Fahrplanwechsel: Der XXL-ICE rollt bald durch Bayern

16.11.2020, 14:27 Uhr
Seit Herbst 2016 ist der neue ICE-4 unterwegs. Mit dem neuen Fahrplan wird auch die XXL-Variante mit 13 Wagen auf die Schiene gesetzt.

Seit Herbst 2016 ist der neue ICE-4 unterwegs. Mit dem neuen Fahrplan wird auch die XXL-Variante mit 13 Wagen auf die Schiene gesetzt.

Die Corona-Krise trifft auch den Fernverkehr der Deutschen Bahn mit aller Wucht. Während der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr und Frühsommer kam die Nachfrage durch die weitgehenden Ausgangs- und Reisebeschränkungen zwischenzeitlich praktisch zum Erliegen.

Mit den Lockerungen erholten sich die Fahrgastzahlen in ICE und IC dann wieder, zwischenzeitlich lagen sie immerhin wieder bei 75 Prozent des eigentlich üblichen Niveaus. Doch längst geht es wieder abwärts, Ende Oktober lag die Auslastung teilweise nur noch bei 30 bis 35 Prozent und dürfte nun durch den Teil-Lockdown noch weiter gesunken sein.

Neue Sprinter-Verbindung

Dennoch hält die DB daran fest, das komplette Angebot weiterhin aufrecht zu erhalten und mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 auszubauen. Auf der vor drei Jahren mit viel Tamtam eingeweihten Rennstrecke München - Nürnberg - Berlin stehen dann auch am Wochenende alle fünf Sprinter-Verbindungen parat.

Insbesondere mit der Frühverbindung um 5.56 Uhr ab München (ab Nürnberg 7.01 Uhr) erreicht man künftig auch samstags und sonntags die Bundeshauptstadt schon um 10 Uhr. Die Reisezeit von der Pegnitz an die Spree beträgt weniger als drei Stunden.

Zusätzlich fahren im Stundentakt ICE mit Zwischenhalten in Leipzig, Erlangen, Bamberg oder Coburg. Bei den Nord-Süd-Verbindungen profitieren insbesondere Augsburg und Treuchtlingen von einer zusätzlichen Direktverbindung aus Hamburg nach München.

Auch auf anderen Fernverkehrsstrecken wie zwischen Nürnberg - Würzburg - Frankfurt oder von München über Stuttgart, Augsburg und Frankfurt sollen im Laufe des nächsten Jahres die Kapazitäten dank neuer Züge steigen, die Bahn spricht von 13.000 zusätzlichen Sitzplätzen täglich im Fernverkehrsnetz.

Bahn frei für XXL-ICE

Möglich wird das vor allem durch das neue Rückgrat der ICE-Flotte. Immer mehr Züge der 4. Generation, die offiziell im September 2016 vorgestellt wurde, laufen zu. 50 hat die DB bereits abgenommen. Bis zum Jahr 2025 wird die ICE-4-Flotte auf 137 Züge angewachsen sein.

Den ICE-4 gibt es in drei verschiedenen Varianten. Bei Siemens wurden 37 Züge mit sieben Wagen geordert, die ab 2023 ausgeliefert werden sollen. Bereits in Betrieb sind die 50 Fahrzeuge mit zwölf Wagen und mit dem neuen Fahrplan sollen nun auch die ersten der 50 Züge in der XXL-Variante mit 13 Wagen zum Einsatz kommen.

Sie bieten rekordverdächtige 918 Sitzplätze und sollen von September 2021 an auf Strecken zwischen Nordrhein-Westfalen und Bayern eingesetzt werden. Für ihre Wartung soll auch das neue ICE-Werk in Nürnberg zuständig sein, das die DB mit einer Investition von 400 Millionen Euro bis 2028 in Nürnberg entstehen lassen will, was allerdings bereits Naturschützer und Anwohner auf den Plan gerufen hat.

Kein Grund zum Feiern

Auch sonst ändert sich Mitte Dezember einiges. Zwischen Nürnberg und München kommen dann komplett neue Züge des tschechischen Herstellers Skoda zum Einsatz. Sie werden mit knapp 200 Kilometern pro Stunde auf der 2006 eingeweihten Schnellstrecke fahren und dann die betagten IC-Garnituren ersetzen, die dort bislang für Deutschlands schnellsten Nahverkehr im Einsatz waren.

Sie bieten 676 Sitzplätze, zudem können bis zu 37 Fahrräder mitgenommen werden. Eine große Jubelfeier wird es aber zu diesem Anlass nicht geben. Zum einen wegen Corona, zum anderen, weil die Fahrzeuge erst mit vierjähriger Verspätung auf das Gleis gesetzt werden konnten.

Im Allgäu wird zum Fahrplanwechsel ein komplett neues Zeitalter eingeläutet. Nach der Elektrifizierung zwischen München und Lindau verkürzt sich die Reisezeit in die Schweiz, von München nach Zürich geht es dann in vier Stunden. Ab Ende 2021 sind es dann nur noch dreieinhalb Stunden. 650 Millionen Euro kostete der Ausbau der 155 Kilometer langen Strecke insgesamt.

Warten auf den Stundentakt

Anderswo werden noch lange die Dieselloks qualmen, zumal in Franken. Aber auch sonst liegt für die Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag noch einiges im Argen, wenn es um den Schienenpersonen-Nahverkehr im Freistaat geht.

Vielerorts gibt es immer noch keinen durchgängigen Stundentakt, wie eine Anfrage Eine aktuelle Anfrage des verkehrspolitischen Sprechers der Landtags-Grünen, Dr. Markus Büchler, listet 39 Bahnverbindungen auf, für die es bis heute keine verbindlichen Termine zur Umsetzung des Bayern-Takts und Schließung der teils erheblichen Taktlücken gibt.

Davon betroffen sind in Mittelfranken die Strecken Pleinfeld – Gunzenhausen, Steinach – Rothenburg und Dombühl – Crailsheim. Diese werden in der Antwort der Staatsregierung auf die Grünen-Anfrage in der Rubrik „Strecken ohne stündliches Grundangebot und ohne derzeit konkreten Termin für Fahrplanverbesserungen“ geführt.

Lichtblick für fünf Streckenabschnitte

Immerhin gibt es aber für fünf Streckenabschnitte einen Lichtblick. Der Stundentakt soll im Dezember 2021 auf den Strecken Roth – Hilpoltstein, Neustadt (Aisch) – Steinach, Wicklesgreuth – Windsbach, Nürnberg – Neuhaus (Pegnitz), Neunkirchen – Simmelsdorf-Hüttenbach eingeführt werden.

Ab Dezember 2023 sollen auch Nürnberg – Bayreuth – Hof und Nürnberg – Schwandorf/Neustadt (Waldnaab) in den Bayerntakt mit einbezogen werden. Die Landtags-Grünen fordern für den gesamten öffentlichen Personenverkehr in Bayern seit Jahren eine Mobilitätsgarantie. Alle Orte im Land sollen werktags von 5 Uhr früh bis Mitternacht mindestens stündlich angebunden sein.

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