Schlossgarten: Hunde und Radfahrer sorgen für Konflikte
03.09.2016, 06:00 UhrDas letzte große Open-Air-Ereignis in diesem Sommer ist vorbei. Bei strahlendem Sonnenschein genossen tausende Literaturliebhaber im Schlossgarten am vergangenen Wochenende das 36. Poetenfest. Die Besucher sind weg, ihre Spuren aber haben sie hinterlassen. Niedergetrampelter Rasen und ein paar kahle Stellen: Die städtischen Mitarbeiter der Abteilung Stadtgrün haben mit der Pflege des Schlossgartens, der eigentlich der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) gehört, nun wieder alle Hände voll zu tun.
Da die Parkanlage aber auch für öffentliche Veranstaltungen — wie eben das Poetenfest oder die Schlossgartenkonzerte — genutzt wird, ist die Stadt durch eine besondere Kooperation für Pflege und Gärtnerarbeiten dort zuständig. Die beiden Partner arbeiten eng zusammen, vor allem, was die beiden nebeneinander liegenden Anlagen Schlossgarten und Botanischer Garten angeht.
Durch das Verbindungstor
Da ist es nur konsequent, dass sich der Technische Leiter des Botanischen Gartens, Claus Heuvemann, (mindestens) genauso gut im benachbarten Schlossgarten wie in der Anlage der FAU auskennt. Schließlich gibt es genug Überschneidungen und sogar Verbindungstore zwischen den Gärten. Und, wie der Landschaftsarchitekt und Gärtner sagt: "Vögel überlegen auch nicht lange, ob sie sich im Botanischen Garten oder im Schlossgarten niederlassen". Ausreichend Nistkästen gibt es jedenfalls an beiden Orten.
Deshalb ist der gesamte Bereich als ein Areal, eine grüne Insel mitten in der Stadt zu verstehen. "Sie glauben nicht, wie viele Vögel abends bei uns einfallen", erzählt Heuvemann, "die haben ihre richtigen Schlafbäume". Viele Arten, auch seltene, sind unter den nächtlichen Besuchern: Stieglitze, Meisen, Zaunkönige, Kleiber, Wintergoldhähnchen oder auch Spechte. Sie suchen sich ihre Plätzchen in den zahlreichen und zum Teil auch sehr alten Bäumen.
Im Schlossgarten etwa steht eine rund 150 Jahre alte Eiche. "Das", erläutert Heuvemann, "gibt es heute fast nicht mehr." Auch Eschen, Linden, Ulmen, Kastanien, Ahornbäume sowie ein Trompetenbaum ("das ist mein Liebling") sind im Schlossgarten, gemeinsam mit herrlichen Pflanzen wie Platanen, Mahonien oder das Pfaffenhütchen („das ist wichtig für das Rotkehlchen“).
Kein Wunder, dass sich in diesem Paradies, neben Vögeln, auch andere Tiere und Insekten wohlfühlen. Igel beispielsweise oder Eichhörnchen. Sogar Totholz halten die Verantwortlichen im Schlossgarten für verschiedene Tier- und Insektenarten bereit.
Hunde gehören an die Leine
Doch völlig unberührt ist die Natur im Schlossgarten nicht (mehr). Dabei stellen nicht die wenigen kulturellen Termine das Problem dar, sondern vor allem die täglichen zweibeinigen Besucher mit ihren Vierbeinern. "Hundebesitzer", erzählt Heuvemann, "werden immer uneinsichtiger". Man könne ihnen kaum oder gar nicht vermitteln, dass ihre Tiere an die Leine gehören. "Ein Igel oder ein Eichhörnchen hat bei einem freilaufenden Hund keine Chance", sagt er. Von der Gefahr, die für kleine Kinder ausgeht, sagt er, ganz zu schweigen.
Für Ärger sorgen auch Radfahrer, die größtenteils für die Schlaglöcher im Schlossgarten verantwortlich sind. Die jährliche Ausbesserung der wassergebundenen Wege, die aus Natursteinmaterialien bestehen, dauert zwei Wochen. Die Wegereparatur mit der Wiederherstellung der angrenzenden Rasenfläche mit Rasen, teilweise Rollrasen, kostet nach städtischen Angaben zirka 14 500 Euro. "Die Wege werden durch die Nutzung generell verschlissen, aber das Befahren der Wege mit Fahrrädern erhöht den Verschleiß", sagt Christoph Kintopp, der Leiter des Sachgebietes Grünflächenverwaltung und -unterhalt in der Abteilung Stadtgrün
Das Slacklining, das Seiltanzen auf einem Schlauchband zwischen zwei Befestigungen sei ebenfalls ein Problem. Ab etwa elf Uhr befinden sich bis zu 40 Besucher jeden Alters auf der Suche nach den Fantasiewesen am Rückert-Brunnen.
Die angrenzenden Gehölzflächen werden mit Absperrband geschützt, weil die Querfeldeinsuche zu Schäden an den Gehölzen und Trampelpfaden führt. "Besonders riskant sind fahrradfahrende Sucher, weil sie wie Fußgänger auch, nicht auf ihre Umgebung achten", sagt Kintopp. Da die Pokomóns-go-App deshalb geändert wurde, werde die Suche auf dem Rad für die Benutzer künftig nicht mehr "vorteilhaft sein", hofft der Sachgebietsleiter.
Ort für die Mittagspause
Trotz dieser Vorfälle findet Heuvemann für die Schlossgarten-Gänger überwiegend positive Worte: "Das sind Einzelfälle, die meisten Besucher halten sich an die Regeln." Für viele (Stamm)Gäste sei der Schlossgarten ein wichtiger Treffpunkt.
Eine Frau etwa habe ihre Mittagspause jahrelang immer im Botanischen Garten und im Schlossgarten verbracht, erzählt er: "Sie hat den Tag im Büro nur mit dem Besuch durchgehalten." Die soziale Funktion des Schlossgartens sei daher enorm. "Gerade Menschen, die keinen eigenen Garten oder nichts Grünes um sich herum haben, brauchen diese Oase."
Sollte der Schlossgarten als Naherholungszentrum deshalb womöglich länger geöffnet bleiben? Das lehnt Claus Heuvemann strikt ab: "Nein, auf keinen Fall, im Schutz der Dunkelheit wäre der Vandalismus sicher schlimmer."
Sollte der Schlossgarten länger geöffnet sein? Beteiligen Sie sich an unserer Online-Umfrage. Sie können bis Samstag, 10. September, im Internet abstimmen: unter www. nordbayern.de/erlangen
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