Biker im Altmühltal: Polizei stoppt "Streetfighter"-Motorrad

3.6.2019, 17:40 Uhr
Biker im Altmühltal: Polizei stoppt

© Patrick Shaw

Sommer ist Motorrad-Zeit, und das Altmühltal ist ein Biker-Dorado. So lockte das sonnige Wetter in den vergangenen Tagen wieder zahllose Zweiradfahrer auf die bergigen und gewundenen Straßen des südlichen Landkreises. Mit Argusaugen ebenfalls mit von der Partie: die Treuchtlinger Polizei und die neue "Kontrollgruppe Motorrad" (KGM) des Polizeipräsidium Mittelfranken.

Letztere stoppte bei groß angelegten Kontrollen am vergangenen Wochenende im Altmühltal zwischen Treuchtlingen und Solnhofen zahlreiche Biker. Etliche waren zu schnell unterwegs, zu laut oder auf teils abenteuerlich umgebauten Fahrzeugen – bis hin zu einem waschechten "Streetfighter-Motorrad".

Am Samstag überprüften die Beamten auf verschiedenen Strecken insgesamt 80 Biker und nahmen dabei zehn Anzeigen auf, unter anderem wegen manuell per Seilzug zu öffnender Auspuffklappen. Damit machen die Motorräder beim Beschleunigen einen schier unerträglichen Lärm.

Manipulation schwer zu erkennen

"Bei einer normalen Kontrolle ist diese Manipulation nur schwer zu erkennen", erklärt Treuchtlingens Polizeichef Dieter Meyer. "Deshalb freuen wir uns, dass wir nun zwei Kollegen bei der KGM haben. Auch wenn sie uns im Alltag gelegentlich fehlen, bringen sie künftig das nötige Wissen mit."

Biker im Altmühltal: Polizei stoppt

© Patrick Shaw

Weitere Biker waren zu schnell, mit abgefahrenen Reifen, lockeren Bremsscheiben und offenem Kupplungsdeckel auf der Piste. Wegen schwerer Verstöße mussten drei ihren Weg ohne Motorrad fortsetzen. Ein Fahrer ließ sein hochmotorisiertes Gefährt freiwillig stehen, da sein Alkoholwert nur knapp unter dem Grenzwert von 0,5 Promille lag.

Am Sonntag stoppten die Kontrolleure dann rund 100 Motorradfahrer, verwarnten 15 Biker und zeigten sieben an. Die Gründe waren größtenteils dieselben, erneut mussten drei Fahrer anschließend laufen. Insbesondere fielen mehrere Fälle auf, bei denen Biker ihr Kennzeichen verbogen hatten, um es unleserlich zu machen. Die parallelen Tempomessungen ergaben weitere sieben Verwarnungen und eine Anzeige.

"Waffenähnliche Anbauten"

Ein besonderes "Erlebnis" hatten die Polizisten mit einem 55-Jährigen aus dem Raum Ingolstadt. An dessen Motorrad waren laut Dieter Meyer "Umfang und Anzahl der Um- und Anbauten so gravierend, dass es sichergestellt wurde und einem Gutachter vorgeführt wird". Auch wenn der Besitzer vermutlich lediglich ein leidenschaftlicher Bastler sei, sei die Maschine "durch eine Vielzahl von spitzen, waffenähnlichen Anbauten verkehrsgefährdend".

Die Treuchtlinger Polizei hatte überdies schon am Vatertag unabhängig von der KGM die für Motorradfahrer gesperrten Strecke im Wolfstal von Bieswang nach Zimmern überwacht. Dort erwischte sie einen 52-jährigen Biker aus dem Eichstätter Raum, der bei Tempo 100 mit 133 Kilometern pro Stunde unterwegs war. Nachdem ihn die Beamten zurück in Richtung Bieswang geschickt hatten, raste der Mann erneut mit hohem Tempo davon. Eine zweite Messung mit der "Laserpistole" ergab 128 Kilometer pro Stunde. Den Biker erwartet nun ein Fahrverbot.

"Die Kontrollaktionen waren aus polizeilicher Sicht erfolgreich, da in vielen Fällen zielgruppenorientierte Präventionsgespräche mit den Motorradfahrern geführt und so das Gefahrenbewusstsein geschärft werden konnte", fasst Polizeichef Meyer zusammen. Aber auch die teils nötigen "repressiven Maßnahmen" hätten den Fahrern gezeigt, "dass Freude am Motorradfahren keine Rechtfertigung für die Missachtung von Regeln und die Gefährdung von Menschenleben sein kann". Es werde deshalb im südlichen Landkreis weiterhin solche Kontrollen geben.

Zum Thema:

Das Polizeipräsidium Mittelfranken hat die "Kontrollgruppe Motorrad" dieses Jahr neu aufgestellt, um auf die steigende Zahl schwerer und tödlicher Unfälle mit Zweiradfahrern zu reagieren. So war im Referenzjahr 2017 jeder fünfte Verkehrstote in Bayern und jeder dritte in Mittelfranken ein Motorradfahrer – trotz des wesentlich kleineren Anteils am Verkehr fast ebenso viele wie Autofahrer. Mehr als die Hälfte der tödlichen Motorradunfälle wurden von Bikern selbst verursacht.

Intention der Kontrollgruppe ist es deshalb laut Treuchtlingens Polizeichef Dieter Meyer, möglichst viele Motorradfahrer zu erreichen und "im Dialog auf Augenhöhe ein möglichst hohes Niveau der Regelbeachtung und vor allem des Gefahrenbewusstseins zu erwirken". Die Prävention habe dabei Vorrang, besonders unfallträchtige oder schwere Verstöße ahnde die Polizei aber konsequent. Dies spiegle sich auch in der Bilanz der aktuellen Kontrollaktionen wider.

 

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