Erlanger Kinderärztin plädiert für die Corona-Kinderimpfung

Frau Pletl-Maar, melden sich in Ihrer Praxis schon viele Eltern und fragen nach der Kinder-Impfung? Ja, die Telefone laufen schon die ganze Zeit hei&szlig;, und wir haben auch viele Anfragen per E-Mail. Eltern wollen wissen, ob wir schon Kinder ab f&uuml;nf Jahre impfen. Und: Impfen Sie bereits Kinder unter zw&ouml;lf Jahren? Nein, das tun wir nicht. Weil der Kinder-Impfstoff ja noch nicht da ist. N&auml;chste Woche bekommen wir ihn. Es werden sicher viele Kinder geimpft werden. Sie haben die Nase voll von Quarant&auml;ne und wollen der Sache langsam entrinnen. Die Stiko empfiehlt die Impfung nicht uneingeschr&auml;nkt f&uuml;r alle Kinder, weil die Studienlage daf&uuml;r noch nicht ausreiche. Sind Sie einverstanden oder h&auml;tten Sie sich etwas anderes gew&uuml;nscht? Die Stiko soll nat&uuml;rlich frei entscheiden. Aber ich h&auml;tte mir schon gew&uuml;nscht, dass die Impfung f&uuml;r alle Kinder empfohlen wird. Dass die Stiko sie nun nur f&uuml;r Chroniker empfiehlt, empfinde ich als hinderlich, aber es &auml;ndert nichts an meiner Einstellung zur Impfung. Dass die Kinder nicht schwer erkranken, ist bekannt, aber sie leiden so massiv unter den Einschr&auml;nkungen ihrer sozialen Kontakte. Die Kinder- und Jugend&auml;rzte sehen einen massiven Anstieg der psychischen St&ouml;rungen bei Kindern, was uns nicht wundert. Wie sieht es prinzipiell aus: Impfen auch die anderen Kinderarztpraxen in Erlangen Kinder unter zw&ouml;lf? Im kleinen oder gr&ouml;&szlig;eren Umfang machen fast alle Impfungen in der Praxis. Der Impfstoff ist gut, das wissen wir aus den USA und aus Israel. Au&szlig;erdem sehen wir Omikron in den Startl&ouml;chern und auch, wie schnell sich diese Variante ausbreitet. Sie empfehlen die Corona-Impfung. Stiko-Chef Mertens ist in die Kritik geraten, weil er bereits vor Bekanntgabe der Stiko-Empfehlung gesagt hat, er w&uuml;rde sein Kind nicht impfen lassen. Sie stimmen ihm offenbar nicht zu. Das hatte sich aber anscheinend auf die Verabreichung des Erwachsenenimpfstoffes bezogen. Da kann ich die Bedenken nachvollziehen. F&uuml;r den Kinderimpfstoff habe ich diese Bedenken nicht. Meine siebenj&auml;hrige Enkelin wird bei den ersten Kindern sein, die die Impfung bei uns erhalten, obwohl sie schon gesagt hat, dass sie nicht mein &bdquo;Versuchshase“ sein will (lacht) . Wie sch&auml;tzen Sie die Gefahr von Nebenwirkungen und Sp&auml;tfolgen ein? &Auml;u&szlig;erst gering, es wurden ja bereits Milliarden von Impfungen gemacht. Richtig schwere Nebenwirkungen gab es nicht. Wann impfen Sie zum ersten Mal in der Praxis? Unter der Woche k&ouml;nnen wir das nicht schaffen, denn die Kinderarztpraxen sind alle &uuml;berf&uuml;llt, wir haben viele Kinder mit Infekten und wir haben auch noch Vorsorgeuntersuchungen und anderes, was man behandeln muss. Deshalb werden wir am Samstag, 18. Dezember, einen Zusatztag einlegen und mit dem Impfen beginnen. Die medizinischen Fachangestellten unterst&uuml;tzen uns gro&szlig;artig. K&uuml;nftig werden wir, wie fast alle Erlanger Kinder&auml;rzte, im Impfzentrum eingebunden sein. Dort werden Kinder&auml;rzte an den Samstagen, aber auch in den Weihnachtsferien die Kinder impfen. Auch Kollegen und Kolleginnen aus dem Landkreis werden daran teilnehmen. Ich m&ouml;chte allen Verantwortlichen, die geholfen haben, diese Kooperation in &auml;u&szlig;erst kurzer Zeit zu organisieren, herzlich danken. Meinen Sie, die Nachfrage ist da? Auf jeden Fall. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben: Wir haben f&uuml;r den 18. Dezember eine Online-Buchung, die nach der Freischaltung in zehn Minuten ausgebucht war. Auch das Impfzentrum hat schon laufend Anfragen der Eltern. Es gibt 16.000 Kinder in dieser Altersklasse in der Stadt Erlangen und im Landkreis. Offenbar konnten Sie also Impfstoff f&uuml;r die Kinder-Impfung bestellen. Wann werden sie ihn bekommen? Wir mussten bis 7. Dezember bestellen, und das haben wir getan. Der Kinder-Impfstoff soll, wie gesagt, n&auml;chste Woche geliefert werden, an welchem Tag genau wissen wir nicht. Wir hoffen auf jeden Fall, dass wir ihn bekommen. Falls nicht, dann wissen unsere Eltern, dass die Impfaktion leider abgeblasen wird. Aber Sie sind optimistisch, was die Bestellung betrifft, auch wenn es im Moment Lieferengp&auml;sse beim Impfstoff f&uuml;r Erwachsene gibt? Die Lieferengp&auml;sse beim Impfstoff f&uuml;r Erwachsene sollten uns eigentlich nicht tangieren, denn Biontech/Pfizer bietet den Kinder-Impfstoff in einer ganz anderen Zubereitung an. Das sind andere Fl&auml;schchen und geht in der Produktion sicher getrennte Wege. Der Kinder-Impfstoff ist zwar derselbe wie der f&uuml;r Erwachsene, aber er ist mit einer anderen Pufferl&ouml;sung versehen und wird auch anders verd&uuml;nnt. So werden wir dann bei jedem Kind 0,2 Milliliter davon spritzen. Mit einem Fl&auml;schchen werden wir zehn, m&ouml;glicherweise auch zw&ouml;lf Kinder impfen k&ouml;nnen. Das hei&szlig;t f&uuml;r Sie, dass Sie am gleichen Tag auf jeden Fall diese Anzahl von Kindern f&uuml;r die Impfung brauchen? Ja, das Fl&auml;schchen muss innerhalb von sechs Stunden verbraucht sein, und deshalb m&uuml;ssen die Kinder auch gezielt einbestellt werden. Es war zu h&ouml;ren, dass es dann bis Anfang n&auml;chsten Jahres keine Impfstofflieferungen mehr gibt. Haben Sie also Impfstoff f&uuml;r einen l&auml;ngeren Zeitraum bestellt? Wir holen uns keine Vorr&auml;te her, denn der Impfstoff ist ja nicht ewig haltbar. Wir werden in unserer Praxis in den Weihnachtsferien nicht impfen. Viele Praxen haben in dieser Zeit geschlossen, und wir machen die Vertretung - damit werden wir ausgelastet sein. Und dann wollen wir auch vorzugsweise im Impfzentrum impfen. Zwischen den Feiertagen haben die Eltern Zeit. Die Kitas sind zu und die Schulen auch. Das passt sehr gut. Ein knapp Zw&ouml;lfj&auml;hriger bekommt den Kinderimpfstoff. Ein Kind, das zw&ouml;lf Jahre und damit unerheblich &auml;lter ist, den Erwachsenenimpfstoff. Muss da nicht differenzierter dosiert werden? Irgendwo muss man einen Cut-off machen. Es muss eine klare Abgrenzung geben, daf&uuml;r gibt es ja die Zulassungsstudien. Wird dann beim Kinderimpfstoff differenziert? Bekommt also beispielsweise ein F&uuml;nfj&auml;hriger eine geringere Menge als ein Elfj&auml;hriger? Impfstoffe arbeiten nicht so, wie Sie glauben, dass man aufs Kilo genau die entsprechende Menge Impfstoff braucht, sondern das Immunsystem wird ganz anders stimuliert. Wir impfen zum Beispiel Babys gegen Diphterie mit einem h&ouml;her dosierten Impfstoff als Erwachsene, weil die Babys das f&uuml;r die Immunantwort brauchen. Bei der FSME-Impfung wird bei einem Impfstoff ein Zw&ouml;lfj&auml;hriger mit dem Erwachsenenimpfstoff geimpft, bei einem anderen Impfstoff erst ab 16 Jahren. Die Studienzulassungen laufen nur mit dem Alter, aber nicht mit dem Gewicht, und je nach Impfung sind sie eben auch unterschiedlich zugelassen. An die Zulassungen muss man sich halten. Erleben Sie, dass die Eltern verunsichert sind, oder haben sich viele schon entschieden, wenn sie auf Sie zukommen wegen der Corona-Kinderimpfung? Manche haben Aufkl&auml;rungsbedarf. Aber viele wissen auch schon, dass sie die Impfung f&uuml;r ihr Kind wollen. Die Leute sind auch m&uuml;de mit den vielen Bestimmungen. Jetzt ist es ja auch so, dass die Kinder keinen Sport mehr machen d&uuml;rfen, wenn sie &uuml;ber zw&ouml;lf Jahre und drei Monate alt und nicht geimpft sind. Das will niemand f&uuml;r sein Kind. Es werden sicherlich viele Eltern ihre Kinder impfen lassen, ich glaube, dass das gut ist. Kinder und Jugendliche ab zw&ouml;lf Jahre impfen wir &uuml;brigens jede Woche. Kinder&auml;rzte sind unter den &Auml;rzten gewisserma&szlig;en die Fachleute f&uuml;rs Impfen, denn sie impfen am allermeisten und zwar gegen viele Krankheiten. Zu welchen Impfungen raten Sie f&uuml;r Kinder? Wir impfen gegen circa zw&ouml;lf Krankheiten von Tetanus &uuml;ber Polio, Keuchhusten und Diphterie bis hin zu Masern, f&uuml;r die es mittlerweile eine Impfpflicht gibt. Bei uns in der Praxis werden auch viele Kinder gegen Meningokokken B geimpft. Das ist keine Stiko-Empfehlung, es ist eine teure Impfung, die sich aber viele Eltern leisten, weil sie nicht wollen, dass ihr Kind an einer Hirnhautentz&uuml;ndung erkrankt und vielleicht verstirbt. Impfungen sind gut, sie sind das modernste, was wir gegen Krankheiten haben. Wir m&uuml;ssen schauen, dass unsere Kinder rundum gesch&uuml;tzt sind. Sie sind unser wertvollstes Gut.