Die gefiederten Freunde immer im Blick

20.01.2019, 18:03 Uhr
Die gefiederten Freunde immer im Blick

© Foto: Claudia Lehner

Seit 1972 ist Klein Mitglied des Verbandes. Gleich zu Beginn hat er die Ortsgruppe in Uffenheim mitgegründet. Im ehemaligen Gasthof Zur Alten Post fanden damals die ersten Veranstaltungen statt, erinnert er sich. Zu dieser Zeit wurden die Vorsitzenden noch nicht gewählt, sondern von der Zentrale des LBV bestimmt. Der Verband hat seine Anfänge in der 1909 gegründeten Staatlich autorisierten Vogelschutzkommission für Bayern. Klein war der erste, der 1979 im Gasthaus Zum Birnbaum in Bad Windsheim durch das Votum der Mitglieder zum Kreisvorsitzenden gewählt wurde – und dann alle vier Jahre wieder. In Bayern ist er damit der dienstälteste Kreisvorsitzende des LBV.

Landesgeschäftsführer Gerhard Koller kennt und schätzt Klein seit 1981, als er den Posten in Hilpoltstein übernommen hat. "Beständigkeit und enormes Wissen über die Natur – diese Eigenschaften beschreiben wohl am besten Herbert Klein und seine Verbindung zum LBV", sagt er. "Sein Engagement und seine Begeisterung für den Naturschutz hat in all den Jahren kein Stück nachgelassen und auch heute versteht er es mit Witz und Sympathie, Menschen für die Arbeit des LBV zu begeistern. Dabei ist er stets offen für Neues und immer auf dem neuesten Stand."

Aufzuhören könnte Klein sich schon vorstellen, aber ein Nachfolger sei schwer zu finden. "Es ist noch keiner in Aussicht. Die ziehen alle nicht", beschreibt er, dass er durchaus aktiv Kandidaten angesprochen hat. "Vielleicht habe ich es einfach zu gut gemacht, sodass sich keiner traut", scherzt er.

Sehnsucht nach dem Himmel

Gearbeitet hat der heutige Rentner Klein als Mechaniker "in der Fabrik", beispielsweise bei Bosch, der AEG und viele Jahre bei der Firma Getrag in Bad Windsheim. Doch schon immer hat es ihn nach draußen gezogen, wo er "den Himmel über sich hat". Seine Pausen hat er immer an der frischen Luft verbracht und große Teile seiner Freizeit mit dem Beobachten von Vögeln – als Ausgleich zur Arbeit. "Das habe ich gebraucht." Schon in der Schule habe er sich für Vögel interessiert. Nachdem er 1968 geheiratet hatte, hat er sich "wieder darauf zurückbesonnen".

Als Klein den LBV im hiesigen Kreis übernahm, hatte dieser 200 bis 220 Mitglieder, aktuell stagniere die Mitgliederzahl ein bisschen – bei rund 650. Wie in so vielen Vereinen seien es aber immer die gleichen, die bei Aktivitäten dabei sind. Und davon gibt es viele, wie einen Arbeitskreis für Botanik, das Monitoring von Greifvögeln, Eulen oder der Wiesenweihe, die Landschaftspflege, Artenhilfsprogramme und Kartierungen, Vorträge, Exkursionen und Sammlungen, eine Gruppe kümmert sich um den Fledermausschutz, Nistkästen werden aufgestellt und gepflegt.

Der Verband hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten stark professionalisiert. Wurde zu Beginn noch sehr viel mehr ehrenamtlich erledigt, gibt es nun deutlich mehr Mitarbeiter in den Geschäftsstellen, "viele sehr kompetente Leute", bekennt Klein. "Die bringen das Ganze schon voran." Dennoch tragen immer noch die Mitglieder vor Ort enorm viel zum Artenschutz bei.

In vier Jahrzehnten hat Klein einen deutlichen Rückgang der Arten erleben müssen. In manchen Fällen konnten die Vogelschützer gegensteuern, in anderen das Verschwinden nur hinauszögern. "Was haben wir früher Rebhühner gehabt", erinnert sich Klein an die Erzählung eines Jägers, nach der in einem Revier 600 Tiere geschossen worden waren. 1992 war das Rebhuhn Vogel des Jahres, seitdem sei der Bestand um 80 Prozent zurückgegangen. Hätten in den 1990er-Jahren noch 20 bis 30 Paare des Raubwürgers im Landkreis gebrütet, so war es 2018 noch ein einziges. Und der Steinkauz ist letztlich doch verschwunden, obwohl man mehr als 100 Nistkästen aufstellte, erzählt Klein. Im vergangenen Jahr habe man wieder mal eine erfolgreiche Brut bei Geckenheim gehabt. "Man hofft natürlich", sagt er. Auch der Rotkopfwürger wurde nach zehn Jahren wieder bei Ergersheim entdeckt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg seien in der Uffenheimer Altstadt an die 100 Dohlen herumgeflogen. 1985 brütete dort das letzte Paar. Im übrigen Landkreis war die Entwicklung ähnlich. Bis auf eine Kolonie auf Schloss Schwarzenberg bei Scheinfeld waren sie überall verschwunden. Unterstützt von Nistkästen des LBV begann von dort aus die Wiederbesiedlung. 2004 haben Dohlen auch in Uffenheim wieder Junge aufgezogen. Bei der Schleiereule hatte der LBV ebenfalls mit Nistkästen Erfolg. Einen weiteren Erfolg gab es bei den Störchen. "Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass mal ein Schwarzstorch bei uns brütet", erklärt Klein. Eigentlich brauche er Feuchtgebiete und hätte dennoch in der "Sahelzone" Bayerns ein Nest bezogen. Plötzlich tauchen auch Nil- und Rostgänse auf.

"Das Insektensterben lässt sich nicht leugnen", erklärt Klein. Was sich als Nahrungsquelle natürlich auch auf Vögel auswirkt. Das Aufkommen der verschiedenen staatlichen Förderprogramme begrüßt Klein, doch müssten sie noch zielgerichteter sein. "Da muss sich was in der Landbewirtschaftung ändern", fordert er einen grundlegenden Wandel. Der LBV unterstützt aus diesem Grund das von der ÖDP initiierte Volksbegehren "Rettet die Bienen". Darin wird unter anderem eine Quote von 80 Prozent ökologischem Landbau angestrebt.

Im Internet eintragen

Der 76-Jährige selbst ist im Monitoring von Eulen und Wiesenweihen aktiv. "Man braucht eine Eselsgeduld", erzählt er. Manchmal könne es bei den Einsätzen schon sehr lange dauern, bis sich ein Vogel zeigt. Immer wieder hat Klein während des Gesprächs den Garten im Blick und die scheuen Stieglitze. "Jetzt sind sie wieder da", weist er auf die Körnerfresser hin, die sofort auffliegen, sobald sich etwas bewegt. 35 war bisher die größte Anzahl, die er beobachtet und notiert hat. Bei Spaziergängen ist immer ein Kalender oder ein Zettel mit einer Liste von Arten mit dabei, in der er vorläufig festhält, was er später sauber in sein rotes Buch überträgt.

Mittlerweile hat moderne Technik auch im Vogelschutz Einzug gehalten. Im Internet halten Vogelfreunde aus ganz Deutschland auf www.ornitho. de Beobachtungen fest, auch Klein. Auf seine rote Kladde will er aber dennoch nicht verzichten. Selbst wenn sich bis zur nächsten Wahl im Kreisverband ein Nachfolger findet, Herbert Klein wird seine Vögel weiter beobachten und schützen.

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