Welche Folgen das Inflationsausgleichsgesetz hat

2023 haben viele Steuerzahler im Landkreis Forchheim mehr Geld in der Tasche

3.1.2023, 12:34 Uhr
Das Finanzamt in Forchheim verwaltet die Steuerzahlenden im Landkreis Forchheim 

© Anestis Aslanidis, NN Das Finanzamt in Forchheim verwaltet die Steuerzahlenden im Landkreis Forchheim 

Die Begriffe lassen sich in Zahlen fassen: Rund 42,18 Millionen Steuernzahlende deutschlandweit haben nach ihren zuletzt erfassten Steuerzahlungen 318,30 Milliarden Euro über die Lohn- und Einkommensteuer bundesweit in die Staatskasse eingezahlt. Davon kommen 61.115 Steuernzahlende aus dem Kreis Forchheim und füllten die Staatskasse mit 500,62 Millionen Euro. So weit, so einfach, aber nur scheinbar: Denn es ist ja nicht so, dass hierzulande alle Steuerzahlenden gleich sind. Sondern es herrscht das Prinzip ''Starke Schultern sollen mehr tragen''. Und ''starke Schultern'' haben aus Sicht der jahrzehntelangen Steuerpolitik alle, die über 50.000 Euro Brutto-Einkommen pro Jahr anmelden.

Ihre Zahl beträgt im Kreis Forchheim 19.298 Steuernzahlende und ihr Beitrag liegt bei 410,29 Millionen Euro. Das sind rund 32 Prozent aller Steuerzahler im Kreis, die aber 82 Prozent des Steueraufkommens bezahlen. Nimmt man die Steuerzahler ab 35.000 Euro Brutto-Verdienst im Jahr hinzu, sorgen alle ab diesem Jahresverdienst zusammengerechnet für 92 Prozent des Steueraufkommens. Das macht die Dimension und die Gründe für die Diskussion um den Mittelstand noch deutlicher.

2010 lag nicht nur die Zahl der Steuerpflichtigen niedriger, es gab auch deutliche Unterschiede beim steuerpflichtigen Einkommen und vor allem haben sich die Einkommen gegenüber der Zeit kurz nach der Bankenkrise deutlich weiterentwickelt. In Zahlen: In der Gruppe mit einem Einkommen bis 15.000 Euro, betrug die Zahl der Steuerpflichtigen damals 19.055. Dagegen waren es 2018 in dieser Gruppe noch 14.994 Steuerpflichtige, also weniger. Ihr Steueranteil lag bei 1,67 Millionen Euro (2010: 1,79 Millionen).

Die Zahl der Steuerzahlenden in der Einkommensklasse 15.000 bis 30.000 Euro wuchs im betrachteten Zeitraum von 8659 Steuerpflichtigen um 46,81 Prozent auf 12.712. Ihre Steuern summierten sich auf 21,36 Millionen Euro. (2010: 23,63 Millionen Euro), lagen also niedriger. Hier macht es Sinn, den Betrag pro Steuerzahlenden zu errechnen, um beide Entwicklungen zu betrachten: 2010 lag der Durchschnittsbetrag je Steuerzahlenden bei 2729 Euro, während der Betrag 2018 mit 1680 Euro deutlich niedriger lag. Was darauf hinweist, dass in dieser Einkommensklasse schon in den letzten Jahren vorgenommenen Entlastungen wirksam wurden.

In der Einkommensklasse 30.000 bis 125.000 Euro wuchs die Zahl der Steuerzahlenden im betrachteten Zeitraum von 23.057 Steuerpflichtigen um 30,89 Prozent auf 30.179. Ihre Steuerzahlungen ergaben insgesamt ein Aufkommen von 287,77 Millionen Euro. (2010: 211,79 Millionen Euro), wuchsen also parallel ebenfalls. 2010 betrug der Durchschnittsbetrag je Steuerzahlenden 9186 Euro, während er 2018 auf 9535 Euro kam.

Die Zahl der Menschen, die über 125.000 Euro Einkommen im Jahr haben, hat sich im Landkreis Forchheim mehr als verdoppelt

Bleibt noch die Zahl derer, die im Kreis Forchheim über 125.000 Euro als Einkommen anmeldeten. Sie wuchs in dieser Zeit von 1369 Steuerpflichtigen um 135,94 Prozent auf 3230. In die Steuerkasse zahlte diese, vergleichsweise kleine Gruppe insgesamt 189,83 Millionen Euro ein. (2010: 88,00 Millionen Euro). Das ist ein Anstieg um 115,71 Prozent beziehungsweise 101,83 Millionen Euro. Diese Gruppe trug damit allein 37,92 Prozent der Steuerlast. 2010 lag der Durchschnittsbetrag je Steuerzahlenden bei 64.280 Euro, während er bis 2018 auf 58.770 Euro anstieg.

Seit Jahreswechsel gelten neue Steuersätze. Der Bundestag hat im November das ''Inflationsausgleichsgesetz'' verabschiedet. Das bringt als Entlastung eine Anhebung des Grundfreibetrags, bis zu dem keine Steuern zu zahlen sind, auf 10.908 Euro (ein Mindestlohnjahresgehalt mit zwölf Euro reicht bei einer 35-Stunden-Woche aber schon für 21.840 Euro zu versteuerndem Jahresgehalt). Und die starken Schultern beginnen dann bei 62.810 Euro statt bisher 50.000 Euro mit einem weiteren Aufschlag bei 277.826 Euro. Im zu versteuernden Einkommen sind Kinderfreibeträge und sonstige steuermindernde Abzüge schon berücksichtigt. Es entspricht also nicht dem Bruttojahresgehalt.

In der Bundesliga der ''starken Schultern'' liegen die Einkommensbeziehenden in der Klasse Ü125.000-Euro im Kreis Forchheim mit ihrem Steuer-Pro-Kopf-Betrag von 58.770 Euro auf Platz 394 von ausgewerteten 398 Stadtstaaten, Stadt- und Landkreisen. Spitzenreiter sind die Spitzenverdienenden in Memmingen mit einem Pro-Kopf-Betrag von 128.322 Euro. Schlusslicht ist der Kreis Peine, wo in dieser Klasse 56.493 Euro pro Kopf fließen.

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