Junger Afghane möchte arbeiten - darf aber nicht

03.09.2017, 10:24 Uhr
"Mo" hält ein Schild hoch mit der Aufschrift "Mein Chef braucht mich". Auch die anderen betroffenen jungen Männer demonstrieren für eine Ausbildungserlaubnis.

© Claudia Lehner "Mo" hält ein Schild hoch mit der Aufschrift "Mein Chef braucht mich". Auch die anderen betroffenen jungen Männer demonstrieren für eine Ausbildungserlaubnis.

"Danke", sagt Mohammed höflich. "Danke, dass Sie gekommen sind." Er begrüßt die 230 Gäste, die nach und nach im eigens aufgestellten Festzelt Platz nehmen. Bratwurst-Semmeln gibt es und Getränke, alles umsonst. Hotelier Oliver Späth will sich nicht lumpen lassen. Auch ein Feuerwerk hat er organisiert. Bad Windsheim soll es sehen. So leicht will er nicht aufgeben im Kampf um seinen – so hofft er noch – künftigen Azubi.

Mohammed scheint es gar nicht glauben zu können, dass so viele gekommen sind, um ihn zu unterstützen. "Das freut mich sehr", sagt er und lächelt. Nicht nur seine Leidensgenossen, andere Jugendliche, die meisten ebenfalls aus Afghanistan, die genauso wie er nicht mit ihrer Ausbildung beginnen dürfen, obwohl sie einen unterschriebenen Vertrag vorweisen können, sind hier. Auch viele Ehrenamtliche, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, aus dem ganzen Landkreis. Außerdem Freunde und Kollegen, interessierte Bürger aus Bad Windsheim, einige Politiker.

Plakate fordern Umdenken

Die jungen Männer sind vorbereitet, mit Plakaten, auf denen sie fordern, arbeiten zu dürfen: "Mein Chef braucht mich", "Nichts tun macht krank", "Ohne Arbeit kein Sinn im Leben". Rainer Krug von der Caroga Flüchtlingshilfe, der viele der jungen Männer im Auftrag des Jugendamtes betreut hatte und sie auch weiterhin unterstützt, rückt die Veranstaltung ins rechte Licht: Es geht um Mohammed, aber eben auch um etliche andere, die sein Schicksal teilen.

Bis auf drei wurde allen von ihm betreuten jungen Afghanen die Ausbildung untersagt – trotz aller Bemühungen, den Anforderungen des Amtes nachzukommen. Erst am Donnerstag habe er versucht, die so schwer zu besorgende Tazkira, das afghanische Äquivalent einer Geburtsurkunde, mit sechs seiner Schützlinge in Ansbach nachzureichen. Nun soll eine Nummer fehlen und dies müsse er im Konsulat in München überprüfen lassen. Termine gibt es erst im November. Immer gebe es etwas Neues, nie scheint es zu reichen. Für neun junge Afghanen läuft nun eine Klage gegen ihr Ausbildungsverbot. Das kostet Geld.

Jedoch sind nicht nur Afghanen betroffen. Auch ein 37-jähriger Ukrainer klagt im Gespräch mit der WZ, dass er wegen "niedriger Bleibeperspektive", wie es das Amt ausdrückt, keine Arbeitserlaubnis erhält. Eine Stelle hätte er gehabt. Seinen Namen will er nicht nennen, er fürchtet Probleme. An den Tischen wird diskutiert, über die persönliche Tragödie, die das Nichtstun für die jungen Männer bedeutet, auch auf was für dumme Ideen so etwas bringen kann, über die Nöte der Arbeitgeber, die so schwer Auszubildende finden.

Unverständnis über Politik

Es gibt Unverständnis über die Politik, die das zulässt oder heraufbeschworen hat. Denn, das wird mehrfach gesagt, in manchen Landkreisen werde dies weniger streng gehandhabt und vor allem in anderen Bundesländern, in denen der Ermessensspielraum der Behörde sehr viel weiter ausgelegt zu werden scheint als in Bayern.

Entsprechend fordert Ulrike Taukert, Kreisvositzende der Grünen, von Bundestagsabgeordnetem Carsten Träger (SPD), dem einzigen Politiker, der sich bisher des Themas im Landkreis angenommen hatte, mit Bezug auf die strikte bayerische Linie: "Verhindern sie auf Bundesebene, dass so etwas noch mal möglich ist." Träger verspricht, sich einzusetzen. "Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit", findet er. Drei Stadträte waren am Donnerstag mit dabei: Horst Allraun (CSU), Uta Gampe (FDP) und Jürgen Heckel (Wi R).

Der Kampf geht weiter. Nun wurde auch einem anderen Mitarbeiter von Späth die Ausbildung untersagt: Mokthar Zafari. 142 Gäste der Feier haben bereits eine Petition unterschrieben, im Internet (wirsindmo.de) soll bald ein entsprechendes Formular stehen. Der Unterstützerkreis Asyl organisiert eine Demonstration. Am Donnerstag, 7. September, geht es um 15.30 Uhr am Landratsamt los, dann weiter zum Neustädter Marktplatz.

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