Wiederaufbau der Unteren Mühlen Bamberg genehmigt

9.5.2016, 16:15 Uhr
Der Stumpf der Sterzermühle wird in den Neubau eingefügt.

© Architekturbüro Heinz Rosenberg Der Stumpf der Sterzermühle wird in den Neubau eingefügt.

"Nicht provozierend, nicht historisierend" brachte es Herbert Lauer (FW) auf den Punkt. So soll Bambergs neues Schmuckkästchen sein. Kein leichtes Unterfangen für ein Privatgebäude, welches aufgrund der Nähe zum Alten Rathaus zukünftig auf so manchen Postkarten und Touristenfotos zu sehen sein wird. Es darf nicht in Konkurrenz zu diesem treten, aber gleichsam einem seiner Mieter, dem Besucherzentrum Welterbe, ein repräsentatives Zuhause bieten. 

Aktuell ist die Sterzermühle eine Ruine ohne Nutzen.

Aktuell ist die Sterzermühle eine Ruine ohne Nutzen. © Maximilian Hetzelein

Zunächst blickte Baureferent Thomas Beese auf die bewegte, mit vielen verworfenen Plänen zur Wiedernutzbarmachung gesäumte, Geschichte der drei ehemaligen Mühlgrundstücke zurück. Beispielsweise scheiterten Nutzungsideen 1951 und 1987. Auch ein Wettbewerb Stuttgarter Studierender blieb folgenlos, ebenso wie zu Mitte der Nullerjahre Pläne für ein Hotel den Mühlbach hinunter gingen.

Welterbezentrum als Mieter

Die Pläne des Investors Johannes Kraus aus München sehen eine Neukonzeptionierung vor, wobei sich die neuen Formen sanft in das Ensemble des Viertels fügen und historische Gebäudeteile miteinbezogen werden sollen. Auf der Regnitzinsel wird im Erdgeschoss ein Restaurant samt Freischankfläche über dem Wasser eröffnet. Im ersten OG soll ein rund 800.000 Euro teures Besucherzentrum Welterbe die Domstadt in die UNESCO-Familie einbetten und das Welterbe auf 120 Quadratmetern Ausstellungsfläche erlebbar machen. Das Dachgeschoss bietet Raum für Büroräume. Auch die historische Nutzung wird aufgegriffen. Unter der Freischankfläche soll eine Turbine Wasserkraft nutzbar machen und Strom für rund 280 Bamberger Haushalte liefern.

Wiederaufbau der Unteren Mühlen Bamberg genehmigt

© Architekturbüro Heinz Rosenberg

Die Erleichterung, dass es nun endlich vorangeht, war zahlreichen Räten, trotz der immer wieder diskutierten gestalterischen Umsetzung, anzumerken. Da eine Gedenkstätte des Zweiten Weltkriegs vor Ort nicht Sinn der Sache sei, sollte das Projekt schnellstens realisiert werden, betonte Franz-Wilhelm Heller (CSU): "Wir sind sehr froh, dass jetzt etwas geschieht und der feingegliederte Entwurf die Wasserkraft nutzbar macht." Wolfgang Metzner (SPD) führte aus: "Mut, Schönheit, Ästhetik sind Kriterien aus der Kunst, Literatur und Musik. Gleichfalls wie in der Architektur sind sie nicht objektivierbar. Nach Jahrzehnten der Brache und einem kreativen Diskussionsprozess ist ein sinnvolles und zielführendes Nutzungskonzept unter einem erfahrenen Architekten und Investor erkennbar."

Kritik am Vorgehen und an der Formensprache

Einzig die GAL kritisierte die Umsetzung stark und forderte eine zweite Lesung. Ursula Sowa zitierte Bedenken insbesondere des Stadtgestaltungsbeirats und des Landesamts für Denkmalpflege. Die an eine Bankfiliale erinnernde Fassade das schlichte Dach und die zu großen, ahistorischen Terrassierungen ließen zu wünschen übrig. Auch das Konzept im Inneren, beispielsweise fehlende Garderoben und Schließfächer sei noch zu wenig durchdacht. Ferner fehlen der Abschluss des Wasserrechtsverfahrens und die Zustimmung zweier Nachbarn, welchen man "nicht das Wasser abgraben" dürfe. Während Daniela Reinfelder (BuB) daraufhin insbesondere das Welterbezentrum in Schutz nahm, kritisierte Norbert Tscherner (BBB) den Gestaltungsbeirat als "Verzögerungsbeirat".

In Absprache mit den Anwesenden, Investor Johannes Kraus und Architekt Heinz Rosenberg, wurde eine Lösung zur Vermeidung eines Blechdachs, hin zu (grauen) Tonziegeln, gefunden. OB Starke nutze die Sitzung gleichfalls, um sich für deren Engagement und Ausdauer, trotz der in der Vergangenheit teils aufbrandenden "unsachlichen Kritik", zu bedanken. Das Bauvorhaben wurde mit zehn zu zwei Stimmen angenommen. Nach jetzigem Zeitplan soll der Umbau im August beginnen.

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