"Teils heftige Aggressivität"

Angriffe während Corona-Demo in Franken: Teilnehmer im Eilverfahren zu Haftstrafen verurteilt

13.12.2021, 17:43 Uhr
Bis zu 2000 Menschen versammelten sich während der nicht angemeldeten Corona-Demo in Schweinfurt. 

© Oliver Schikora, dpa Bis zu 2000 Menschen versammelten sich während der nicht angemeldeten Corona-Demo in Schweinfurt. 

Bis zu 2000 Menschen zogen am Wochenende größtenteils ohne Maske durch die Schweinfurter Innenstadt. Die Mehrheit demonstrierte zwar friedlich gegen die Corona-Maßnahmen der Staatsregierung - es sei aber auch zu Szenen mit "teils heftiger Aggressivität" gekommen, teilt die Polizei mit.

Seit Tagen diskutiert Deutschland über eine mögliche Radikalisierung etwa der "Querdenken"-Szene, mehrere Extremismusexperten warnten vor Gewalt. Genau die gab es nun unter anderem bei der Kundgebung im unterfränkischen Schweinfurt.

Weil die Polizei die Maskenpflicht durchsetzen wollte, gerieten die Einsatzkräfte ins Visier einiger Teilnehmer. Ein Mann griff "plötzlich einen Beamten in einer Polizeikette tätlich an", heißt es in einer Pressemitteilung des Präsidiums Unterfranken. Der 27-Jährige schlug dem Polizisten mit der Faust ins Gesicht, dieser trug eine Platzwunde am Kopf davon. Der Angreifer tauchte zwar in der Menschenmenge unter, konnte wenig später aber vorläufig festgenommen werden. Er wurde am Montag in einem Eilverfahren zu acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt - sie wird unter Auflage einer Zahlung von 3500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zur Bewährung ausgesetzt.

Zwei Männer landeten vor dem Richter

Ein 29-Jähriger landete nach der Corona-Demo ebenfalls vor dem Schweinfurter Amtsgericht. Der Mann geriet in eine Kontrolle, weil er innerhalb der Alkoholverbotszone trank. Er trat mehrmals mit dem Fuß gegen die Köpfe der Einsatzkräfte, nachdem er "massiven Widerstand leistete", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Der Angreifer wurde in einem Eilverfahren zu sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt - auch sie wird unter Auflage einer Zahlung von 1500 Euro zur Bewährung ausgesetzt.

Zudem sollen zwei Verdächtige versucht haben, ein Zivilfahrzeug der Polizei anzuzünden. Dabei nutzten die Männer auch Brandbeschleuniger. Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei verhinderten, dass der Wagen Feuer fing. Die Verdächtigen wurden noch am Sonntag festgenommen, gegen sie läuft nun ein Verfahren wegen versuchter Brandstiftung, versuchter Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel, Landfriedensbruch und vorsätzlichen Führens einer Waffe. Inzwischen erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl, die mutmaßlichen Täter sitzen in einer Justizvollzugsanstalt.

Grüne: "Einsatzstrategie überdenken"

Auch wegen der Vorfälle in Schweinfurt forderten die Grünen im Landtag, die Einsatzstrategie der Polizei zu überdenken. "Diese Radikalisierung der Querdenker-Bewegung ist ein erhebliches Sicherheitsrisiko für unser Land", sagte Fraktionschefin Katharina Schulze in München. "Außerdem braucht es ein Demokratieförderprogramm zur Bekämpfung von Verschwörungsmythen, Antisemitismus und Rassismus." Bisher komme von der Söder-Regierung nichts. "Dabei ist das dringend nötig."