Kultur startet
Bühne frei für die Kultur im Dehnberger Hoftheater
08.06.2021, 10:55 Uhr
„Wo bleibt die Musik?!“ Wohl kaum ein Liedtitel schreit die Situation der Musiker und Kulturschaffenden in Pandemiezeiten so heraus wie Werner Schmidbauers Song. Dabei ist das Lied schon vor sieben Jahren entstanden. Aktuell durchbricht der öffentliche Ruf nach der Musik das monatelange Auftritts- und Konzertverbot von Musikern, Sängern wie Schauspielern, Kabarettisten und Künstlern aller Couleur.
Zum Auftakt der seit Kurzem möglichen Spielzeit hatte das Team des Dehnberger Hoftheaters um Ralf Weiß und Brigitte Schürmann den Sänger und Gitarristen, Liedermacher und Fernsehmoderator Werner Schmidbauer ins Dehnberger Hoftheater eingeladen. Der Bad Aiblinger hatte zugesagt, zählt doch das Dehnberger Hoftheater mit seinem historischen Ambiente zu einem seiner Lieblingsspielplätze in Franken.
Zumindest am Premierenabend spielte das Wetter mit – ein spätfrühlingshafter, warmer und regenfreier Freitagabend. Die 60 Karten für die Plätze im Hof zum Auftakt von Schmidbauers Solotour "Bei mir" waren im Nu vergriffen. Kein Wunder: Ralf Weiß hatte auf der DHT-Internetseite nahezu wöchentlich Lebenszeichen gesandt und die Hoffnung postuliert, dass es doch endlich auch für die Kultur losgehen soll.
Monatelang gab es nur Musik- und Kulturstreaming übers Internet, anzusehen auf dem 17-Zoll-Bildschirm oder dargeboten in der Miniaturansicht eines Smartphones. Da kann das Soundsystem im Wohnzimmer noch so gut sein, das Liveerlebnis ersetzt es nicht.
"Es schaut schee aus!" ist Schmidbauers Begrüßung an sein Publikum im Hof des Dehnberger Dreiseithofs. Der Künstler hatte "auf den Tag genau vor acht Monaten" sein letztes Konzert vor "einer Handvoll Maskengesichter" gegeben.
Schmidbauer weiß um diesen exklusiven Moment auf der Bühne vor einem kunst- und kulturhungrigen Publikum. Er erkennt und nutzt ihn. Nicht umsonst zählt er zu den "Momentensammlern". Das Einstimmen der Gitarrenseiten, ein paar Töne aus der Mundharmonika, das leichte Tänzchen vor dem Mikrofon, sein Blickkontakt mit dem Publikum, ein paar Geschichten aus der Lockdownzeit und aus seinem fast 40-jährigen Musikerleben. Es sind Momente, die Schmidbauer sich selbst schenkt, dann aber mit seiner Musik und seiner Bühnenpräsenz an sein Publikum weitergibt. Momente wollen eben miteinander geteilt werden.
Nach langer Tour mit Martin Kälberer und Pippo Pollina ist Werner Schmidbauer nun solo unterwegs. Dabei hat er drei Gitarren, zwei Mundharmonikas und seine Songs mit der Botschaft seiner Lebenserfahrungen aus nun fast sechs Lebensjahrzehnten. Da klingt gefühlvolle Erinnerung in "Bleib halt da" an jene, die nicht mehr da sind, an. Oder das Lied aus dem Blick des Endfünfzigers "Vergiss nicht. Aufgegeben wird erst am Schluss. Vorher auf keinen Fall." Schmidbauer krönt sein Soloprogram mit einer Hymne auf Chuck Berry und kleidet dessen mitreißende Musik in ein Mundharmonikasolo und einen fiktiven Straßenmusikantenauftritt in der Münchner Fußgängerzone.
Begegnungen und Wege sind Schmidbauers andere Seite. Seine "Gipfeltreffen" mit Persönlichkeiten dieser Tage sind nahezu legendär, enthalten sie doch sein Lebensmotto: durchs Gehen eröffnet sich das Leben und dabei lösen sich so manche Probleme. Schmidbauer gehen dabei Melodien durch den Kopf und daraus entstehen dann Songs wie "Ganz schön weit", die Mut machen wollen, den eigenen Weg selbst zu gehen. Dazwischen plaudert er ganz locker mit seinem Publikum. Mitsingen geht noch nicht, dafür klatscht das Publikum im Takt seiner Musik.
Nach 90 Minuten – inklusive Zugabe – ist Schluss. Mehr lassen die coronabedingten Auflagen nicht zu. Die Freude über den ersten Live-Auftritt nach langem Warten begleitet die Zuschauer nach Hause – und den Künstler sicherlich auch. Am Freitag folgt der Auftritt von Norbert Nagel & Friends (die Veranstaltung von Samstag ist bereits ausverkauft), ein Wochenende später läuft im DHT die Komödie "Don Camillo und seine Herde".
Informationen unter www.dehnbergerhoftheater.de im Internet.
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