Fichtelberg-Therme: Neubau als "Denkmal für die Spötter"?

28.8.2014, 05:54 Uhr
Die Kristall-Therme im oberfränkischen Fichtelberg brannte bis auf die Grundmauern nieder.

© Lorenz Bomhard Die Kristall-Therme im oberfränkischen Fichtelberg brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Die Erleichterung ist Karl Heinz Glaser einen Tag nach der Gemeinderatssitzung noch anzuhören. Aus Sicht des 2. Fichtelberger Bürgermeisters besteht wieder Hoffnung, die Therme seiner Gemeinde wiederzubeleben. „Ja, das ist eine Wende“, sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende. Er meint damit den Beschluss des Gemeinderats, wieder mit Betreiber Steinhart sprechen zu wollen. Die Wahl ging mit sechs zu vier Stimmen aus, aber: Der Beschluss ist in der Tat ein Durchbruch. In Fichtelberg herrschte zwischen den Parteien nämlich dermaßen Eiszeit, dass sie sich nur zu gemeinsamen Gerichtsterminen trafen.

Ein Rückblick: Frühjahr 2012. Steinhart, der auch fürs Palm Beach in Stein bei Nürnberg zuständig ist, kündigt für den 31. Mai die Schließung des Bades an. Vorausgegangen war ein langer Streit mit der Kommune, der zuletzt auch die Justiz beschäftigt hatte. Die Gemeinde siegte vor Gericht und Steinhart wurde zu einer Millionenzahlung verurteilt.

Wenige Wochen bevor die Therme schließen sollte, brannte sie lichterloh. Badegäste rannten knapp bekleidet um ihr Leben, verletzt wurde niemand. Alle waren geschockt. Fichtelbergs Bürger, die Kommunalpolitiker und Steinhart ebenfalls. Die Polizei nahm Ermittlungen auf. Sie kam zu dem Schluss, dass der Brand nicht an einem technischen Defekt gelegen haben kann. Eine Brandstiftung, egal ob absichtlich oder fahrlässig, hielt sie für möglich. Hatte eventuell ein Badegast unachtsam eine Zigarettenkippe weggeworfen? Die Ermittler fanden es nie heraus.

Stattdessen stellte die zuständige Versicherung, von der Steinhart eine Entschädigung in zweistelliger Millionenhöhe wollte, Nachforschungen an. Sie verliefen ebenfalls ergebnislos. Daran konnte auch die Belohnung in Höhe von 100.000 Euro für Hinweise nichts ändern. „Kopfgeld“, kommentierte Steinhart damals süffisant. Zeitgleich setzte beim Betreiber, so schien es, ein spontanes Umdenken ein. Er wolle „keine verbrannte Erde“ in Fichtelberg zurücklassen, sondern eine Therme bauen, die noch viel größer und schöner als die alte werden sollte.

Zeichen Richtung Steinhart

Dagegen sperrten sich aber die Kommunalpolitiker, allen voran der damalige Bürgermeister José-Ricardo Castro Riemenschneider. Es sollte ohne Steinhart gehen, irgendwie. Das sah Georg Ritter (CSU), Riemenschneiders Nachfolger, anders. Mit dem Versprechen, die Wiederbelebung der Therme wieder in Angriff zu nehmen und mit Steinhart sprechen zu wollen, gestaltete er im Frühjahr dieses Jahres seinen Wahlkampf in Fichtelberg. Mit Erfolg: Ritter zog ins Rathaus ein - und versucht sich nun an der Einlösung seines Versprechens.

„Die Therme ist ein wichtiges Thema und die größte Baustelle der Gemeinde“, sagt Ritter. Es sei wichtig gewesen, Richtung Steinhart ein Zeichen zu setzen. Deswegen war es ihm ein besonderes Anliegen, den Antrag auf Gesprächsaufnahme noch vor der nächsten Gerichtsverhandlung zwischen der Gemeinde und Steinhart am 16. September in Bamberg durchzuboxen. Danach möchte er sich mit dem Betreiber zusammensetzen.

Die Zeit scheint jedenfalls zu drängen. Laut Glaser kommen ohne Therme deutlich weniger Touristen: „2012 hatten wir noch 75.000 Übernachtungen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 57.000.“ Die Gemeinde verliere somit rund 800.000 Euro pro Jahr. „Es musste endlich etwas passieren. Herr Steinhart ist der Einzige, der hier eine Therme betreiben kann.“

Das sieht Steinhart genauso: „Ohne mich gibt es in Fichtelberg kein Bad.“ Den Willen, die Freizeitanlage wieder aufzubauen, hat er weiterhin. Nicht aus finanziellen Gründen, wie er sagt, sondern „um ein Denkmal zu errichten, das können sich die Spötter dann jeden Tag ansehen“.

Trotz der Pläne bleibt Steinhart skeptisch. Die vergangenen zwei Jahre voller rechtlicher Auseinandersetzungen hätten auch bei ihm Spuren hinterlassen, „normalerweise ist so eine Dauerblockade mir gegenüber nicht zumutbar“.

Außerdem seien während der Gemeinderatssitzung drei Mitglieder, die laut dem Betreiber eine Abneigung gegen ihn haben, im Urlaub gewesen. Steinhart: „Mal sehen, was passiert, wenn die Herren zurück sind. Dann wird wahrscheinlich die Dummheit wieder blühen in Fichtelberg.“

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