Kalkulierter Tabubruch

"Ins Gehirn ge..." - Heino sorgt für Gender-Eklat im Frühstücksfernsehen

Stefan Besner

Online-Redaktion

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24.9.2023, 12:00 Uhr
Die Steilvorlage des Sat1-Moderators, wie er dazu stehe, dass darüber diskutiert wird, was Kunst heutzutage überhaupt noch dürfe und was nicht und wie er denn zum "Gendern" stehe, nutzte der 84-Jährige, um ein unmissverständliches Statement loszuwerden

© IMAGO/Peter Hartenfelser Die Steilvorlage des Sat1-Moderators, wie er dazu stehe, dass darüber diskutiert wird, was Kunst heutzutage überhaupt noch dürfe und was nicht und wie er denn zum "Gendern" stehe, nutzte der 84-Jährige, um ein unmissverständliches Statement loszuwerden

Die einen fordern es, die anderen verachten es. Selten hat ein Thema, das die deutsche Sprache betrifft, die Gesellschaft derart gespalten. "Wie hältst du's mit dem Gendern?" lautet die Gretchenfrage des 21ten Jahrhunderts. Schlagerstar Heino hat eine klare Meinung dazu - und die tat er jüngst im Frühstücksfernsehen kund.

"Das ist ein Stück Kulturgut."

Die Steilvorlage des Sat1-Moderators, wie er dazu stehe, dass darüber diskutiert wird, was Kunst heutzutage überhaupt noch dürfe und was nicht und wie er denn zum "Gendern" stehe, nutzte der 84-Jährige, um ein unmissverständliches Statement loszuwerden: "Denen ham se ins Gehirn geschissen." Er werde "weiter von der schwarzen Haselnuss singen" oder "lustig ist das Zigeunerleben" performen. "Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut.", so Heino. Aufgrund dieser Aussagen steht sein geplanter Auftritt auf "Hanselmann's Wiesn", der berühmtesten Wiesn-Party der Schweiz, nun auf der Kippe.

Zankapfel Gendern

Nun kann man wie bei der faustschen Frage nach der Religion vom Gendern halten, was man möchte. Verächter wie Verfechter versammeln durchaus stichhaltige Argumente auf ihren jeweiligen Seiten. Der sinnvollen Forderung nach Gleichberechtigung lässt sich die sprachwissenschaftliche Unterscheidung zwischen biologischem und grammatikalischem Geschlecht gegenüberstellen. Auch die Problematik, ob jene exemplarische Ungerechtigkeit, nach der Frauen bei gleicher Leistung nachweislich im Schnitt weniger verdienen als Männer, bereits mit der Sprache bekämpft werden könne oder sogar müsse, gibt es unzählige Antworten, aber keine endgültige. Fakt ist: Sprache lebt. Und alles Leben verändert sich immerfort. Ob jedoch eine künstliche Korrektur am Ende reale Missstände bekämpft oder eher bereits bestehende gesellschaftlich Fronten sich noch weiter verhärten, wird die Geschichte zeigen.

Heino dürfte es egal sein. Ihm ging es um etwas gänzlich anderes - und zwar: Promotion. Sein neues Album "Lieder meiner Heimat“ steht in den Startlöchern. Die betonte Flapsigkeit seiner so dahingeworfen wirkenden Worte ist wohl temperiertes Kalkül. Ganz nach der Devise "Es gibt keine schlechte Publicity, außer deinem eigenen Nachruf." versucht der 84-Jährige ein möglichst großes mediales Echo zu generieren - mit Erfolg. Wer sich also gerne lautstark über die verrosteten Ansichten des alten weißen Mannes echauffiert, sollte sich sehr gut überlegen, wem er damit einen Gefallen tut.