«Der leuchtende Fluss» in Erfurt gefeiert

1.11.2010, 11:13 Uhr
«Der leuchtende Fluss» in Erfurt gefeiert

© dpa

Sein Schicksal greift die Oper der österreichischen Komponistin Johanna Doderer «Der leuchtende Fluss» auf, die am Sonntagabend am Erfurter Theater ihre Uraufführung erlebte. Das Publikum feierte die moderne wie gesellschaftskritische Inszenierung in der Regie von Generalintendant Guy Montavon mit Bravo-Rufen und langanhaltendem Beifall.

Eingängige Musik mit wiederkehrenden Motiven und starke Bilder zeichnen die Tristesse im Reservat, die Schrecken des Krieges und die Vereinnahmung für Propagandazwecke nach.

Dabei folgt die Oper, für die der ebenfalls aus Österreich stammende Autor Wolfgang Hermann das Libretto schrieb, nicht streng der Historie. Der wahre Hayes - den ein Flaggenfoto 1945 bei der Schlacht um die japanische Insel Iwo Jima berühmt machte - starb mit 32 Jahren als Alkoholiker.

Auf der Bühne wird der entwurzelte Held, den der amerikanische Tenor John Bellemer überzeugend singt, am Ende erschossen. Auch seine Geliebte May (Marisca Mulder) und deren Bruder Taylor (Florian Götz) auf der einen sowie wie der skrupellose General Curtis (Peter Schöne) und die ehrgeizige Offizierin Smith (Stéphanie Müther) auf der anderen Seite sind ein Kunstgriff.

Die getrennten Welten der Weißen und der Indianer setzt Peter Sykora gekonnt in einem zweigeteilten Bühnenbild um. Während unten Armut und Wassermangel das Leben im düsteren Reservat bestimmen, wird oben in schneeweißen Uniformen Sekt getrunken und Wasser verschwendet. Eine überdimensionale Röhre steht symbolhaft für die Umleitung des Flusslaufes, die den Indianern ihre Lebensgrundlage nahm. Um der Misere zu entkommen, melden sich viele freiwillig zum Militär. Widerwillig zieht schließlich auch Hayes in den Krieg, in dem er für «Ehre und Ruhm» kämpfen soll.

Doch der von schrillen Tönen begleitete Kampf bringt Tod. Von einem herabschwebenden Gitter fallen uniformierte Puppen als Bildnis für die Gefallenen. Auf einem Leichenberg hisst Hayes zum Zeichen der Eroberung gemeinsam mit anderen Soldaten die amerikanische Flagge und wird dabei fotografiert. Dann wird er auf einer landesweiten Propagandatour als Held vorgezeigt. Gequält von Alpträumen und der Erinnerung an seine tote Kameraden sucht er Zuspruch im Alkohol. Der «leuchtende Fluss» spielt gleichsam mit der indianischen Mythologie. Immer wieder holen Hayes in der fremden Welt der Weißen seine Ursprünge ein.

Anders etwa als in dem Oscar gekrönten Leinwandepos «Flags of our Fathers» von Clint Eastwood beschränkt sich Johanna Doderer mit ihrem Opernstoff auf den Soldaten und die Herkunft Ira Hayes. Unter der musikalischen Leitung von Walter E. Gugerbauer spielt das Philharmonische Orchester Erfurt. Dabei kommen die Sänger nicht immer gegen den Orchesterpart an, zuweilen sind die Texte nur schwer verständlich.