Einen Schritt weiter
Wegen NS-Hintergrund: Stadt in Mittelfranken will Umbenennung einer Straße prüfen
21.05.2025, 05:00 Uhr
Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Kritik am Straßennamen der Erwin-Rommel-Straße aufgekommen war, folgt jetzt ein weiterer Schritt. Die Stadt plane nun, die Möglichkeit einer Umbenennung der Erwin-Rommel-Straße zu prüfen. Angestoßen hat dies der Beschluss zum Thema „Kritische Überprüfung Erlanger Straßenbenennungen“ vom Kultur- und Freizeitausschuss am 14. Mai. Zuvor hatten immer wieder Stimmen aus der Öffentlichkeit, aber auch von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, des Studierendenwerks und der Studierenvertretung eine Umbenennung angeregt.
Auch wenn es in Erlangen viele umstrittene Straßennamen gibt, zum Beispiel die Hindenburg- oder die Bismarckstraße, im Mittelpunkt der Diskussion steht aktuell die Erwin-Rommel-Straße. Sie liegt im Osten der Stadt, führt durch den Südcampus der Universität und vorbei an universitären Einrichtungen, einer Studierendenwohnanlage und gastronomischen Angeboten wie der Südmensa. Zudem befinden sich an der Straße etwa 20 Wohnhäuser. Der Name Rommel ist präsent: Das Studierendenwohnheim wird auch als „Rommelwood“ bezeichnet und vor Ort fand in den letzten Jahren das sogenannte „Rommelsommerfest“ statt.
Erwin Rommel (1891 - 1944), ehemaliger Generalfeldmarschall im NS-Regime, ist wegen seiner Rolle im Nationalsozialismus umstritten. Er soll „Goebbels‘ Lieblingsgeneral“ gewesen sein und das Nazi-Regime nutzte den „Mythos Rommel“ für Propagandazwecke. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Straßen und Kasernen nach ihm benannt. Erst seit Ende der 1970er Jahre gerät Rommel in die Kritik. Dies löste einen bis heute andauernden Deutungsstreit aus. Laut Stadt und Universität sei der Name Erwin Rommel nicht mit dem Selbstverständnis eines „offenen, internationalen Wissenschaftsstandorts“ vereinbar.
Keine neue Diskussion
Die Diskussion ist nicht neu: Bereits 2021 hatte der Professor Joachim Hornegger, der Präsident der FAU Erlangen-Nürnberg, den Wunsch nach einer Umbenennung geäußert. Die Universität hatte damals den Alternativnamen Dixie Lee Bryant (1862 - 1949) vorgeschlagen. Bryant war die erste Frau, die an der Universität im Jahr 1905 im Fach Geologie promovierte. Auch weitere Namensvorschläge werden gesammelt.
Auf Anfrage bestätigt Uwe Scheer, stellvertretender Geschäftsführer des Studierendenwerks Erlangen-Nürnberg, die positive Einstellung gegenüber einer Namensänderung: „In dieser offensichtlich grundsätzlich sinnvollen und berechtigten Angelegenheit besteht Einigkeit zwischen der FAU, der Stadt Erlangen und dem Studierendenwerk“.
Die Umbenennung wird geprüft
Obwohl die Stadt Erlangen im Januar 2024 auf der Plattform FragDenStaat noch mitteilte, „grundsätzlich keine Straßen und Plätze umzubenennen, wenn Anwohnerinnen und Anwohner betroffen sind“, soll nun die Möglichkeit einer Umbenennung geprüft werden. Auch Oberbürgermeister Florian Janik äußerte sich auf Instagram: „Ich finde, eine Erwin-Rommel-Straße, die kann man heute tatsächlich nicht mehr so lassen und da muss ein anderer, passenderer Name gefunden werden“. Weiter heißt es von der Stadt, dass eine Umbenennung erfolgen könne, wenn „die mit der Benennung verbundene Ehrung der Person aus Sicht der Kommune nicht mehr angemessen“ sei.
Fokus auf Bürgerbeteiligung
Ein wichtiger Punkt der Prüfung soll dabei eine im Herbst stattfindende „Bürger*innenbeteiligung/-anhörung“ mit dem Oberbürgermeister sein. Dabei sollen die „von der Umbenennung betroffenen Bürger*innen“ miteinbezogen und um die Abgabe von Alternativnamen gebeten werden, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Die Ergebnisse dieses Prozesses sollen dann laut Stadt zur weiteren Prüfung an den Stadtrat weitergegeben werden.