Haken für die Mitarbeiter

Kein Bargeld mehr: In diesem Nürnberger Lokal darf man nur noch mit Karte zahlen

12.1.2023, 15:39 Uhr

Nur noch mit EC- oder Kreditkarte erhältlich: Die beliebten Currywürste von "Wurstdurst". © Katharina Wasmeier; ALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH/ALDI/obs; Montage: Sabine Schmid

Wie viele andere Unternehmer sucht auch Christian Wagner, Geschäftsführer der Barcode Union GmbH, nach Maßnahmen, die helfen sollen, dass seine Restaurants gut durch die Zeit der Inflation kommen. Wagner, dem neben "Wurstdurst" Lokale wie "Zeit & Raum" und "Die rote Bar" gehören, wurde nun bei der Konkurrenz fündig.

Dass man in Läden wie "Salat & Joghurt Bar", "Herzblut Friseure" und der "Kuhmuhne" nur noch mit Karte zahlen kann, interessierte ihn so sehr, dass er zunächst das Gespräch mit deren Mitarbeitern und Geschäftsführern suchte, um dann im Herbst 2022 vorerst testweise auf Bargeld im "Wurstdurst" zu verzichten.

"Anfangs war ich nicht wirklich überzeugt", räumt Wagner ein. Er fürchtete, die Umsätze könnten einbrechen, schließlich zahlten erfahrungsgemäß rund ein Drittel seiner Kunden bar. Doch die Befürchtungen bestätigten sich nicht, im Gegenteil: "Da die Resonanz der Kunden und die Umsätze im Oktober und November positiv ausgefallen sind, haben wir beschlossen ab Dezember Bargeld endgültig abzuschaffen. Natürlich hat man ab und an mal jemanden, der nörgelt, doch das gehört eben dazu."

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Viele Vorteile, aber ein Nachteil

Vor Oktober 2022 waren drei Zahlungsarten bei Wurstdurst möglich: mit Karte, mit der App Satispay und mit Bargeld. "Da es nun nur noch zwei Abrechnungswege gibt, ist der Verwaltungsaufwand wesentlich geringer", freut sich Wagner darüber, dass es keinen Gang mehr zur Bank gibt. Ihm zufolge gingen (allein durch die Fehlersuche) wöchentlich gut vier Stunden verloren, wenn die Kasse nicht gestimmt habe.

Auf die Frage, ob man sich bei Wurstdurst etwas kaufen kann, wenn man keine Karte parat hat, antwortet Wagner: "Nein, Ausnahmen können wir keine machen. Das würde technisch nicht funktionieren. In diesem Fall muss man sich halt eine Karte leihen." Angesprochen darauf, ob diese Haltung auch Nachteile haben könnte, kontert der Geschäftsführer: "Heutzutage hat jeder ein Bankkonto, sogar Kinder und Jugendliche. Ich kenne keinen, der kein Bankkonto hat."

Einen Nachteil räumt Wagner ein. Er bedauere, dass es zurzeit technisch nicht möglich sei, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Trinkgeld zu geben und nimmt die Zahlungsdienstleister in die Pflicht: "Ich hoffe, dass dieser Umstand von den Entwicklern schnellstmöglich behoben wird."

Win-Win-Situation trotz Inflation

Der größte Vorteil für die Kunden ist laut Wagner: Der "Wurstdurst" könne seine Preise aktuell stabil halten. Durch die Energiekrise in Folge des Ukraine-Kriegs sei das Unternehmen unter einen enormen Kostendruck geraten. Nicht nur Strom und Gas haben sich verteuert. Die Preise für Speiseöle und -fette stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamts von Oktober 2021 bis Oktober 2022 um 41 Prozent, Fleisch kostet 20 Prozent mehr.

Bei Wurstdurst mache sich die aktuelle Inflation nicht bemerkbar, betont Wagner: "Durch die Abschaffung von Bargeld sparen wir eine Menge Geld. Und diese Einsparungen geben wir an unsere Kunden weiter."