85 Bewerbungen

"Eine Ausnahme in Bayern": Mit 100.000 Euro dotierter Schul-Oscar geht an diese Schule in Erlangen

Kathrin Walther

Ressort Kinder, Familie und Bildung

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13.10.2023, 22:22 Uhr
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte der Schule zum Gewinn des Preises. In seiner Ansprache fand er aber auch kritische Worte über den Zustand des deutschen Bildungssystems. 

© Britta Pedersen, dpa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte der Schule zum Gewinn des Preises. In seiner Ansprache fand er aber auch kritische Worte über den Zustand des deutschen Bildungssystems. 

Mut, Überzeugung und Ausdauer werden am Ende eben doch belohnt: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte der Erlanger Eichendorffschule den mit 100.000 Euro dotierten 100. Deutschen Schulpreis 2023. 85 Schulen aus ganz Deutschland hatten sich beworben, 15 standen im Finale - und am Ende jubelte die Mittelschule aus dem Erlanger Stadtteil Bruck am lautesten.

"Der Eichendorffschule gelingt es, den Schülerinnen und Schülern, die von der Grundschule oftmals nur das Gefühl des Scheiterns kennen, die Angst vor Fehlern zu nehmen und ihnen wieder Freude am Lernen zu vermitteln", lobt Thorsten Bohl, Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises und Direktor der Tübingen School of Education.

Knapp 400 Jugendliche besuchen die Mittelschule, mehr als zwei Drittel von ihnen haben einen Migrationshintergrund. "Wir sind alle stolze auf die Wertschätzung", sagte Schulleiter Helmut Klemm am Telefon. Was mit dem Geld geschehe, würde das Schulteam demokratisch entscheiden. "Aber wir kennen unsere Baustellen", sagte der Rektor.

In der Mittelschule im Erlanger Stadtteil Bruck läuft offensichtlich vieles richtig - und damit vorbildlich.

In der Mittelschule im Erlanger Stadtteil Bruck läuft offensichtlich vieles richtig - und damit vorbildlich. © Hans-Joachim Winckler, NNZ

Die Eichendorffschule, so urteilte die Jury, setze auf selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Lernen. So ermögliche es der "Raum der Mathematik" vielen Fünft- und Sechstklässlern zum ersten Mal, Mathematik zu verstehen. Ab dem siebten Jahrgang arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Lernbüros. Dank Digitalisierung rufen sie Aufgaben passend zu ihrem Lernstand ab.

Bildungswissenschaftler Bohl hob außerdem den gebundenen Ganztagsbetrieb der Mittelschule hervor "mit vielfältigen musischen, kulturellen, ökologischen und technischen Angeboten etabliert – eine Ausnahme in Bayern". Dies eröffne vor allem benachteiligten Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven.

In seiner Ansprache erinnerte der Bundespräsident an die Bildungskrise mit Lehrkräftemangel, sinkender Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz sowie Zehntausender junger Menschen, die Jahr für Jahr ihre Schulzeit ohne Abschluss beendeten. "Wir brauchen mehr gute Schulen, und wir brauchen sie überall im Land", sagte er bei der Preisverleihung in Berlin. Die Probleme seien bekannt. "Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem."

Fünf weitere Schulen wurden ebenfalls ausgezeichnet und erhielten je 30.000 Euro. Alle Preisträger-Schulen würden laut Steinmeier zeigen, was engagierte Schulleitungen und Lehrkräfte alles bewegen können. "Haben wir doch öfter mal den Mut, die Schulen machen zu lassen."

Seit 2006 verleiht die Robert Bosch Stiftung GmbH gemeinsam mit der Heidehof Stiftung den Deutschen Schulpreis. Kooperationspartner sind ARD und die Zeit-Verlagsgruppe. Seither haben sich 2500 Schulen um die Auszeichnung beworben.

Die Bewerbungsfrist für den Deutschen Schulpreis 2024 läuft übrigens bereits.

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