21. September 1970: Zuviel Kampf, zu wenig Technik - und kein Tor

21.9.2020, 07:00 Uhr
21. September 1970: Zuviel Kampf, zu wenig Technik - und kein Tor

© Contino

Doch das Spektakel geriet zum Kümmernis. Statt Derbygeschichte in feinen Spielzügen zu schreiben, gab es ein wildes Gedresche um den Ball und am Ende mit 0:0 ein Ergebnis, das so armselig ausschaut, wie die verkrampfte Partie 30 Minuten lang verlief. „Glücklich ist, wer vergißt ...“, ärgerte sich ein Nürnberger auf dem Heimweg. Schon die ersten 300 Sekunden enthielten alle Elemente, die später in unregelmäßiger Folge immer wiederkehrten: nervöses Ballgeschiebe, Aus- und Fehlschläge, Abseitsstellungen, Freistöße, dazu regelwidrige Zweikämpfe, nach denen die „Duellanten“ meist zu Boden gingen. Den ersten durchdachten, flüssigen, wenn auch nicht schnellen Angriff leitete der Club ein, doch der harmlose abschließende Kopfball von Drexler nötigte Löwer lediglich dazu, beide Hände dem Ball hinzuhalten. Beide Torleute, Löwer wie Welz, verbrachten im Schein der wärmenden Sonne einen beschaulichen Nachmittag zwischen den Torpfosten. Wann läßt sich das schon einmal in einem Spiel vom letzten Mann jeder Mannschaft sagen?

Welch Urteil aber auch über die Stürmer! Die Aktionen spielten sich tatsächlich überwiegend im Mittelfeld bis in Höhe der Strafräume ab. Wann immer eine Kombination über zwei oder drei Stationen anlief, wurde sie im nächsten Augenblick durch einen Regelverstoß erstickt. Genaue Manndeckung schien das A und 0 der Auseinandersetzung zu sein. Die Fürther machten mit schnellen Konterversuchen den etwas besseren Eindruck, zumal der fleißige Ebenhöh überall auftauchte und für Verwirrung in der Abwehr des Clubs sorgen wollte. Vergebens. Hüben wie drüben stand die Deckung wie ein Fels. In der 14. Minute erkämpfte sich der 1. FCN die erste Ecke. Drei Minuten später schoß Benesch, und Welz ließ den bereits gehaltenen Ball über die Linie zur Ecke gleiten. Aus beiden Ecken wurde nichts. Etwas mehr Mühe hatte Welz, als er in der 25. Minute einen Eckball von Jäger auf der Torlinie abwehren mußte. Und dann kam doch jener Augenblick, indem es nach einem Treffer aussah, und zwar für Fürth. Nach einer guten halben Stunde hatte sich Jäger auf der rechten Seite „durchgetankt“ und trat den Ball entschlossen zu dem vor dem Tor lauernden Ebenhöh. Der fackelte nicht lange und nahm den Ball direkt aus der Luft. Am Pfosten vorbei strich der Ball ins Aus. Es war die beste Torchance dieser Partie.

Der Halbzeitpfiff wurde allerseits – aus was für Gründen auch immer – willkommen geheißen. Jeder hoffte, nach Wiederanpfiff ein besseres Fußballspiel zu sehen. Tatsächlich sah man einige Minuten lang den Club konzentrierter und angriffsfreudiger am Werk, aber in seine Attacken hinein stieß ständig Fürth. Da es zudem bei den Regelwidrigkeiten blieb – Schöpe wurde in der 53. und Nüssing in der 73. Minute verwarnt –, kam kein Kombinationsspiel zustande. Mehr oder weniger Zufälligkeiten bestimmten die beiderseitigen Bestrebungen. Dabei war sogar Fürth gefährlicher. Es folgte – um es so zu nennen – noch die „Stunde der Trainer“, die teils freiwillig, teils gezwungen mit neuen Kräften ihrer jeweiligen Elf auf die Siegesstraße helfen wollten. Fred Hofmann schickte Perras für Pieper (59. Minute) sowie Barthel Thomas Löhr für Müller (65.) und Leupold für Michl (69.) aufs Feld. Doch nichts änderte sich. Das kämpferische Moment bestimmte weiterhin das Geschehen, ständig mußte der Unparteiische Freistöße verhängen, zunehmend in Strafraumhöhe. Sie brachten nichts ein, weil sie von der Mauer abgewehrt oder zur Ecke abgefälscht wurden. Zwar sah es einige Male bedrohlich vor den Toren aus, doch das alles entscheidende Tor fiel nicht. Während des gesamten Treffens gab es überhaupt nur drei gezielte Schüsse, zweimal auf Welz und einmal auf Löwer zu. Nichts vermag deutlicher zu erklären, warum die Auseinandersetzung torlos endete. Ein Wort zu Schiedsrichter Geng aus Freiburg: er war mit der Aufgabe, die ihm diese Auseinandersetzung stellte, überfordert. Wahrscheinlich infolge mangelnder Erfahrung gelang es ihm nicht, die zahllosen Fouls richtig zu bewerten. Er hatte auch keine glückliche Hand mit der Vorteilsauslegung. Obwohl er oft, besonders im zweiten Abschnitt, mit seinen Entscheidungen danebengriff, benachteiligte er beide Mannschaften gleichmäßig. Geng war nicht gut, aber dennoch verdient er ein Lob: trotz der Hektik und der vielen Regelverstöße glitt ihm die Partie zu keinem Zeitpunkt aus der Hand. Er brachte sie ohne Hilfe eines Platzverweisses über die Zeit.

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