West-Nil-Virus

Die Asiatische Tigermücke: Eine Gefahr auch für Pferde und ihre Besitzer in Franken

Saskia Muhs

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7.7.2023, 09:26 Uhr
Für Pferde sind bereits drei Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus zugelassen.

© Julian Stratenschulte, dpa Für Pferde sind bereits drei Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus zugelassen.

2019 wurde die Asiatische Tigermücke in der Fürther Südstadt erstmals gesichtet. Seither wird die Population streng überwacht und von einer Schädlingsbekämpfungsfirma möglichst klein gehalten. Im Auftrag der Stadt Fürth werden Wasserreservoirs, zum Beispiel Regentonnen, Zisternen und Abwasserschächte – mit dem Biozid BTI behandelt, einem natürlichen Eiweiß, das die Entwicklung der Mückenlarven hemmt und so verhindert, dass sich das Insekt weiter ausbreitet und so Menschen und Tiere gefährdet.

Offenbar mit Erfolg: "Die Population ist zwar nicht eliminiert worden, aber immerhin trat sie nur stationär auf", sagt Jürgen Tölk, der Chef des Amtes für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz in einem Interview mit dem Verlag Nürnberger Presse im Juni. Im Vergleich zu den Anfängen des Monitorings in Fürth, als sich bei den Kontrollen bis zu zehn Tiere in jeder der im Verbreitungsgebiet aufgestellten Fallen befand, sind es zuletzt – nach umfangreichen Dezimierungsmaßnahmen – nur noch zwischen zwei und drei gewesen, heißt es in dem Bericht.

Gefahr ist nicht zu unterschätzen

Die Asiatische Tigermücke (Ae. albopictus) kann Überträger verschiedener Krankheitserreger wie bestimmter Fadenwürmer (Dirofilarien) und zahlreicher Viren sein. Man geht von einem Übertragungspotenzial aus, das mehr als 20 Viren umfasst, darunter die humanpathogenen West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren. In Deutschland wird das Risiko einer Übertragung von Viren durch die Tigermücke derzeit als gering eingeschätzt, weil die Anzahl von Virusträgern gering und das Vorkommen der Stechmücken begrenzt ist, so das "Umweltbundesamt".

Die in den Sommermonaten auftretenden Populationen könnten allerdings bereits jetzt für den Ausbruch kleinerer Epidemien ausreichend sein. Aufgrund der Tatsache, dass auch die Anzahl der importierten Dengue- und Chikungunyafälle massiv zugenommen haben, ist auch schon jetzt das Auftreten der Tigermücke als potenzielles Risiko für die menschliche Gesundheit in Deutschland einzustufen, heißt es weiter.

Ein Risiko besonders für Pferde

Mensch und Pferd sind Fehlwirte für das West-Nil-Virus. Das bedeutet, dass sie zwar erkranken können, nicht ansteckend sind. Zugvögel tragen das Virus in sich und verbreiten es über die ganze Welt, im östlichen Teil Deutschlands wurde es erstmals im Herbst 2018 bei Vögeln, Menschen und Pferden diagnostiziert, so das "Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger (INNT)".

Für Pferde gilt das West-Nil-Virus als potenzielle Gefahr. Laut dem "Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht" verläuft die Infektion mit dem West-Nil-Virus beim Pferd in den meisten Fällen zwar entweder symptomfrei oder in Form einer fieberhaften Allgemeinerkrankung. Bei ungefähr acht Prozent der infizierten Pferde kommt es jedoch zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Bei 30 bis 50 Prozent der neurologisch erkrankten Pferde verläuft die Krankheit tödlich, überlebende Pferde behalten oft dauerhafte Schäden zurück.

Impfung für Pferde möglich

Die Ständige Impfkommission der Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt daher die Impfung gegen das West-Nil-Virus, wenn der Erreger in der Region oder im Bestand enzootisch ist - also häufiger vorkommt.

In Europa sind laut INNT derzeit drei West-Nil-Virus-Impfstoffe für die Anwendung beim Pferd durch die Europäische Arzneimittelagentur zugelassen. Für alle Impfstoffe gilt, dass sich Pferde trotz der Impfung mit dem West-Nil-Virus infizieren können, jedoch "schützen sie weitgehend vor einer klinischen Ausprägung der Infektion, verkürzen die Dauer der Virämie sehr deutlich und verringern die Viruslast während dieser Phase". Eine zugelassene Impfung gegen das West-Nil-Virus für den Menschen gibt es bislang nicht.