Bäume fallen wie Streichhölzer: Unwetter sorgt für Chaos in Franken

18.8.2019, 22:19 Uhr
In Roth stürzte dieser massive Baum auf die Straße - verletzt wurde niemand.

© Salvatore Giurdanella In Roth stürzte dieser massive Baum auf die Straße - verletzt wurde niemand.

Es waren vielerorts nur rund fünf Minuten, in denen das Unwetter wütete. Regen trommelte auf die Dächer und Straßen, der Wind peitschte, Hagel prasselte herab. Der Schaden, das zeichnet sich bereits am Sonntagabend ab, dürfte mindestens in die Hunderttausende gehen - genaue Schätzungen sind aber noch nicht möglich. "Es hat nur drei Minuten gedauert", sagte ein Anwohner in Schwabach, wo das Gewitter besonders schwer zuschlug. "Aber es war die Hölle."

Die Anzahl der Einsätze in Mittelfranken lässt sich nicht beziffern, sagte ein Sprecher des Polizei-Präsidiums. "Etwa bei umgefallenen Bäumen ist das für uns kaum darstellbar." In mehreren Fällen seien Stämme in Häuser gestürzt, besonders häufig aber traf es Fahrzeuge. "In Nürnberg waren es grob gesagt 25 Fälle, in Roth noch einmal etwa 15." 

Bäume fallen wie Streichhölzer: Unwetter sorgt für Chaos in Franken

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Ein Kuhstall in Obermainbach unweit von Schwabach etwa hielt dem Wind nicht statt. Das Dach, eine Metallkonstruktion, landete auf der Straße. Verletzt wurde dabei niemand, wie auch sonst in Mittelfranken. Zumindest habe sich niemand bei der Polizei gemeldet, wie ein Sprecher auf nordbayern.de-Nachfrage erklärt. Die Wucht, mit der der Wind durch Franken peitschte, zeigte sich besonders deutlich in Ellenbach. In dem kleinen Ort im Nürnberger Land wurde ein komplettes Gartenhäuschen aus massiven Holz auf die Straße geweht.

"Hat sich angefühlt wie der Weltuntergang"

Bäume, so lauten Meldungen aus der gesamten Region, knickten reihenweise um wie Streichhölzer. Etwa in der Löwenberger Straße in Altenfurt, wo eine Linde auf ein geparktes Auto stürzte. Ein ähnliches Bild auch in Gebersdorf: Eine Eiche wurde von einer Böe erfasst und gegen die Fassade eines mehrstöckigen Wohnhauses gedrückt. Auch rund um den Dutzendteich entwurzelte der Wind zahlreiche Bäume, teils wurden massive Exemplare auch entlang von Straßen aus dem Boden gerissen.

Heftige Wolken bauten sich vor dem Gewitter über der Region auf.

Heftige Wolken bauten sich vor dem Gewitter über der Region auf. © Bille Scharrer

Auch im Stromnetz sorgte das Unwetter für Probleme. "Ein Kollege meinte, es hat sich angefühlt wie der Weltuntergang", sagte Heidi Willer, Pressesprecherin beim Versorger N-Ergie. Zahlreiche Bäume seien in Freileitungen gefallen - betroffen waren unter anderem Schwabach, Rehhof, Feucht, Rednitzhembach und Wendelstein. "Mittlerweile sind die meisten aber wieder am Netz", sagt Willer. "Nur noch einige kleinere Orte werden nicht versorgt." 

Bahnverkehr teils massiv beeinträchtigt

In Teilen Deutschlands kam der Zugverkehr zum Erliegen, besonders heftig traf es nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) Hessen. Zwischen Mannheim und Frankfurt etwa stand der Verkehr zwischenzeitlich komplett still. Doch auch in Franken sorgten umgestürzte Bäume, die in Oberleitungen fielen, für Probleme. Für Stunden ging zwischen Nürnberg und Roth, Nürnberg und Treuchtlingen sowie Nürnberg und Ansbach nichts mehr. Wegen des schlechten Wetters konnte teilweise kein Schienenersatzverkehr von der Bahn angeboten werden, mehrere Fahrgäste strandeten zumindest vorübergehend. Bei Roth strandete ein ICE, nachdem ein Teil der Oberleitung auf das Dach des Zuges krachte. Die Retter mussten sich für die Evakuierung aber erst durch unwegsames Gelände kämpfen.

Auch im Landkreis Roth war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Die Bundesstraße 2 musste zwischen Rednitzhembach und Roth zwischenzeitlich komplett gesperrt werden. Der Verkehr staute sich auf weit über fünf Kilometern. Der Wind deckte die Grundschule am Nordring in Roth zudem komplett ab. Straßen seien im ganzen Landkreis teils unpassierbar gewesen, erklärt ein Sprecher - dementsprechend lange brauchten Retter, um zu Einsatzorten zu gelangen.

"Als hätte eine Bombe eingeschlagen"

Doch auch der Regen machte Probleme - etwa rund um Schwabach. Die Wassermassen ließen Gullys überlaufen und machten Straßen so unpassierbar. An den Rampen an der Kreuzung zur Rothenburger Straße fiel zudem die Ampelanlage aus, eine Streife regelte zwischenzeitlich den Verkehr. Am Eingang zum Volksfestgelände in Nürnberg kippte der Wind eine andere Lichtanlage komplett um. In ganz Mittelfranken musste die Feuerwehr zudem zahlreiche Keller leerpumpen.



Mehrere nordbayern.de-Leser klagen über schwere Schäden an ihren Wohnhäusern. "Als hätte eine Bombe eingeschlagen", beschreibt etwa Claudia Weinig die Situation. Hängemattengestelle schleuderten aus dem dritten Stock hinab, Gartenstühle segelten, getragen vom Wind, quer über die Terrasse. 

Gegen 21.30 Uhr, eine halbe Stunde nachdem das Unwetter in Mittelfranken wütete, erreichte es die Oberpfalz. Dort sei es "glimpflich abgegangen", sagte ein Sprecher des Präsidium Oberpfalz. Am schlimmsten habe es den Bereich Ursensollen, Amberg und Kümmersbruck erwischt. "Bei der Einsatzzentrale der Polizei gingen binnen kürzester Zeit zahlreiche Meldungen ein", so die Polizei. "Ursächlich waren zumeist überflutete Straßen oder umgestürzte Bäume." Bei drei Unfällen, die direkt mit dem Sturm zu tun hatten, verletzten sich drei Personen leicht. Konkret habe es etwa 38 Einsätze gegeben.

Die Unwettergefahr ist noch nicht gebannt, betonen Experten. Eine Vorab-Warnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor möglichen schweren Gewittern gilt noch bis 4 Uhr am Montagmorgen.


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