Es soll weniger Autos in Erlangen geben

27.7.2017, 12:00 Uhr
Es soll weniger Autos in Erlangen geben

© Peter Millian

Die vier zu einzelnen Problemstellungen bestellten Gutachter wollten nicht missverstanden werden: "Was wir hier vorstellen, sind Ergebnisse unserer Untersuchungen sowie darauf fußende Schlussfolgerungen, die in Handlungsanleitungen münden können – aber eben nur können." So wäre es nach Ansicht der Gutachterin Juliane Krause für den Erlanger Radverkehr dringend geboten, die in den letzten 30 Jahren gewachsene Infrastruktur an Radwegen und Lösungen für Radfahrer den heutigen Anforderungen anzupassen, insbesondere neue Nutzerkreise zu erschließen. Um beispielsweise Berufspendler zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen, müssten "neue, qualitativ hochwertige Angebote geschaffen werden", so Juliane Krause.

Kleine Verbesserungen

Neben dem Radverkehrsnetz in der Fläche müsste ihrer Ansicht nach ein Vorzugsnetz und Radschnellverbindungen geschaffen werden, um Verlagerungseffekte weg vom Auto zu erzielen. Weitere Maßnahmen wären demnach die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht und der "duale" Radverkehr (entweder Radweg oder Straße) sowie die Runderneuerung der in die Jahre gekommenen Radwege. Nicht zu vergessen: Es müssen Lösungen für intelligente Rad-Abstellplätze gefunden werden.

Den Fußgänger wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen und den Gang durch die Stadt attraktiver zu machen ist das Anliegen einer Untersuchung, die sich Schwächen im Fußwegenetz vorgenommen hat. So gibt es zwar für viele Einrichtungen in der Stadt eine gute Erreichbarkeit, es fehlt aber oft an Verknüpfungen, die eigenständige Mobilität für Kinder und Senioren ist in vielen Fällen nicht zufriedenstellend gelöst. Zudem gehören zu den großen Schwachstellen zu schmale und (oft noch zusätzlich) zugeparkte Gehwege, die Stadt habe ein hohes Konfliktpotenzial zwischen Radfahrer und Fußgängern, so Gutachter Dankmar Alrutz aus Hannover. Insgesamt habe Erlangen "unterdurchschnittlichen" Fußgängerverkehr.

Die Szenarien für den Autoverkehr zur Entlastung der Neuen Straße und der Henkestraße waren bereits im letzten Forum diskutiert worden. Durch Bündelung des Verkehrs auf weniger Achsen (Werner-von-Siemens-Straße, Palmsanlage) sollen die genannten innerstädtischen Straßen künftig weniger Verkehr abbekommen, auch der Verkehr über die Äußere Brucker Straße in die Innenstadt könnte anders gelenkt werden. Zudem würde eine Verlängerung der Thalermühlstraße bis zur Autobahnauffahrt "Mitte" die Altstadt entlasten, wie Gutachter Matthias Kölle erklärt.

Zu den Verkehrslenkungsmaßnahme gehört aber auch eine Temporeduktion auf bestimmten Strecken der Innenstadt – Tempo 30, an einigen Stellen sogar Tempo 20 sind bereits in der Erprobung.

Auch Baumaßnahmen sind nach Kölles Ansicht geeignet, den Verkehr zu beruhigen, damit erträglicher zu machen und zu "lenken". Beispiel Maximliansplatz: Hier würde ein Straßenumbau zwischen Herz-Jesu-Kirche und neuem Bettenhaus zu einer Mischfläche für alle Verkehrsarten (einschließlich Fußgängern) zu einem Attraktivitätsverlust für den Auto(durchgangs)verkehr führen – ein möglicherweise erwünschter Effekt.

Das Thema Parken in Erlangen bleibt auch aus Gutachtersicht wenig erfreulich, da die Zahl der "Stellschrauben" überschaubar bleibt. Verbesserungspotenzial gibt es hier beim "Aufparken" auf Gehwegen – zudem sollten klarere Tarifregelungen im Stadtgebiet den Parksuchverkehr besser lenken. Dazu gehöre es auch, Parkhäuser durch Preisanpassungen attraktiver zu machen, in Erlangen seien diese zu teuer.

ZBürgerinformationsveranstaltungen sind für den Herbst geplant. Weitere Infos zum VEP im Internet unter www.vep-erlangen.de

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