen und hat viele Gesichter. Psychische, physische oder sexuelle Gewalt kann jede Frau betreffen. Stalking, Schläge oder Missbrauch sind oft nur ein Teil davon. Wenn auch Sie das Gefühl haben betroffen zu sein, können Sie die kostenlose Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ wählen. Unter der 08000/116016 haben Sie die Möglichkeit, rund um die Uhr anonym und vertraulich Kontakt zu Beraterinnen aufzunehmen. Die Beratung kann auch über einen Online-Chat oder per E-Mail erfolgen. Das Frauenhaus in Nürnberg erreichen Sie ebenfalls 24 Stunden am Tag unter der 0911/333915, das Frauenhaus in Fürth rund um die Uhr unter 0911/729008. Von Gewalt betroffene Männer können sich beim „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ unter der 0800/1239900 ebenfalls Unterstützung suchen.

An dem Abend im Juli waren zahlreiche Menschen auf dem Spielplatz und wurden Zeugen des Angriffs. (Archivbild)

An dem Abend im Juli waren zahlreiche Menschen auf dem Spielplatz und wurden Zeugen des Angriffs. (Archivbild) © Daniel Karmann/dpa