Umstrittenes Baugebiet

Bürgerversammlung in Eggolsheim: Differenzen zur Schirnaidler Straße

31.1.2020, 16:45 Uhr
Bürgerversammlung in Eggolsheim: Differenzen zur Schirnaidler Straße

© Gemeinde Eggolsheim

Das war rekordverdächtig: Fast 200 Teilnehmer kamen zur Bürgerversammlung in die Eggerbachhalle. Thema Nummer Eins war der Bebauungsplan "Schirnaidler Straße" und hier war ein Teilerfolg für Martin Albert, Bürgermeisterkandidat der Jungen Bürger zu registrieren.

Rathauschef Claus Schwarzmann (Bürgerbund) will dem drohenden Bürgerbegehren (1007 Unterschriften) zuvorkommen. Zu einem Treffen mit den Initiatoren sind auch die Grünen eingeladen, die sich um Ratsmandate bewerben, die drei Mehrgenerationenhäuser auf der Streuobstwiese aber ebenfalls ablehnen.

Rathauschef Claus Schwarzmann.

Rathauschef Claus Schwarzmann. © Frederik Jung

In Erinnerung brachte Schwarzmann auf der Grundlage einer Umfrage vor einem Jahr, dass 36 Bauplätze für Einheimische gebraucht würden. Innerhalb des städtebaulichen Entwicklungskonzepts ISEK folgte der einstimmige Beschluss zur Nachverdichtung.

Acht Bäume zu fällen

Die Gemeinde habe die Grundstücke gekauft, um in drei Bauten mit je acht Wohnungen der Nachfrage nach barrierefreiem Wohnen zu entsprechen. Zwei Baumzeilen werden komplett erhalten, die Bauten sind so platziert, dass lediglich acht Bäume zu fällen sind, im Schwedengraben können sie nachgepflanzt werden. Als Investor steht die Bamberger Joseph-Stiftung fest.

"Ich werde mich dafür einsetzen, das Bürgerbegehren abzuwenden, dann wäre der Weg frei für ein Ratsbegehren", so Claus Schwarzmann. Versöhnlich wirkte hier der Zusatz: "Die das Bürgerbegehren wollen, sind keine Bösen, sie sehen es halt anders".

Martin Albert.

Martin Albert. © Marquard Och

Zur Gegendarstellung erhielt Martin Albert Gelegenheit. "Ich war bei ISEK oft dabei, kann mich aber nicht erinnern, dass da Gedanken um dieses Baugebiet kreisten; Eggolsheim in seiner ursprünglichen Form – das Tafelsilber erhalten stand im Vordergrund. Könnten die Wohneinheiten nicht in die Bahnhofsiedlung integriert werden? Ein Kompromiss wäre, dass jetzt alle nochmal an einen Tisch kommen". Das "Brennpunktthema" ging in die Diskussion. Ludwig Endres fragte nach der Auswirkung eines Bürgerbescheids. Hier wäre die Bebauung neu aufzustellen. Es sei mit einem Jahr Verzug zu rechnen.

Bürgerbund-Ratskandidat Frederik Jung stellte fest, ohne die drei Blöcke würde die Erschließung teurer, was Schwarzmann bestätigte. Der angestrebt 100 Euro günstigere Quadratmeterpreis gegenüber den marktüblichen 300 Euro wäre nicht möglich. Der Grünen-Sprecher Martin Distler wandte sich an den Bürgermeister: "Schön, dass Du Dein ökologisches Gewissen wieder gefunden hast, wir sind bereit uns mit an den Tisch zu setzen".

Radwege falsch konstruiert?

Der Grünen-Vorsitzende Francois Gaborieau hatte sich im Vorfeld kritisch zu den Radwegen geäußert, "an den Ortseingängen, wo es am gefährlichsten wird, enden die Radwege". Der Versammlungsleiter klärte auf, dass man "nur in den Ortschaften Radwege fordern könne, hoheitlich zuständig ist der Landkreis".

Beifall fand Schwarzmanns Vorschlag, ernsthaft über ein Tempolimit 30 innerhalb der Ortschaften nachzudenken. Martin Distler fand keinen Gefallen an der gemeindlichen Gewerbe- und Wohnbau GmbH (GWE); seine Vermutung "Schulden" widerlegte der GWE-Geschäftsführer und Kämmerer Johannes Götz. 2019 seien 120 000 Euro Gewinn erwirtschaftet worden, darunter aus sehr gut dotierten Mietverträgen im ehemaligen Lindner-Gebäude, jetzt Dr. Wiesent Schulen. Zu bisher investierten 10 Millionen Euro steht jetzt im Dachgeschoss der Wohnungsausbau bevor, mit Verbesserungen im Erdgeschoss stehen 1,6 Millionen Euro Ausgaben an. Der Kapitaldienst aus Darlehen sei problemlos zu leisten, betonte der Kämmerer.

"Blöd angeredet" fühlte sich Werner Fechner nach seinen Einwendungen zur enorm gestiegenen Verschuldung (von drei auf sechs Millionen Euro), den massiven Eingriffen im historischen Ortskern ("Museumsdorf") mittels spezieller Gestaltungssatzung und zu einem der höchsten Grundsteuerhebesätze in Bayern. Der Bürgermeister vertröstete: "Du schwadronierst mit alten Zahlen". Jetzt seien laut Geschäftsleiter Stefan Loch an der oberfränkischen Regierung höchste Isek-Fördersätze zugesichert. "Die 1500 Euro Verschuldung pro Kopf ist für mich kein Kriterium – wir bezahlen Fremdmittel in überschaubarer Zeit zurück – bei einer freien Finanzspanne über 2,4 Millionen Euro brauchen wir uns keine Sorgen machen."

Immer noch Biogas-Gestank

Der Beschwerde einer "Mittelweg"-Anwohnerin über Geruchsbelästigungen aus der Biogasanlage entgegnete der Bürgermeister, "wir erwarten einen vertragskonformen Betrieb. Demnächst werden die Stadtwerke Forchheim die Ergebnisse einer Besprechung veröffentlichen, bei der wir nicht dabei sein sollten".

Wegen weiterer Gewerbeflächen sagte Claus Schwarzmann, südlich des Neuseser Kreisels stünden 15 Hektar (jetzt noch Kiesabbaugebiet) bereit. "Wenn ein großer Investor kommt, der Arbeitsplätze bringt, wird der neue Rat gefragt sein".

Zum Flächenverbrauch der Bahn und Überholbahnhof auf der Höhe von Bammersdorf erhielt Helmut Ruprecht die Auskunft, dass von zwei geplanten Gleisen nur das ostseitige gebaut wird. Mit dem Fazit: "Sehr konstruktiv und ein guter Umgang miteinander", schloss Claus Schwarzmann die Versammlung nach drei Stunden.

Keine Kommentare