Kommunalwahl in Rothenburg: Drei "Auswärtige" wollen OB werden

12.3.2020, 10:09 Uhr
Drei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von OB Walter Hartl.

© dpa Drei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von OB Walter Hartl.

Ein früherer Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Fürth, eine Schulleiterin aus Baden-Württemberg und ein Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg: Den drei Bewerber(innen) um den Sessel des Oberbürgermeisters in Rothenburg ob der Tauber kann eher Weitläufigkeit als provinzielle Engstirnigkeit unterstellt werden.

Die 48 Jahre alte CSU-Kandidatin Martina Schlegl wurde in Rothenburg geboren und hat in München studiert: Germanistik und Geografie mit den Schwerpunkten Tourismus, Klimageografie, Wirtschaftsgeografie und Stadtentwicklung. In Rothenburg hatte sie am Reichsstadt-Gymnasium von 2000 bis 2017 unterrichtet, bevor sie in Tauberbischofsheim, im fränkischen Nordosten Baden-Württembergs, Schulleiterin wurde. Sie sagt: "Rothenburg ist eine tolle Stadt. Als ich im Herbst auf eine Kandidatur angesprochen wurde, habe ich mich nach gutem Überlegen dafür entschlossen, weil mein Herz an Rothenburg hängt."

Verbindungen zum Reichsstadt-Gymnasium hat auch Markus Naser: Der 39-Jährige hat dort im Jahr 2000 sein Abitur gemacht. Seit 2015 ist er Vorsitzender des im TourismusStädtchen bedeutenden Vereins Alt-Rothenburg. Bereits 2010 hatte er im Fach Landesgeschichte promoviert. Seit 2007 arbeitet er an der Uni Würzburg. Er kandidiert, wie er erklärt, "weil mir Rothenburg am Herzen liegt". Naser tritt für die Freie Rothenburger Vereinigung (FRV) an.


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Der SPD-Bewerber Harry Scheuenstuhl kommt direkt aus der Landespolitik. Er wurde 1961 in Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) geboren. Der Diplom-Ingenieur war von 1996 bis 2013 Bürgermeister seiner 5000-Seelen-Gemeinde und saß auch im Fürther Kreistag. 2013 zog er in den Landtag ein. 2018 flog er nach dem Wahldebakel der bajuwarischen Sozialdemokraten aus dem Maximilianeum. Er ist heute allerdings der erste Nachrücker in den Landtag. Er sagt, als Oberbürgermeister könne "man für ein gutes Leben für die Bürger sorgen".

Laut dem Rothenburger SPD-Chef Christoph Rösch bringt der 58-jährige Scheuenstuhl "die Fähigkeiten mit, die ein Oberbürgermeister braucht". Der studierte Umweltingenieur verfüge aus seiner Zeit im Dienst im Landratsamt Ansbach über "fundierte Verwaltungskenntnisse"; durch seine berufliche Tätigkeit im Bauamt sei Scheuenstuhl ohnehin für den Raum Rothenburg zuständig gewesen. Als Bürgermeister Wilhermsdorfs habe er "fast drei Perioden lang bis zu seinem Einzug in den Landtag unter Beweis gestellt, dass er Kommunalpolitik kann".


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Und im Landtag habe sich der Kandidat, neben seiner Funktion als umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport für die Anliegen der Kommunen, gerade im ländlichen Raum, stark gemacht. Als Mitglied des Landtags hatte er sich auch um den örtlichen Stimmkreis gekümmert: "Mit den großen Themen der Region Rothenburg, wie dem demografischen Wandel oder der Gesundheitsversorgung, ist er daher bestens vertraut." Gegenüber der Fränkischen Landeszeitung betont Scheuenstuhl, dass er im Falle eines Sieges "selbstverständlich" nach Rothenburg ziehen würde.

Die Ziele der OB-Kandidaten

Einig sind sich alle drei Bewerber, dass das Rothenburger Krankenhaus erhalten bleiben müsse — auch wenn der Klinikverbund ANregiomed dies immer wieder in Zweifel ziehe. Weitere große Themen sind die Folgen des Massentourismus, die Kinderbetreuung, ein möglicher Bürger-Rufbus und günstiger Wohnraum.

Markus Naser beispielsweise will hier "eine gute Mischung". Mit Blick auf das neue Baugebiet "Himmelweiher" etwa möchte er – in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken – sogenannte Micro-Apartments bauen lassen: maximal 30 Quadratmeter für maximal 400 Euro warm.

Mit Blick auf den Schuldenstand Rothenburgs von 22 Millionen Euro will die Christsoziale Martina Schlegl Prioritäten setzen. Es sei wichtig, Zukunftsinvestitionen zu tätigen wie in Gebäude, in Infrastruktur und in Bildung: "Eine Gemeinde darf sich nicht zu Tode sparen. Dann ist sie unattraktiv."

Fest steht: Es wird eine spannende OB-Wahl. Beobachter halten den Ausgang für völlig offen.

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