Umstrittene Aussage

"Verstörend und respektlos": Jörg Kachelmann über Thomas Gottschalks Abgang bei "Wetten, dass..?"

Johanna Michel

Online-Redaktion

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29.11.2023, 08:39 Uhr
In dieser Baggerschaufel verließ Thomas Gottschalk am Samstagabend ein letztes Mal die Unterhaltungsshow "Wetten, dass..?". 

© IMAGO/Ervin Monn, IMAGO/Bildagentur Monn In dieser Baggerschaufel verließ Thomas Gottschalk am Samstagabend ein letztes Mal die Unterhaltungsshow "Wetten, dass..?". 

Es war seine 154. Folge von "Wetten, dass..?", die Thomas Gottschalk am Samstagabend, 25. November, moderierte. Danach hagelte es aber ordentlich Kritik. Ob in den Schlagzeilen oder auf Social Media - Gottschalks Verhalten kam bei vielen nicht wirklich gut an. Weit oben in der Kritik stand dabei unter anderem Gottschalks Disput mit Rapperin Shirin David, die sich gleich mehrfach mit dem Moderator anlegte.

Tage nach der Ausstrahlung im ZDF wird aber auch noch etwas anderes kritisiert, unter anderem von Moderationskollege Jörg Kachelmann. Denn in sozialen, aber auch klassischen Medien überschatten Gottschalks Worte, er würde nicht mehr so frei reden können wie früher, den Abgang des 73-Jährigen. Es stellt sich die Frage, was er damit wohl gemeint haben könnte.

"Shitstorm hergelabert"

"Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen – und das ist auch keine dolle Entwicklung. Und bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt: 'Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert.' Dann sage ich lieber gar nichts mehr", lauteten die Worte des Moderators am Samstag während der Live-Show. Die Diskussion rund um diese Aussage dreht sich jetzt um Sprechverbote im Fernsehen, "ausufernder politischer Korrektheit und der oft zitierten 'Cancel Culture'", berichtet unter anderem "t-online".

Das Magazin hat mit Kachelmann über die so umstrittene Aussage Gottschalks gesprochen - auch, weil der weiß, wie es sich anfühlt, von Teilen der Gesellschaft verstoßen zu werden und gegen Falschbehauptungen ankämpfen zu müssen. Demnach sagte er im Gespräch, er sei "sehr überrascht über die peinliche Larmoyanz" gewesen und "dachte, dass [Gottschalk] cool durch eine große Tür abtreten würde, nun ist es die kleinstmögliche geworden."

"Verstörend und respektlos"

Seiner Meinung nach solle man einen coolen und kurzen Abgang hinlegen, wenn man so erfolgreich gewesen ist und viel Geld verdient hatte - und dieses Privileg genießen. "Stattdessen jammern, dass man öffentlich nicht mehr die Sau rauslassen kann wie früher und offenbar immer noch zu Hause. Das ist verstörend und respektlos gegenüber Menschen, die mehr arbeiten und weniger verdienen – also gegenüber allen", so Kachelmann weiter im Gespräch mit "t-online".

Er selbst kann nur von seinen eigenen Erfahrungen sprechen und habe in seiner Zeit als Moderator der Sendung "Riverboat" von 2019 bis 2022 keinen internen Filter anwenden müssen, geschweige denn seine Privatspreche auf die während der Arbeit anpassen müssen. Er könne "nur ahnen, wie Herr Gottschalk sich zu Hause benimmt, wenn er Angst davor hat, mit nämlichem Verhalten öffentlich einen Shitstorm zu erzeugen."

Gottschalk zukünftig in anderen Shows?

Und auch einen Blick in die Zukunft wagte der Moderationskollege für Gottschalk im Gespräch mit dem Magazin: "Alte reiche Männer sollten keine Wutbürger sein und sich auf schöne Auftritte bei Julian Reichelt vorbereiten. Das ist nicht der Gnadenhof, den man sich für Herrn Gottschalk wünschen möchte." Reichelt, der ehemalige Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, ist derzeit auf seinem YouTube-Kanal "Achtung, Reichelt!" zu finden, wo er vor allem mit rechtspopulistischer Meinungsmache auffällt.

Aber warum sollte Gottschalk dort auftauchen? Reichelt und der 73-Jährige kennen sich noch aus "Bild"-Zeiten. Und bereits im Jahr 2021 tauchte Gottschalk in der Sendung "Viertel nach Acht" von "Bild-TV" auf - damals beschwerte er sich über Coronamaßnahmen. Und laut Kachelmann wissen "Menschen in der Abendsonne ihrer Karriere [...], wo man noch eingeladen wird, wenn man sonst nirgendwo mehr eingeladen wird. Ich erwarte, dass wir von Herrn Gottschalk hören werden in Foren, in denen er endlich sprechen darf wie zu Hause." Wo genau Gottschalk auftauchen wird und ob Kachelmann mit dieser Meinung recht behält, das bleibt vorerst abzuwarten.