Dirty business Basketball

Die Falcons verlieren gegen Tübingen, Matthew Moyer demnächst wohl seinen Platz im Team

7.11.2021, 20:10 Uhr
Lange Gesichter nach der Overtime-Niederlage: Josh Price (links), Matthew Moyer (rechts) und Dupree McBrayer (Mitte).

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Lange Gesichter nach der Overtime-Niederlage: Josh Price (links), Matthew Moyer (rechts) und Dupree McBrayer (Mitte).

Josh Price hatte ein gelungenes erstes Heimspiel für seinen neuen Arbeitgeber hingelegt, nun würde er auch noch die Punkte 16 und 17 erzielen, wahrscheinlich die einfachsten zwei Zähler in seiner Karriere. Die Begegnung zwischen den Nürnberg Falcons und den Karlsruhe Lions war entschieden am Freitagabend in der Kia Metropol Arena, da tänzelte Price einsam Richtung Korb der Gäste. Karlsruhe war am Versuch gescheitert, noch einmal den Ball zu klauen, auf dem Videowürfel tickten die letzten Sekunden herunter – und Price: verweigerte den Korbleger.

Im Basketball gehört es zum guten Ton, den Gegner nicht weiter zu demütigen, wenn ein Spiel entschieden ist. In der eng umkämpften zweiten Basketball-Bundesliga hat aber zuweilen schon der direkte Vergleich aus Hin- und Rückspiel über eine Teilnahme an den Playoffs entschieden. Kapitän Sebastian Schröder versuchte deshalb mit rudernden Armen seinen Mitspieler zum Werfen zu animieren, Price gehorchte, traf aber nur noch den Ring. Endstand: 89:83.

Ob die zwei verpassten Punkte noch einmal wichtig werden in dieser Spielzeit, davon wird sich Josh Price im Frühling wohl selbst aus nächster Nähe überzeugen können. Für seinen Stellvertreter und amerikanischen Landsmann Matthew Moyer gilt das eher nicht.

Gegenspieler, Mitspieler, Jobkiller

Moyer kam im August nach Nürnberg, es ist seine erste Station nach dem College. Parallel dazu heuerte Price in Ehingen an, auch für ihn ist es die erste Profistation. Jedes Jahr spucken die Hochschulen in den USA zahlreiche junge Basketballer auf den Markt, ein kleiner Bruchteil schafft den Sprung in die NBA, die große Mehrheit muss sich in Europa, Asien oder Südamerika einen Arbeitsplatz suchen – oder beendet die Sportlerkarriere, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

Mitte Oktober, als Nürnberg und Ehingen aufeinandertrafen, standen sich die beiden direkt gegenüber. Moyer überzeugte nicht, Price schon, hatte sich zuvor aber mit seinem Trainer überworfen. Der Vertrag wurde anschließend aufgelöst – und die Falcons griffen zu. Drei Wochen waren die beiden nun Teamkollegen, demnächst dürfte nur noch einer von beiden im Teamroster auf der Homepage der Liga geführt werden.

Die Spiele gegen Karlsruhe und am Sonntag gegen den Tabellenzweiten Tübingen (Endstand 90:92 nach Verlängerung) verpasste Moyer wegen einer Verletzung, aber selbst wenn er wieder fit ist, dürfte es äußerst schwierig werden, noch Minuten zu bekommen.

Sobald ein Schnürsenkel fehlt

In keiner anderen Sportart werden während der laufenden Saison so viele Spieler ausgetauscht. Ein "Dirty Business" nennen es manche, Ralph Junge, der Geschäftsführer der Falcons, sieht es pragmatischer: "Der Markt ist groß", sagt er, "deswegen ist auch die Fluktuation groß – allerdings nicht nur wegen der Vereine, sondern auch wegen der Agenten, die oft doppelt verdienen. Und die ersten sind, die sich melden, sobald irgendwo ein Schnürsenkel fehlt."

An anderen Standorten gehört das Prinzip "Hire and fire" zum Geschäftsmodell, in Nürnberg soll es weiterhin die Ausnahme bleiben, dennoch: "Wir sind kein Klub, der mit seinen Spielern schlecht umgeht, aber du musst Spiele gewinnen", sagt Junge: "Den Zuschauer interessiert am Ende der Saison nicht, warum du nur 10 statt 15 Spielen gewonnen hast."

Die dazugehörigen Gespräche fallen Junge nicht immer leicht, vor allem nicht, wenn es sich um "nette, junge Kerle" handelt; nette, junge Kerle wie Matthew Moyer.

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