Keine Tierquälerei mehr
100.000 Euro für ein veganes Dschungelcamp? Peta will RTL für mehr Tierschutz bezahlen
16.1.2024, 13:36 Uhr"Das ist so eine abgewichste Branche", murmelte Dschungelcamp-Teilnehmer Cosimo in der vergangenen Staffel seinem Kontrahenten Gigi zu. Trash-TV ist oftmals harsch, unmoralisch und strapaziert die sittlichen Grenzen des Sendbaren. Aber Trash-TV ist auch wahnsinnig unterhaltsam und laut eines Teams aus Kommunikations- und Medienforschern rund um Professor Leonard Reinecke hilft das intellektuell anspruchslose Abendprogramm dabei, abzuschalten und sich vom täglichen Stress zu erholen. Dafür müssen die Teilnehmer bei "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" allerdings ordentlich leiden. Immerhin werden Sie mit viel Sendezeit und folglich mehr Bekanntheit belohnt - für ihr Los haben sie sich ganz bewusst entschieden. Anders, als die Tiere, die das Trash-TV-Team einsetzt, um die Z-Promis an ihre Grenzen zu bringen. Die Krokodile, Fische und Insekten leiden und sterben. Um das zu beenden, will die Tierrechtsorganisation Peta tief in die Taschen greifen.
"Moralisches Angebot", schreibt Peta in einer Mitteilung: Die Organisation bietet dem Sender RTL 100.000 Euro an, wenn der das Dschungelcamp in diesem Jahr und in Zukunft "tierfreundlich und komplett vegan gestaltet".
Peta kritisiert einige Praktiken des Senders. Hunderte Insekten werden unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einfach zerquetscht. Außerdem sind die Krokodile, Aale oder Vögel nicht an den Menschen gewöhnt und leiden deshalb unter Stress und Todesangst. Nicht zuletzt verfehle der Sender seine Vorbildfunktion: Die Zuschauerinnen und Zuschauer würden "durch die Verharmlosung von Tierquälerei für einen empathischen Umgang mit fühlenden Lebewesen desensibilisiert."
Es sei schlichtweg falsch, Tiere nur für Unterhaltung und bessere Einschaltquoten zu missbrauchen, finden die Tierschützer. Deshalb solle RTL das Geld von Peta nutzen, um "das Camp in eine tierleidfreie Zone" umzuwandeln und somit ein "echtes Vorbild für das Millionenpublikum an den Bildschirmen werden".
Handelt das Dschungelcamp gesetzeswidrig?
Nach deutscher Rechtssprechung ist das, was im Dschungelcamp passiert, tierschutzwidrig. Denn in Absatz 1 des Tierschutzgesetzes steht: "Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Und in Paragraf 3, Absatz 6, folgt: "Es ist verboten, ein Tier zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind."
Allerdings ist nicht Deutschland, sondern Australien für die betroffenen Tiere zuständig, denn das Dschungelcamp wird an der australischen Ostküste gedreht. Auf Anfrage des "Focus" schilderte RTL: "Jede Dschungelprüfung mit Tierbeteiligung wird vorab der australischen Tierschutzorganisation ,RSPCA Notification of Animal Usage Form‘ zur Abnahme und Freigabe vorgelegt. Ohne die Abnahme und Freigabe durch die Tierschützer findet keine Prüfung mit lebenden Tieren statt". Außerdem werde die artgerechte Haltung und die Unversehrtheit der Tiere "vor, nach und bei den Prüfungen" kontrolliert.
Peta hat daran seit Jahren große Zweifel. Laut Diplom-Zoologe und PETA-Kampagnenleiter Peter Höffken würden jedes Jahr Hunderte Tiere im "Dschungelcamp" verletzt und kämen zu Tode.
Bislang hat RTL keinen Willen gezeigt, etwas am Sendungskonzept zu verändern. Anders, als in Großbritannien: Dort stehen seit 2019 immerhin keine lebenden Tiere mehr auf der Speisekarte, berichtet die "RND".
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