Es hapert nur noch am Elektriker

Ende Dezember 2020 berichtete diese Zeitung erstmals &uuml;ber die Problematik, dass kostenfreies, frei zug&auml;ngliches Internet in den Erlanger Fl&uuml;chtlingsunterk&uuml;nften fehlt. Nun, im Februar 2022, hat es die EFIE, die Erlanger Fl&uuml;chtlingshilfe, gemeinsam mit den ehrenamtlichen Freifunkern geschafft, nahezu alle Gemeinschaftsunterk&uuml;nfte mit Wlan zu versorgen. W&auml;re da nicht die Angst eines Elektrikers vor einer Corona-Infektion. Teils geschieht die Verkabelung auf Spendenbasis mit eigenem Anschluss, teils &uuml;ber Richtfunkantennen vom Rathausdach. &bdquo;Die Situation“, sagt Michael Sch&ouml;ttler von der EFIE, &bdquo;ist deutlich besser geworden.“ Immerhin sind Handy und Internet f&uuml;r viele Gefl&uuml;chtete der einzige Weg, um mit der Familie in der Heimat in Kontakt zu bleiben. Durch die Corona-Pandemie wurde die Digitalisierung noch wichtiger: Kontaktbeschr&auml;nkungen und die Schlie&szlig;ung des Publikumsverkehrs auf &Auml;mtern und Rath&auml;usern machen einen Internetanschluss auch f&uuml;r all die B&uuml;rokratie unerl&auml;sslich. &bdquo;Vor allem aber“, sagt Sch&ouml;ttler, &bdquo;f&uuml;r die Schulkinder.“ Durch Quarant&auml;nesituationen oder Distanzunterricht waren und sind immer noch Kinder aus gefl&uuml;chteten Familien zum Teil vom Unterricht und vom Lernen abgeschnitten - sie k&ouml;nnen weder digital teilnehmen noch Arbeitsbl&auml;tter oder Arbeitsauftr&auml;ge von den Lehrern geschickt bekommen. Wlan oder Freifunk Konkret haben die Unterk&uuml;nfte in der Hartmannstra&szlig;e mittlerweile einen eigenen, spendenfinanzierten DSL-Anschluss. Die Wohncontainer in der Marie-Curie-Stra&szlig;e haben seit Ende 2021 ebenfalls einen Vertrag. Bei allen angemieteten Wohnungen der Stadt waren die Anschlussbuchsen meist vorhanden, es mussten nur noch Vertr&auml;ge abgeschlossen werden. Der staatliche Bau in der Gundstra&szlig;e wird nun vom Rathausdach via Richtfunk versorgt. Ebenso die Container in der Schallershofer Stra&szlig;e. Vor einer Woche etwa ging auch die Regierungsunterkunft am Erlanger Weg ans Netz, hier ist die GewoBau Eigent&uuml;mer des Geb&auml;udes, das kurioserweise ohne Leitungen konzipiert worden war. Man nahm offensichtlich an, dass Gefl&uuml;chtete grunds&auml;tzlich nie Anspruch auf Internet besitzen werden. Gl&uuml;cklicherweise aber fing der Architekt diese Fehlplanung auf, die sehr wohl verlegten Leitungen mussten nun nur noch hinter Putz nach vorne geholt werden. In der Wohnanlage Zeppelinstra&szlig;e, in der anerkannte Fl&uuml;chtlinge als Zwischenl&ouml;sung untergebracht werden, bis sie auf dem Wohnungsmarkt f&uuml;ndig geworden sind, war Internet bereits vorhanden. Der Gasthof Strau&szlig;, ein ehemaliges, von der Stadt angemietetes Hotel, in der R&uuml;ckertstra&szlig;e ist nun mit Richtfunk versorgt. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage jedoch will die Stadt sich aus Kostengr&uuml;nden bis April wohl von den Wohnungen trennen. Bleiben also lediglich die staatlichen Unterk&uuml;nfte in der Michael-Vogel-Stra&szlig;e &uuml;brig. &bdquo;Hier ist die Versorgung leider ins Stocken geraten“, sagt Michael Sch&ouml;ttler. Schwer erreichbar Der private Eigent&uuml;mer sei nur sehr schwer zu erreichen, die Absprachen daher kompliziert. Doch auch hier wurde auf Staatskosten all die n&ouml;tige Infrastruktur f&uuml;r Internet geschaffen - &bdquo;jetzt“, sagt Sch&ouml;ttler, &bdquo;m&uuml;sste nur noch der Elektriker in die Wohnungen und alles anschlie&szlig;en.“ Das Problem: Der traue sich nicht aufgrund der Pandemie. Einen anderen Handwerker, der notfalls in Schutzausr&uuml;stung zum Montieren k&auml;me, m&ouml;chte aber der Eigent&uuml;mer nicht beauftragen, wie die Regierung von Mittelfranken in einer E-Mail mitteilte, die der Redaktion vorliegt. Einen direkten Kontakt zum Vermieter gaben die Beh&ouml;rden mit Verweis auf Datenschutz nicht weiter. &bdquo;Es ist verzwickt“, findet Michael Sch&ouml;ttler, &bdquo;vor allem, weil ausgerechnet hier noch immer 15 bis 20 Kinder untergebracht sind.“ Eigentlich war es urspr&uuml;nglich das erkl&auml;rte Ziel der bayerischen Staatsregierung, den Kindern w&auml;hrend der Pandemie den Online-Unterricht auch in den staatlichen Gemeinschaftsunterk&uuml;nften zu erm&ouml;glichen. Dieses Ziel wird nun in der Michael-Vogel-Stra&szlig;e, wo nach &uuml;ber einem Jahr endlich alle technischen Voraussetzungen erf&uuml;llt w&auml;ren, verpasst. Nach der Pandemie, hei&szlig;t es immerhin, w&uuml;rde der Elektriker aber sofort anfangen.