Interview zum Weltwassertag
Häufig übersehen und unterschätzt: Das sollten Sie über Grundwasser wissen
22.03.2022, 05:36 Uhr
Heute, am 22. März, ist Weltwassertag, der in diesem Jahr im Zeichen des Grundwassers steht. Wir haben mit dem Geologen Prof. Johannes Barth der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über das Wasser unter unseren Füßen gesprochen und ihn gefragt: Wie steht es um unser Grundwasser?
Was genau ist eigentlich Grundwasser?
Johannes Barth: Grundwasser ist nicht einfach nur das Wasser im Untergrund. Im Alltag sieht man es nicht und deswegen nehmen wir es oft als selbstverständlich wahr. Dabei sind wir ständig damit konfrontiert. Ein Fluss besteht beispielsweise zu einem erheblichen Teil aus Grundwasser. Und wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, dann ist das in den meisten Gegenden Deutschlands fast zu hundert Prozent Grundwasser.

Wie funktioniert es, dass bei uns keine dreckige, braune Brühe aus dem Wasserhahn kommt?
In den meisten Fällen ist Grundwasser sehr sauber. Aus Brunnen gefördertes Wasser ist fast immer glasklar. Es bewegt sich oft Monate bis Jahre durch Grundwasserleiter, wie beispielsweise Kies- und Sandschichten. Dadurch wird es in der Regel sehr gut gereinigt. Trotzdem müssen wir enorm auf bakterielle und chemische Verunreinigungen, die man gar nicht so leicht sieht, achten.
Bei Meeren und Flüssen spielt vor allem die Verschmutzung mit Mikroplastik eine große Rolle. Ist davon auch das Grundwasser betroffen?
Mikroplastik ist auch im Grundwasser ein wichtiges Thema. Ein Teil der Wasserversorgung geschieht über sogenannte Uferfiltration. Dabei werden Brunnen nahe von Flüssen betrieben, um Wasser über Uferbereiche zu filtern. Dort können sich dann Mikroplastikpartikel anreichern. Aber selbst ohne solche aktive Grundwasserförderung kann sich im ökologisch wichtigen Flussbett Mikroplastik einlagern.
Gibt es noch andere Stoffe, mit denen das Grundwasser verunreinigt werden kann?
Jede Menge. Einige der größten Sorgen bleiben immer noch bakterielle Verunreinigungen oder chemische Belastungen wie Schwermetalle. Vor allem in ärmeren Ländern ohne zentrale Wasserversorgung kann beispielsweise Cholera immer noch über das Grundwasser übertragen werden. Auch beim Düngen können Schadstoffe wie Nitrat in das Grundwasser gelangen. Oft wurden diese Schäden schon vor Jahrzehnten verursacht, die Auswirkungen reichen bis heute.
Müssen wir Angst haben, dass unser Grundwasser irgendwann alle ist?
Grundwasser ist zwar mit Abstand die am meisten geförderte Ressource weltweit, aber sie erneuert sich ja auch selbst, immer wenn es regnet oder wenn Schnee schmilzt. Man muss sehr darauf achten, nur so viel Grundwasser zu entnehmen, wie sich auch wieder neu bilden kann. Das zeigt, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit auch hier ist.
Was können wir tun, um das Grundwasser zu schützen?
Man könnte denken, Wasser zu sparen ist die einzig wirksame Maßnahme, aber das ist eher bei anhaltenden Trockenperioden wichtig. Viel wichtiger ist es, die Neubildung von Grundwasser zu begünstigen. In Deutschland wird viel gebaut, wobei zunehmend Flächen versiegelt werden. Bei Planungs-und Baumaßnahmen müssen dringend auch Grünflächen und versickerungsfähige Flächen geschaffen werden. Auch als Garten- oder Grundbesitzer kann man darauf achten. Wir müssen uns dessen bewusster werden, insbesondere in Zeiten des Klimawandels.
Info: Johannes Barth hält am 22. März ab 19 Uhr einen Vortrag zum Thema "Grundwasser, die vernachlässigte Ressource". Online unter www.weltwassertag.fau.de.
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