Bayerns Blaumeisen sterben an Lungenentzündung

9.5.2020, 05:40 Uhr
Blaumeisen sind derzeit durch ein gefährliches Bakterium bedroht.

© Hans-Joachim Winckler Blaumeisen sind derzeit durch ein gefährliches Bakterium bedroht.

Seit Anfang März erreichen den Landesbund für Vogelschutz (LBV) vermehrt Meldungen zu krank wirkenden und toten Vögeln – insbesondere Blaumeisen sind betroffen. Inzwischen konnte das Bakterium Suttonella ornithocola als Ursache des mysteriösen Meisensterbens festgestellt werden: Es ruft eine Lungenentzündung hervor.


Rätselhaftes Blaumeisensterben: Jetzt steht der Erreger fest


Mehr als 1500 tote oder kranke Vögel wurden dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) bereits aus dem Freistaat gemeldet, davon rund 50 aus Nürnberg und dem Nürnberger Land. "Die Todesfälle von Blaumeisen sind auffällig, da die Art besonders häufig in den bayerischen Gärten vorkommt. Aber auch andere Meisenarten, wie Tannen- oder Sumpfmeise, seltener auch die größere Kohlmeise können erkranken", sagt LBV-Artenschutzreferentin Miriam Hansbauer.

1996 erstmals entdeckt

Ein Drittel der bayerischen Meldungen bezieht sich nicht auf Meisen, sondern auf andere Vogelarten wie Rotkehlchen, Goldammer und Gimpel. Es sei auch wahrscheinlich, "dass nicht alle gemeldeten Blaumeisen in Bayern – und vor allem nicht die anderen Vogelarten – an dem Erreger Suttonella ornithocola erkrankt und verstorben sind", erläutert Hansbauer. "In der Vogelwelt kursieren immer mehrere Bakterien oder Viren, an denen Vögel erkranken und sterben können."


Mysteriöses Meisensterben: Bundesweit 8000 Fälle gemeldet


Das Bakterium Suttonella ornithocola ist erst seit 1996 aus Großbritannien bekannt und wurde im April 2018 erstmals bei mehreren Meisen in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Neu für den Erreger ist das massenhafte überregionale Auftreten.

Eindeutige Symptome

Die erkrankten Vögel verhalten sich apathisch und flüchten nicht, wenn man sich nähert. Sie atmen schwer, sind aufgeplustert und suchen Wärme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind häufig verklebt. Meist sterben die Tiere innerhalb kurzer Zeit. Wer Vögel mit diesen Symptomen beobachtet, kann sie nach dem Tod zur Untersuchung einschicken.

Wie stark die Meisenbestände von der Krankheit betroffen sind, werden die Ergebnisse der Vogelzählung "Stunde der Gartenvögel" am Wochenende zeigen. Die "Stunde der Gartenvögel" ist vom 8. bis zum 10. Mai, Meldebögen und Infos gibt's hier.

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