Ein cooler Gitarrist voller Freiheit

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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09.09.2012, 13:00 Uhr
Ein cooler Gitarrist voller Freiheit

© De Geare

„Mein Vater hat erst in einer Beatband gespielt, später in einer Tanzkapelle. Es war normal, dass bei uns in der Wohnung überall Gitarren rumstanden und ich schon als kleines Kind zu den Proben kam“, erzählt Andy Conrad. Aber er wurde trotzdem Grafik- und Web-Designer. Obwohl sein Berufswunsch früh feststand: „Ich hab schon in der vierten Klasse sehr gut gezeichnet. So gut, dass ich immer schlechte Noten bekam, weil die Lehrer dachten, das hätte meine Mutter gemacht.“

Ungeliebtes Pegnitz

„Design ist Beruf, Musik ist Spaß“, fasst Conrad heute zusammen. Und Spaß hat er viel: Der 49-Jährige spielte bei „Bomb Texas“ und „The Legendary Shotdowns“ und hat sich aktuell der fünfköpfigen Country-Blues-Shanty-Combo „The GoHoHobos“ verschrieben. „Es weiß keiner, wo das Projekt hinführen soll, aber alle sind voll dabei.“

70 Kilometer entfernt, in der Noris, verbrachte Conrad seine Jugend. Aber mit 17 musste der gebürtige Nürnberger mit seinen Eltern nach Pegnitz ziehen. Von dort wollte er dann eigentlich immer nur weg. Doch daraus wurde nichts.

Irgendwann kam auch die Gründung des Umsonst & Draußen-Festivals „Waldstock“ dazwischen, zunächst nur eine Kneipenidee. „Wir haben gleich selbst drei Bands gegründet, die dort spielen können, andere eingeladen und das Festival in drei Wochen aus dem Boden gestampft.“ Das Erste war okay, das Zweite ein finanzielles Desaster. Um den Verlust auszugleichen, musste ein Drittes her. Heute ist „Waldstock“ Kult.

Ins Gärtles

Vor zwei Jahren zog sich Conrad zurück. Andere schlossen ein Micro- und ein Filmstock an. Jüngst lockte ein Guerilla-Stock ins Gärtles. Rechnungen schreiben, Reden halten, Akquise betreiben, Vernissagen organisieren — das ist Andy lästig. „Ich mach, was ich will, und zwar aus einem inneren Druck heraus.“ Einen Song schreibt man für sich, meint Andy, nicht, um ihn zu verkaufen. Deshalb mag er keine Bands, die bei ihren Auftritten ihre CDs anpreisen. „Ich frage mich dann: Wollen die Spaß haben oder wollen die Geld?“

So war es auch mit dem Landbier-Quartett „Fränkische Schweiz“. „Ich wollte es einfach in der Hand halten!“ Fünf Jahre gingen von der fixen Idee, die aus einer Bierlaune heraus entstand, bis zur Realisation ins Land. Mittlerweile ist das Quartett aber mit 32 Spielkarten zu 32 Brauereigaststätten in der fünften Auflage erschienen, 14000 Stück wurden verkauft.

Andy Conrads großzügige Wohnung in einem Altbau in der Hauptstraße, ist auch Büro und Atelier. Ein Zimmer ist für seine Musikinstrumente reserviert.

Auftraggeber des Designers sind Kulturvereine, Computerfirmen, Wirtshäuser. Oft arbeitet er zehn bis zwölf Stunden am Tag, manchmal sind es auch nur zwei. Je nachdem. Die Selbstständigkeit hat natürlich ihren Preis. Urlaube sind selten drin. Was geht, richtet sich nach Zeit, Geld, Auftragslage. Aber jede Menge Spaß bleibt.

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