Der Nachbau des Ludwigsbahnhofs polarisiert

18.8.2010, 09:00 Uhr
Der Nachbau des Ludwigsbahnhofs polarisiert

© Ralf Rödel

„Die Idee als solche ist toll und auch ihre Umsetzung ist in Ordnung, aber ich hätte mir doch etwas größere Dimensionen gewünscht“, sagt Werner Jockusch, städtischer Verkehrsplaner im Ruhestand und passionierter Fan der großen und kleinen Eisenbahn.

„Im Großen und Ganzen“ gefällt Jockusch der Bahnhof, dessen Außenwände aus Plastikplanen bestehen, die per digitalem Druck eingefärbt und dann über ein Aluminiumrohgerüst gespannt wurden. Allerdings hätte Jockusch aus bahnhistorischer Sicht bevorzugt, dass man das originale Gebäude maßstäblich nachgebaut und nicht um etwa ein Drittel verkleinert hätte.

„Schöner wäre es gewesen, auch die ,Abschlusshäuschen‘ nachzubilden und wie beim richtigen Ludwigsbahnhof eine Einfriedung um die Ecke zur Friedrichstraße zu ziehen“, meint Jockusch, der das Projekt dennoch „im Grundsatz für gelungen“ ansieht und vor allem die Leistung der Bahnjubiläums-Planer lobt — weiß er doch aus eigener Anschauung, wie schwer es ist, solche ambitionierten Vorhaben durchzuziehen, wenn die städtischen Kassen leer sind.

Weniger begeistert ist Werner Jockusch von der Platzierung eines Imbiss- und Getränkewagens am Bahnhofsnachbau in Richtung Friedrichstraße. Denn der mit großen Werbelogos bedruckte Gastro-Anhänger samt umgebendem Mini-Biergarten verstellt die freie Sicht auf den Bahnhofs-Seitenflügel, der die Stellwände für die bahnhistorischen Schautafeln des Stadtheimatpflegers Alexander Mayer liefert.

City-Manager Thomas Schier verteidigt den Standort: „Wir haben so viel Abstand zwischen dem Bahnhof und dem Weizenbiergarten gelassen, wie es möglich war, ohne noch mehr Parkplätze zu belegen“, sagt Schier, der die kleine Gastronomie-Insel als „Service für die Besucher des Bahnhofs“ versteht. Folgerichtig dürfe man sie auch nicht zu sehr „verstecken“.

„Ein Kompromiss“

„Die Gäste der allabendlichen Pavillon-Lesungen sollen ebenfalls in den Genuss von Speis‘ und Trank kommen“, gibt Schier zu bedenken, der überdies in der Großplanung für das Eisenbahnfest Ende August keinen anderen Platz für den Weißbiergarten fand — „ein notwendiger Kompromiss“ in Schiers Augen.

Bei den Fürthern stößt der Bahnhofsnachbau auf ein geteiltes Echo. Eine Gruppe von Jugendlichen besichtigt das „Gebäude“ mit ungläubigem Lächeln. „Die hätten für das Geld lieber einen Bolzplatz bauen sollen“, meint der 15-jährige André Buchreither leicht verärgert.

Sein 17-jähriger Freund Matthias Schultheiß pflichtet ihm bei: „Das ist doch nur Geldverschwendung wie der Plastik-Christbaum, der hier vor ein paar Jahren zum Stadtjubiläum stand.“

„Mir gefällt der Bahnhof sehr, ich würde mir wünschen, dass er stehen bleibt“, sagt dagegen die 15-jährige Ülhü Arslan.

Erwachsene Fürther wie Alexander Roth treibt „die pure Neugier“ auf die Freiheit, denn Roth ist nach eigenen Worten, „kein Eisenbahnfan“. Er nimmt aber gerne die städtischen Programmhefte zur „Zeitreise“ und dem Eisenbahnfest mit. Roths Besucher Daniel Fischer aus Brandenburg mag den Bahnhof und auch er hofft, dass sich für die Replik nach der Jubiläumsfeier „eine dauerhafte Standort-Lösung“ abzeichnet. An die glaubt City–Manager Schier ebenfalls: „Zum Bahnfest haben sich viele ,Offizielle‘ aus Nürnberg angesagt — da geht bestimmt was.“