FDP fordert Lockerungen

Discos offen, aber Masken im Unterricht: "Wird Zeit, dass Team Freiheit in den Schulen ankommt"

Tobi Lang

Redakteur

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3.3.2022, 13:13 Uhr
An Bayerns Schulen gilt die Maskenpflicht im Unterricht vorerst weiter. 

© Gregor Fischer/dpa, NN An Bayerns Schulen gilt die Maskenpflicht im Unterricht vorerst weiter. 

In der Nacht auf Freitag wird in Bayern erstmals wieder getanzt. Die Diskotheken und Clubs beenden ihren monatelangen Party-Lockdown. Dann, wenn Bässe wummern und DJs auflegen, wird kaum jemand Maske tragen. Wegen der strikten 2G-Plus-Regel, ist die Staatsregierung überzeugt, ist das nicht nötig. An den Schulen fährt Ministerpräsident Markus Söder aber weiter einen ganz anderen Kurs.

In kaum einem Bereich bleibt Bayern derart vorsichtig wie im Unterricht. Kinder und Jugendliche werden regelmäßig getestet, selbst Grundschüler müssen im Klassenzimmer Maske tragen, es gelten Hygieneregeln. "Lockerungen müssen schrittweise und mit Augenmaß erfolgen", sagt Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern. Immerhin: Ab nächster Woche ist zumindest Sport wieder ohne Maske möglich. Sonst tut sich erst einmal nichts.

Der strenge Kurs der Staatsregierung stößt auf immer mehr Gegenwind. "Es wird Zeit, dass das Team Freiheit auch in den Schulen ankommt", sagt Matthias Fischbach. Er ist bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag - und forderte bereits kürzlich die Abschaffung der Maskenpflicht zum Ende der Winterferien. "Irgendwann muss die doppelte, dreifache und vierfache Sicherheit, die man sich an den Schulen vorgaukelt, vorbei sein."

"Maßnahmen aus dem Höhepunkt der Delta-Welle"

Alleine steht Fischbach mit seiner Meinung nicht. Gleich vier medizinische Fachgesellschaften forderten vor einiger Zeit das Aus für anlasslose Massentests und Masken an den Schulen. Auch der Virologe Klaus Stöhr kritisierte den Kurs der Staatsregierung gegenüber unserer Redaktion. "Wer glaubt, die natürliche Infektion bei Kindern verhindern zu können, hat den Sinn für die Realität verloren", sagt der Experte. "Denn die wird kommen."

Schülerinnen und Schüler, sagt Fischbach, trugen einen Großteil der Lasten während der Pandemie. Jetzt werden sie einmal mehr vergessen. "Es ist typisch, dass nach Verschärfungen offenbar gar nicht der politische Wille besteht, das zurückzudrehen", sagt der FDP-Abgeordnete. "Die Maßnahmen kommen noch aus dem Höhepunkt der Delta-Welle, als wir es mit einem viel gefährlicheren Virus zu tun hatten." Unabhängig davon haben gerade die Jüngsten das geringste Risiko, schwer an Covid zu erkranken. "Man müsste sich jetzt stärker auf den Schutz der Älteren fokussieren."

Fischbach räumt ein: Party ist etwas anderes als Unterricht. "Da kann man argumentieren, dass Schule eine Pflichtveranstaltung ist und in der Disko jeder selbst entscheiden kann." Allerdings seien Clubs und Bars auch die wohl größten Infektionsherde. "Man traut sich einfach nicht, an den Schulen entschlossen einen Schritt nach vorne zu gehen."

Von der Staatsregierung heißt es nur, man beobachte die Situation genau. Während gerade im Norden Deutschlands immer mehr Bundesländer den Mund-Nase-Schutz im Unterricht zumindest teilweise abschaffen, bewegt sich Bayern kaum. "Ich hoffe, dass bald weitergehende Erleichterungen, wie zum Beispiel die Aufhebung der Maskenpflicht an Grundschulen, möglich sein wird", sagt Kultusminister Piazolo. Eine konkrete Perspektive aber fehlt.