Zwei Familien aus Moria finden in Erlangen Zuflucht
27.2.2021, 06:00 UhrAls die Flammen meterhoch aus den Holzverschlägen, Zelten und Baracken des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos schlugen, Eltern inmitten all der Panik hilflos mit den Händen Trinkwasser aus Plastikflaschen auf die schweren Brandwunden ihrer schreienden Kleinkinder schöpften, erwachsene Frauen und Männer, die in ihrer Heimat bereits die Hölle auf Erden erlebt hatten, voller Verzweiflung auch auf europäischem Boden weinten und schrien, da brannten sich die Flammen diese Bilder von der griechischen Insel auch für immer in unser Gedächtnis ein.
Moria, unser aller Versagen.
Geografisches Pech?
Vieldiskutiert wurde daraufhin, wie die Menschlichkeit verloren gehen konnte. Wie man geflüchtete Menschen sich mehr oder weniger sich selbst überlassen konnte und mit ihnen auch Länder wie Italien oder Griechenland, die – bei aller heiß gelobten europäischen Solidarität – das geografische Pech besitzen, eine unübersichtliche, schwierig zu kontrollierende Außengrenze zu besitzen. Die so oft vorgebrachten Bitten um Hilfe der Mitgliedsstaaten verhallten ungehört, die Menschen, die Kuscheltiere, die einzelnen Kinderschuhe, sie wurden ja nicht in Ungarn, in Polen, in Deutschland angeschwemmt.
Schutzlos auf Asphalt
Doch diese Bilder und Geschichten aus Moria und von den Tagen danach, als Familien schutzlos auf Asphaltstraßen übernachteten oder später, als der Winter kam und mit ihm der Dauerregen, in Zeltstädten inmitten von Schlammwüsten, als Seuchen sich ausbreiteten, Babys mit Bissspuren von Tieren am Morgen erwachten, und Ärzte und sogar Politiker immer öfter davon sprachen, es sei niemandem mehr zuzumuten, in diesem Lager leben zu müssen, sie erreichten uns im Fernsehen, über das Internet, in der Tageszeitung. Es waren die Länder und Städte, die sich sodann gegen den eigenen Innenminister stellten und sofort, unbürokratisch und zahlreich Hilfe anboten.
Statement aus Erlangen
Vier Erwachsene, fünf Kinder
Zum 1. März wird die erste Familie aus Moria endlich nach Erlangen kommen können. Die zweite folgt eine Woche später – derzeit befinden sie sich noch in Niedersachsen in Einreise-Quarantäne. Viel mehr ist auch dem Erlanger Sozialamt bislang nicht über die Schutzsuchenden bekannt. Lediglich, dass die Kinder der ersten Familie, die aus Afghanistan stammt, 13, 12 und sechs Jahre alt sind. Die zweite Familie, syrischer und arabischer Herkunft, hat ein vierjähriges und ein zweijähriges Kleinkind.
Corona verzögerte Ankunft
Eigentlich hätten beide Familien bereits am 19. November Richtung Deutschland aufbrechen sollen, doch die Coronakrise durchkreuzte diese Pläne. Ob noch weitere Familien nach Erlangen kommen dürfen – etwa das Sonderkontingent kranker Kinder mit engsten Familienangehörigen, wie von der Bundesregierung zusätzlich bewilligt, weiß auch Maria Werner, die Amtsleiterin des Sozialamts, nicht. Fakt bleibt aber: "Wir wären bereit, jederzeit mehr zu versorgen."
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