Bahn ist pünktlich wie seit 15 Jahren nicht

17.1.2021, 13:18 Uhr

ICE- und IC-Züge fuhren 2020 so pünktlich wie lange nicht. © Arnulf Hettrich/imago-images

Der Kampf gegen die Unpünktlichkeit hat bisher alle Bahnchefs der DB AG begleitet. Heinz Dürr, Johannes Ludewig, Hartmut Mehdorn, Rüdiger Grube.

Sie alle kämpften, wie der aktuelle Vorstandsvorsitzende Richard Lutz auch, mit der Komplexität eines 33.000 Streckenkilometer umfassenden Schienennetzes mit 5700 Stationen und 68.000 Weichen.

Klemmt es irgendwo, kommt es auf den Gleisen, die sich der Fern-, Regional- und Güterverkehr teilen müssen und in die über Jahrzehnte zu wenig investiert wurde, zu einem Dominoeffekt.

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Selbstgesteckte Ziele nicht erreicht

So blieb es meist bei den Versprechen der Bahnchefs, die Züge pünktlicher machen zu wollen. Selbstgesteckte Ziele wurden kaum erreicht. So sollten 82 Prozent der ICE- und IC-Züge im Jahr 2018 pünktlich fahren, worunter die DB-Statistiker verstehen, dass sie nicht mehr als sechs Minuten Verspätung haben. Tatschlich waren es am Ende nur knapp 75 Prozent.

Bester Wert seit 15 Jahren

Jetzt ist das Ziel erreicht, die Bahn vermeldet die den höchsten Pünktlichkeitswert seit 15 Jahren. 81,8 Prozent der Fernverkehrszüge fuhren 2020 nach Plan, eine Steigerung von rund 6 Prozentpunkten gegenüber Vorjahr.

Auch im Regionalverkehr hat die DB die Pünktlichkeit ihrer Züge gegenüber 2019 weiter gesteigert. Mit 95,6 Prozent erreichte DB Regio im Jahr 2020 die beste Pünktlichkeit seit Bestehen der DB AG.

Die Pünktlichkeitszuwächse sind nach Angaben des Staatskonzerns etwa zur Hälfte auf Corona zurückzuführen. Weniger Fahrgäste verringerten die Haltezeiten an den Bahnhöfen.

Entlastetes Streckennetz

Zeitweise waren etwas weniger Züge im Einsatz, auch im Güterverkehr. Dadurch war das Streckennetz weniger belastet, insbesondere die Bahnknoten.

Zudem führt die DB auch ihr Strategieprogramm "Starke Schiene" ins Feld, mit dem seit 2019 intensiv an der Verbesserung der Pünktlichkeit gearbeitet würde. 2020 gab es zeitweise die Rekordanzahl von über 1.000 Baustellen pro Tag. Durch eine bessere Bauplanung sei die Anzahl baustellenbedingter Verspätungen um fünf Prozent gesunken.

Maßgeblich positiven Einfluss auf die Pünktlichkeit hätte außerdem die höhere Verfügbarkeit von Zügen gehabt, weil die Fernverkehrsflotte etwa durch den Zulauf von immer mehr ICE-4-Zügen wächst und damit das Durchschnittsalter des Fuhrparks sinkt. Bis zum Jahr 2026 investiert die DB rund 8,5 Milliarden Euro allein in die Modernisierung der Fernverkehrsflotte. Alle drei Wochen erhält die DB einen neuen ICE 4. Über 50 ICE 4 sind bereits im Einsatz.

Zusätzlich hatte DB Fernverkehr im vergangenen Jahr neun neue Doppelstock-IC-Züge von Stadler in Betrieb genommen. Mit den Fahrzeugen des Herstellers Bombardier gibt es hingegen erneut Ärger, zwischen Nürnberg und Karlsruhe mussten sie sogar aus dem Verkehr gezogen werden.