Mit 70 Prozent Zustimmung
Wegen vermehrter Nachfrage: Uni-Mensa in Franken führt veganen Tag ein
07.05.2025, 16:33 Uhr
Für viele Studierende ist der Gang zur Mensa fester Bestandteil des Tages: Die Kantine ist oft nämlich nicht nur nahegelegen und preiswert, sondern auch sozialer Treffpunkt für Freundinnen und Freunde. Seit Beginn des Sommersemesters wurden Teile der Uni-Mensa in Bamberg aber umstrukturiert. Diese Veränderung betreffen einige eher nicht - andere beklagen eine „Bevormundung“.
Von Montag bis Donnerstag wird es in der Mensa Austraße Gerichte mit Fisch beziehungsweise Fleisch und mindestens ein veganes Gericht geben. Seit vergangener Woche gibt es freitags aber nur vegane beziehungsweise vegetarische Speisen. „Mit der Einführung reagiert das Studierendenwerk Würzburg auf Eure vermehrte Nachfrage“, erklärt die Uni Bamberg in einem Beitrag auf Instagram. Denn, das Studierendenwerk Würzburg, welches unter anderem auch für die Studierende der Universität Bamberg verantwortlich ist, hatte im Dezember die Studentinnen und Studenten selber vor die Wahl gestellt. Darüber berichtet hatte zunächst der Fränkische Tag.
Laut Studierendenwerk hat es wegen vermehrter Nachfrage im Dezember eine Abstimmung gegeben, wonach die Studierende der Universität Bamberg darüber abstimmen konnten, ob es zukünftig einen veganen beziehungsweise vegetarischen Tag geben sollte. Rund 70 % der Studierenden soll für „ja“ gestimmt haben, deswegen wurde ab dem Sommersemester 2025 in der Mensa Austraße Bamberg der „(Frei)Tag“ eingeführt, bedeutet freitags werden nur noch vegane Gerichte auf dem Speiseplan stehen. Teilweise werden diese durch weitere vegetarische Angebote ergänzt. Der erste (Frei)Tag fand bereits am 25. April zum Semesterbeginn statt.
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Studierendenwerk Würzburg: Lohnt sich, Fleischgerichte anzubieten?
Auf Nachfrage der Redaktion zieht das Studierendenwerk Würzburg ein erstes Fazit. „Die Reaktionen am 25. April fielen insgesamt eher neutral aus. Es gab einzelne positive wie auch wenige kritische Rückmeldungen“, berichtet Marcus Gärtner, Referent der Geschäftsleitung. Doch gerade von der Studierendenvertretung sowie dem Ökologiereferat wurde die Einführung sehr begrüßt. Ob die fleischlosen Gerichte aufwändiger in der Zubereitung wären, ließe sich pauschal nicht sagen. „Sowohl fleischhaltige als auch fleischlose Speisen können unterschiedlich aufwändig sein“, so Gärtner. Dies hänge jeweils von den Zutaten, der Zubereitungsart sowie der geplanten Menge ab. Die Einführung des (Frei)Tags an weiteren Mensen des Studierendenwerks Würzburg ist derzeit noch nicht geplant. Gärtner erklärt: „Wir prüfen intern verschiedene Szenarien, beobachten die Entwicklung in Bamberg genau und werden nach einer mehrmonatigen Evaluierungsphase über mögliche weitere Schritte entscheiden“.
RCDS Bamberg befürchtet Bevormundung
Der Studentenverband Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Bamberg lehnt das rein vegane Tagesangebot entschieden ab. Wie Florian Knoch, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Studierendenvertretung Bamberg, mitteilt, reichte der RCDS im Januar den Antrag „Vielfalt statt Zwang – Keine Bevormundung bei der Essensauswahl“ ein. Die Studierenden vermuten demnach, einen unverhältnismäßigen Fokus auf vegane Ernährung und potenzielle Diskriminierung anderer Ernährungsweisen.
Der vegane Freitag sei eine „Bevormundung“, schreiben die Vertreter der Hochschulgruppe auf Instagram. Zudem zweifele man die Legitimität der Umfrage an, da durch die kurze Dauer und der Lage in den Tagen vor Weihnachten vermutlich nur ein „nicht repräsentativer Anteil der Studierenden“ teilnahm. Der RCDS-Antrag wurde während einer Parlamentssitzung der Studierendenvertretung durch einen Geschäftsordnungsantrag nach sofortiger Abstimmung abgelehnt. Diese unmittelbare Abstimmung sei problematisch, findet das RCDS.
Obwohl in Bamberg eine weitere Mensa steht und diese auch am Freitag fleisch- oder fischhaltige Speisen anbietet, bestehe eine Bevormundung. Wie RCDS-Vorsitzender Anton Reichert gegenüber der Redaktion mitteilt, sind die Mensen nämlich etwa 20 Minuten mit dem Bus beziehungsweise 10 Minuten mit dem Fahrrad voneinander entfernt. „Ein Besuch des anderen Standorts ist bei vollen Stundenplänen also nicht immer möglich.“
Durch das Angebot werde eine „Mehrheit der Studierende“ eingeschränkt, argumentiert die Hochschulgruppe. Die Studierenden verweisen dabei auf eine Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach, wonach rund 30,3 Prozent der Studierende sich vegetarisch ernähren beziehungsweise weitgehend auf Fleisch verzichten. In der durch Statista veröffentlichen Erhebung wird ebenfalls genannt, dass im Jahr 2024 rund 27,8 Prozent der Studierende angaben, zu wenig Zeit zu haben, um sich so zu ernähren, wie sie es möchten.
Über das Studierendenparlament der Uni Bamberg wolle der RCDS dennoch weiter für eine Abschaffung des (Frei)Tag werben, erklärt Reichert gegenüber der Redaktion. Der Unmut herrsche demnach nicht nur in der Hochschulgruppe, sondern auch bei anderen Kommilitonen und jüngst Besuchern der EET-Campusmesse. Ziel der Gruppe sei es deswegen, den veganen Freitag abzuschaffen und dafür zu sorgen, dass die Mensa täglich mindestens eine vegetarische, vegane und eine fleisch- oder fischhaltige Speise anbietet.
Andere Mensen in der Umgebung
Bei Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg ist ein reiner veganer Tag derzeit nicht in Planung. „Wir setzen klar auf ein regelmäßiges und tägliches Angebot, sodass jedem Gast die Möglichkeit gegeben wird, sich nach seinem Wunsch zu verpflegen. Wir überzeugen gerne und leben Nachhaltigkeit, wir haben jedoch keinen Erziehungsauftrag“, erklärt André Müller, Abteilungsleiter Hochschulgastronomie vom Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg.
Das Studierendenwerk führe regelmäßig große, unabhängige Mensaumfragen durch - die letzte im Jahr 2022. Drei Wochen lang wurde in sechs Städten des Betreuungsbereichs neun Einrichtungen beobachtet. Es kam heraus, dass 7% der Kunden Veganer und 17% Vegetarier sind. Insgesamt füllten 9.335 Teilnehmer die Befragung aus. Täglich seien die Hälfte der Gerichte fleischlos. Die nächste Umfrage erfolge im kommenden Wintersemester.
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