Den Plänen für die Stadt-Umland-Bahn droht das Aus

05.12.2010, 07:50 Uhr
Den Plänen für die Stadt-Umland-Bahn droht das Aus

© dpa

„Die Verwirklichung ist in weite Ferne gerückt“, sagt Erlangens OB Siegfried Balleis am Rande der StUB-Informationsveranstaltung hörbar enttäuscht. Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Balleis, frisch von Siemens in die Kommunalpolitik gewechselt, das ambitionierte Projekt unterstützt. Damals standen die Ampeln für eine Überland-Straßenbahn, die Erlangen mit den Umlandgemeinden verbindet, noch auf grün.

Verhalten gewandelt

Mehr als zwei Jahrzehnte danach hat sich das Verkehrsverhalten der Menschen ebenso gewandelt, wie die Akzeptanz des ÖPNV, was sich aus den Ergebnissen der Studie ablesen lässt. Ein schienengebundenes Transportmittel wie die StUB erscheint nicht mehr attraktiv genug, um die Nutzer des „motorisierten Individualverkehrs“ (MIV) von den Vorzügen der „Öffentlichen“ zu überzeugen. Laut Utz Senger, der die aktuelle Studie im Auftrag von Stadt und Landkreis durchgeführt hat, wären die „Umsteigerzahlen“ zu gering, um den derzeit um 0,79 pendelnden Kosten-Nutzenfaktor über die 1,0-Schwelle zu treiben: Erst ab dieser Grenze könnte das Vorhaben mit Subventionen von Bund und Freistaat rechnen.

Die Projektvorstellung war zugleich eine Frage- und Antwortstunde, bei der klar wurde, wie tief mittlerweile auch die ideologischen Gräben sind. So werden von den Analysten für die Hochrechnung der StUB-Marktchancen bestimmte Verkehrspläne als „unstrittig“ eingestuft (und verbucht), die noch längst nicht beschlossene Sache sind, beispielsweise die Südumgehung, die Nürnberger Nordspange zur Anbindung des Airports an die Autobahn oder der Ausbau des Frankenschnellwegs.

Abseits dieser Unwägbarkeiten wurde bei dem von VGN-Geschäftsführer Professor Dr.-Ing. Willi Weißkopf moderierten Info-Forum klar, dass die von einer Bürgerinitiative entworfene Alternativ-Lösung zum „offiziellen“ Entwurf ein noch schlechteres Kosten-Nutzen-Verhältnis hätte — zumindest in den Augen der Autoren der Studie.

So würde die BI-Variante zwar ebenso wie der ursprüngliche „T“-Plan Herzogenaurach anbinden — und das sogar mit einer erheblich geringeren Zahl kostspieliger Kunstbauten. Allerdings hielte die StUB dann nicht beim prosperierenden neuen Stadtteil „Herzo-Base“, was dieser Variante nach Ansicht von Herzogenauracher Stadt- und Kreisräten wie Gotthard Lohmaier (SPD) kaum Verwirklichungspotenzial einräumt.

,Leuchtendes Vorbild‘ Karlsruhe

Als „leuchtendes Vorbild“ wurde und wird in den Diskussionen über die StUB stets der Großraum Karlsruhe genannt, in dem seit Jahren eine Überland-Straßenbahn mit hoher Auslastung die Ballungszentren miteinander verbindet. Diesem heute gut funktionierenden Netz wurde allerdings die „Gnade der frühen Geburt“ zuteil, es entstand in einer Zeit, als die Verkehrsplanung noch nicht von wirtschaftskrisen-bedingten Sparvorgaben beeinträchtigt wurde. Und es hatte Mentoren und Motoren, die Investoren und Sponsoren in der Privatwirtschaft suchten und fanden.

Auch in Erlangen will man freilich die Vision namens StUB noch nicht abschließend „beerdigen“. Möglich wäre etwa der Versuch, eine „Hybridfassung“ aus der Trassierung der Bürgerinitiative und den Entwürfen der Verkehrsplaner zu schaffen. Wenn aufwändige Fahrweg-Neubauten wie die auf über 20 Millionen Baukosten geschätzte „Kosbacher Brücke“ wegfielen, dann gäbe es nach Ansicht der meisten Beteiligten noch eine wenn auch geringe Aussicht, den Kosten-Nutzen-Faktor nach oben zu treiben.

Dennoch erscheint die StUB derzeit eher wie eine nachgerade utopische Idee, die frühestens in einigen Jahrzehnten den Sprung von den Reißbrettern der Planer in die Wirklichkeit schaffen könnte. Ihre Zukunft bleibt ungewiss.