Neuer Stauwasserkanal entlang der Schwabach

3.11.2009, 00:00 Uhr
Neuer Stauwasserkanal entlang der Schwabach

Das bisherige Kanalnetz in diesem Bereich stammt aus den 70er Jahren und wurde nicht mehr den heutigen Anforderungen gerecht. Nicht zuletzt durch die zahlreichen Neubauten in den zurückliegenden Jahrzehnten musste immer mehr Abwasser verkraftet werden.

Gerade an dem 64 Meter langen Stück von der Kreisstraße, die vom Unterschöllenbacher Kreisel nach Kleinsendelbach führt, in Richtung Erlangen reichte das Stauvolumen nicht mehr aus. Immer wieder entstanden Druckprobleme in den Rohren.

Wären die Schachtdeckel nicht verschraubt gewesen, hätte das zurückgestaute Wasser bei starkem Regen diese angehoben. Vor allem verfügte der Notauslass über keine Reinigungsfunktion, was mittlerweile weder dem Stand der Technik noch den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.

Diese Probleme werden nun behoben. Mit welchen technischen Tricks dabei gearbeitet wird, ist auch für den Laien durchaus interessant.

Dreieckiger Zuschnitt

Zum einen ist zu beachten, dass sich in dem Mischkanal während einer Trockenperiode viele Stoffe am Grund ablagern und nicht abtransportiert werden. Heute setzt man deshalb so genannte Drachenprofilrohre ein, die mit viel Fantasie an einen Drachenschlund erinnern. Feuer speien sie nicht, doch durch den dreieckigen Zuschnitt in der unteren Hälfte verhindern sie größere Ablagerungen.

Bei starkem Regen wiederum ist das Schmutzwasser so stark verdünnt, dass die Reinigungsbakterien in der Erlanger Kläranlage regelrecht verhungern würden und dort erst wieder für einen zuverlässigen Abbau der Belastungen gesorgt werden müsste.

Hierzu wird die Kanalisation bei Bedarf gezielt entlastet. Überschreitet das Regenwasser das Speichervolumen von 60 Kubikmetern, fließt der Überschuss im Trennbauwerk über eine Schwelle in die Schwabach. Schwere Teile im Schmutzwasser bleiben an der Sohle des Kanals, die leichten werden durch eine Tauchwand zurückgehalten.

Claudia Straatmann, die Leiterin des Abwasserverbands: «Diese Methode schont das Ökosystem der Schwabach. Selbstverständlich werden sämtliche Grenzwerte eingehalten.» Zum Glück beinhaltet das Abwasser aus Unterschöllenbach keine außergewöhnlichen Belastungen und ist bei Dauerregen stark verdünnt.

Insgesamt orientiert sich der Kanal an den neuen Anforderungen der Europäischen Union. Dabei wird sogar eine denkbare Verschärfung der Bestimmungen einkalkuliert, um später nicht aufwändig nachrüsten zu müssen.

Ein 20-jähriges Hochwasser verkraftet der Kanal ohne weiteres. Bei einem 100-jährigen ist weniger der Kanal selbst das Problem, sondern die Schwabach, die dann das Tal überfluten dürfte. Kaum möglich ist es, laut Claudia Straatmann, alle Kanalsysteme auf eine solch extreme Beanspruchung wie bei der Flutkatastrophe 2007 im Raum Baiersdorf auszulegen: «Die Höhe der Kosten muss natürlich im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse stehen. Durch die Abwassergebühren und -umlagen treffen die Ausgaben schließlich immer auch den Bürger.»

Die Nähe zur Schwabach erforderte auch beim Bau des Kanals besondere Maßnahmen. So wurde ein ausgeklügeltes Drainage-System angelegt, damit die Baugruben nicht voll Wasser laufen.

Da fast ausschließlich Fertigbauteile verwendet werden, gehen die Arbeiten zügig voran. Die Leiterin des Abwasserverbands rechnet damit, dass der Kanal bereits in den nächsten Tagen fertig gestellt ist. SCOTT JOHNSTON