Bohrungen in Sibirien beweisen Existenz der Hölle

10.5.2005, 00:00 Uhr

Allerdings wurde ihnen nicht geglaubt. Nur einige christliche Magazine veröffentlichten, was im März 1989 in Sibirien geschehen war. Russische Wissenschaftler hatten eine Bohrung in bisher unerreichte Tiefen unternommen. Bei 14 Kilometern Tiefe stoppte der Bohrkopf und drehte sich mit hoher Geschwindigkeit im Leeren. Offensichtlich hatte er einen Hohlraum erreicht.

Die Geologen holten das Bohrgestänge hoch und ließen an einem Stahlkabel eine Kamera und ein Mikrophon herunter. Die Kamera versagte, denn im Bohrloch herrschten plötzlich fast tausend Grad Hitze. Das Mikrophon aber nahm ein paar Sekundenbruchteile lang auf.

„Wir hörten Menschen, die vor Schmerz heulten, die Stimmen von Millionen!“, berichtet später der Projektleiter Dr. Azzacov, und führt weiter aus: „Ich glaube nicht an Gott und nicht an den Himmel. Aber jetzt glaube ich an die Hölle. Wir sind davon überzeugt, dass wir damals die Decke der Hölle angebohrt haben.“ Eine giftige Gaswolke, die aus dem Bohrloch nach oben schoss, verhinderte weitere Nachforschungen.

Auch Alaska meldet Entdeckung

Anscheinend wird die Presse auch im freien Westen kontrolliert. Denn nur die „Weekly World News“ vermeldete einen ähnlichen Vorfall bei Ölbohrungen in Alaska 1992. Dort seien 17 Arbeiter getötet worden, und zwar von einer „grauenhaften“, aber Menschen ähnlichen „Kreatur“, die plötzlich aus der Tiefe aufgetaucht sei.

Wir wissen natürlich, dass das alles frei erfunden sein muss. Aber seien wir ehrlich: Einen Augenblick lang haben wir es geglaubt. Und auf diesen Augenblick kommt es an bei modernen Märchen und Mythen.

Genau 152 solcher Geschichten hat der Journalist Bernd Harder in seinem „Lexikon der Großstadtmythen“ versammelt. Viele davon kennen wir allerdings schon, und zwar aus Büchern wie „Die Spinne in der Yucca-Palme“, „Das Huhn mit dem Gipsbein“, „Die Maus im Jumbojet“ und zuletzt „Pinguine in Rückenlage“, die der Göttinger Germanist und Sagen-Sammler Rolf Brednich herausgegeben hat.

Ein Kreuzzug wider den Aberglauben

Bei Brednich stehen persönliche Erlebnisse im Vordergrund (beispielsweise die bizarre Geschichte von den Betrügern, die einem Ehepaar ein nagelneues, noch verpacktes Fernsehgerät abluchsen und nicht ahnen, dass in dem Karton ein toter Hund liegt), die natürlich nie dem Erzähler selbst widerfahren sind, sondern dem Freund eines Freundes. Harder hingegen legt den Schwerpunkt auf Aberglauben: Astralreisen und Atlantis, Bachblüten und Blutwunder, Ufos und Unternehmer, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben - zum Beispiel Bill Gates!

Dass Harder praktisch jedes Thema der Esoterik aufgreift, nur um es kunstgerecht auseinander zu nehmen, hat seinen Grund. Er ist Autor der Zeitschrift „Skeptiker“ und Pressesprecher der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)“, die den Aberglauben mit den Mitteln der Vernunft - aber auch mit fast religiöser Inbrunst! - bekämpft.

Im übrigen tauchen viele der von Brednich und Harder als Großstadtmärchen enttarnten Geschichten selbst in seriösen Zeitungen auf, sei es nun der Rattenkopf im Speise-Eis oder der Menschenfinger im Hamburger. Die Redakteure sagen dazu gern, sie hätten sich schon gedacht, dass die Story nicht stimmen kann, aber sie sei doch so toll . . . Stimmt! Der Unterhaltungswert ist es, der Bücher wie dieses so interessant macht. Magnus Zawodsky

Bernd Harder: Das Lexikon der Großstadtmythen. Eichborn-Verlag, 319 Seiten, 19,90 Euro

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