Ex-Feuerwehrmann hat Prügel-Attacke frei erfunden

23.10.2019, 10:57 Uhr
Kurz nach der angeblichen Prügelattacke hatte der junge Mann sein Amt bei der Feuerwehr niedergelegt und ist damit seinem Rauswurf zuvorgekommen.

© dpa Kurz nach der angeblichen Prügelattacke hatte der junge Mann sein Amt bei der Feuerwehr niedergelegt und ist damit seinem Rauswurf zuvorgekommen.

Bis vor Kurzem war der junge Mann bei einer Freiwilligen Feuerwehr im Landkreis Erlangen-Höchstadt aktiv und hatte Ende September gegenüber der Polizei behauptet, dass er gegen 2 Uhr nachts auf der A3 bei Frauenaurach ein Auto abgesichert habe. Die Fahrerin hatte mit einer Panikattacke zu kämpfen, so schilderte es der 20-Jährige, der beruflich eine Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert, der Polizei und auch Medienvertretern.

Viele Ungereimtheiten

Als der Einsatz beendet gewesen sei und er gerade zusammenpacken wollte, habe ein Lieferwagen hinter ihm angehalten. Zwei Männer seien ausgestiegen, hätten ihm Beleidigungen wie "Scheiß Feuerwehr" an den Kopf geworfen und dann auf ihn eingeschlagen und eingetreten, bis er am Boden lag. All das erzählte das angebliche Opfer bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung.

Schnell kamen jedoch Zweifel an dieser Geschichte auf, viele Ungereimtheiten machten die Ermittler misstrauisch. Darüber hinaus meldeten sich einige Kollegen und ehemalige Feuerwehr-Kameraden des 20-Jährigen, die das Bild eines geltungssüchtigen jungen Mannes zeichneten. Angeblich hatte er sich schon vor diesem Vorfall einiges zuschulden kommen lassen. Zum Beispiel soll er wiederholt nicht genehmigte Fahrten mit Dienstautos durchgeführt haben, sei dabei bisweilen auch außerhalb seines eigentlichen Einsatzgebietes unterwegs gewesen und "zufällig" zu Einsatzstellen gekommen.

Immer mehr in Widersprüche verstrickt

Bei einer weiteren polizeilichen Vernehmung vor einigen Tagen verstrickte sich das vermeintliche Opfer immer mehr in Widersprüche und gestand schließlich, dass er sich die Geschichte nur ausgedacht hatte. Laut der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken hatte der 20-Jährige dabei auch eingeräumt, dass er ein extremes Geltungsbedürfnis habe. Ihn erwartet nun ein Verfahren wegen Vortäuschens einer Straftat, der Gesetzgeber sieht in solchen Fälle Geld- oder Freiheitsstrafen vor, die in besonders schweren Fällen bis zu drei Jahre betragen können.

Kurz nach der angeblichen Prügelattacke hatte der junge Mann sein Amt bei der Feuerwehr niedergelegt und ist damit wohl seinem Rauswurf zuvorgekommen. Matthias Rocca, Kreisbrandrat des Landkreises Erlangen-Höchstadt, zeigt sich geschockt von dem Vorfall. Mit seinem Verhalten habe der ehemalige Aktive dem Ansehen der Rettungskräfte erheblich geschadet.

"So etwas geht gar nicht"

Dieser Ansicht ist auch Sohrab Taheri-Sohi, Pressesprecher des Bayerischen Roten Kreuz (BRK), bei dem der 20-jährige Helfer derzeit zum hauptberuflichen Notfallsanitäter ausgebildet wird. Das BRK prüft intern, inwieweit auch hier Konsequenzen folgen.

"Wir verurteilen natürlich so ein Verhalten. So etwas geht gar nicht“, sagt Taheri-Sohi. Wenn der junge Kollege möglicherweise auf diesem Weg auf das Problem der wachsenden Zahl von Übergriffen auf Hilf- und Ordnungskräfte aufmerksam machen wollte, sei das der absolut falsche Weg gewesen.