6. Januar 1971: Leguan und Jaguar als Haustiere

6.1.2021, 07:00 Uhr
6. Januar 1971: Leguan und Jaguar als Haustiere

© Graser

Aus Prestigegründen wählen Playboys und Gutbetuchte den „Mercedes“ unter den Großkatzen: fünf Pumas fanden in einer Nürnberger Zoohandlung für 1500 DM ihren Liebhaber. Sie sind noch die „zahmsten“ unter den Großkatzen und gewöhnen sich rasch an den Pfleger. Ausgewachsen verspeisen sie drei Pfund Fleisch am Tag.
Auch sechs Jaguare (3500 DM) gingen „an den Mann“. Diese Schnelläufer müssen allerdings als Baby aufgezogen werden. Werden sie älter als ein Jahr gekauft, gewöhnen sie sich nicht mehr ein und sind dann sehr gefährlich.
Anita Neumeyer: „Es ist ein Unding, Großkatzen in einer Mietwohnung halten zu wollen. Wir geben unsere Tiere grundsätzlich nur an Käufer mit Haus und Garten ab, die auch die Voraussetzungen zu bester Pflege mitbringen. Auch muß das Ordnungsamt vom Kauf einer Großkatze informiert werden und die Unterbringung genehmigen.“

Nasenbären aus Paraguay

Innerhalb weniger Tage waren fünf Nasenbären (300 DM) aus Paraguay „vergriffen“. Diese drolligen Kleinbären waren zwar etwas teuer, aber die Luftfracht beträgt allein schon 100 Mark.
Aus Nordamerika stammen die drei Krabben-Waschbären (300 DM), die nun in Nürnberg ihr Zuhause gefunden haben. Sie haben einen umfangreichen Speisezettel und spülen die Futterbrocken vor dem Verzehr sorgfältig ab.
Affen dürfen seit einigen Jahren nur in ganz geringen Mengen eingeführt werden. Deshalb ist die Nachfrage sehr groß, und es werden von den Zoohandlungen stolze Preise verlangt. In Nürnberg konnte man nur Arten erstehen, bei denen die Nachzucht leichter gelingt: Pinselohräffchen, Kapuziner- und Rhesusaffen wurden zwischen 200 und 400 DM angeboten.

Indiens beliebtestes Haustier, der schlangentötende Mungo (150 DM), fand in der Noris keine Freunde: Ein Zoogeschäft blieb auf einigen Mungos sitzen.
Einen enormen Auftrieb konnten die Fachhändler bei Amphibien und Reptilien verzeichnen. Noch in keinem Jahr zuvor wurden so viele Schlangen, Krokodile und Frösche für das Terrarium gekauft.
Ein Geschäft konnte 30 Pythonschlangen (ab 80 DM) aus Afrika abbuchen. Diese Schlange wird in der Größe von einem Meter angeboten und erreicht eine stattliche Länge. Sie zeichnet sich vor allem durch ihr lebhaftes Wesen aus, das dem Pfleger bei einem ausgewachsenen Exemplar allerdings etwas gefährlich werden könnte.

Ebenfalls ein Verkaufsschlager wurde die Regenbogenboa (ab 60 DM), die in allen Farben schillert. Sie schätzt vor allem Kleinsäuger als Menü, so daß sich der Besitzer schon eine Mäusezucht anlegen muß.
Eine Modeerscheinung sind Kaimane (35 DM), aus Südamerika die mit einer Länge von 30 Zentimetern angeboten werden. Sie werden sehr zahm und fressen Fleischstreifen aus der Hand. Für heranwachsende Kaimane müßte der Halter jedoch einen Swimming-Pool anlegen. Für Reptilienfans mit geringeren Ansprüchen waren Grüne Leguane (30 DM) das Richtige. Sie brauchen zwar viel Wärme, sind aber als reine Vegetarier mit Obst und Salat zufrieden.
Auch Geckos wurden zu Dutzenden verkauft. Besonders interessant ist die Hauptart Tokee (20 DM), die bei Erregung wie ein wütender Hund bellt. Eidechsen (von 5 DM bis 50 DM) fanden reißenden Absatz. Sie wurden gleich zu mehreren erworben und in ein spezielles Eidechsenterrarium eingesetzt. Smaragd- und Baleareneidechsen sowie Erzschleichen waren Schlager der Weihnachtssaison.

Populäre Amazonen

Verwirrend war die Auswahl bei exotischen Vögeln. „Fußvolk“ war das große Heer der Prachtfinken aus Afrika und Australien. Gehobenen Ansprüchen wurden Papageien gerecht: Vor allem Gelb- und Blaustirnamazonen (250 DM) sind populär geworden.
Gelbhaubenkakadus (350 DM), die sich in diesem Jahr durch einen akzeptablen Preis auszeichneten, fanden allein an einem Tag vier Käufer. Die meisten Mönchssittiche (40 DM) werden allerdings die Feiertage in den Zoohandlungen erleben. Bei Vogelfreunden hat es sich inzwischen herumgesprochen, daß diese Sittichart das Fest durch ihr markerschütterndes Geschrei erheblich stört.

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