Das Altstadtfest 2018 in Forchheim fällt ersatzlos aus

30.4.2018, 18:07 Uhr
Das Altstadtfest 2018 in Forchheim fällt ersatzlos aus

© Archivfoto: Hubert Bösl

Ein ganzes Bündel an Gründen nennt Werbegemeinschafts-Vorsitzender Michael Csepai (36). Im Kern aber geht es darum: Die Zeiten, in denen das Fest eine sprudelnde Einnahmequelle für die Werbegemeinschaft war (zwischen 8000 und 12.000 Euro), sind seit Jahren vorbei.

2017 schrieb die Veranstaltung zwar wieder ein Plus, gleichzeitig wurde die Forderung immer lauter, das Altstadtfest rundum zu erneuern. Zu altbacken auf Bierseligkeit mit Musik getrimmt schien vielen das Fest, selbst innerhalb der Werbegemeinschaft war Kritik zu hören.

Hier Bilder aus dem vergangenen Jahr: 

Entschieden hat das Altstadtfest-Aus der Werbegemeinschaftsvorstand, bestehend aus Csepai, Alexander Kursawe und Haldun Yildirim. Jeder setzt einen anderen Schwerpunkt, warum er für das Ende der Traditionsveranstaltung (seit 1980 jährlich) ist. Für Csepai war es zum Beispiel das Restrisiko, das er als Vorsitzender zu tragen hat. Eng verknüpft ist dieses Risiko mit dem Sicherheitskonzept, das aufgrund der Terroranschläge in Ansbach, München und anderswo ausgebaut worden ist. Die Umsetzung kostet Geld.

Wenn dann noch, wie in diesem Jahr die Fußball-WM zum Altstadtfest stattfindet, und ein Public Viewing möglich wäre, "dann müssten wir noch höhere Auflagen erfüllen". Neben dem finanziellen Risiko, diese Ausgabe auch wieder zu erwirtschaften, spielt für Csepai obendrein das Worst-Case-Szenario eine Rolle: Was, wenn doch etwas passiert? Er sei Familienvater und könne diese Verantwortung nicht übernehmen.

Das Thema Sicherheit als Grund herauszustellen kommt für Alexander Kursawe nicht in Frage. Nicht nur, weil das Sicherheitskonzept und das Personal von ihm und seiner Firma stammen: "Diese Kosten haben wir seit drei Jahren. Sie sinken eher, weil die nötigen Anschaffungen ja vorhanden sind."

Wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend 

Das Altstadtfest werde in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen nicht stattfinden, stellt Kursawe klar: "Für uns als Werbegemeinschaft muss das Altstadtfest einen Gewinn erwirtschaften, mit dem wir Marketingmaßnahmen finanzieren, zum Beispiel für den Weihnachtsmarkt oder die verkaufsoffenen Sonntage."

Das schlechte Ergebnis der Vorjahre und die Rahmenbedingungen in diesem Jahr ließen aber keinen Gewinn erwarten. Das liege zum einen daran, dass der Wirt, der den Paradeplatz bewirtschaftete, nicht mehr mitmacht. Zum zweiten führten ein Baugerüst am Pfarrhaus von St. Martin und die Wanderbaustelle der Stadtwerke zu Einnahmeausfällen: Dort können keine Stände aufgebaut, also keine Standmieten erzielt werden.

WM-Vorrundenspiel der deutschen Fußballer

Es sei außerdem zu befürchten, dass archäologische Funde gemacht werden, die zu Sperrungen führten. Schließlich das WM-Vorrundenspiel der deutschen Fußballer am Samstag: Für ein Public Viewing müssten eine LED-Wand bezahlt und zusätzliches Sicherheitspersonal bereit gehalten werden. Wirte und Schausteller seien informiert und einverstanden mit der Absage, so Alexander Kursawe.

Klaus Backer vom städtischen Ordnungsamt hält das Thema Baustellen und Fußball-WM nicht für so gravierend: "Ich habe mit den Veranstaltern gesprochen." Die Kabelbaustelle der Stadtwerke, maximal sechs Meter breit, könne mit einer Platte verdeckt werden.

Zusätzliche Sicherheitsleuten

Die Auflagen für ein Public Viewing zur Fußballübertragung könnten mit vier zusätzlichen Sicherheitsleuten gering gehalten werden. Das habe ihm die Polizei versichert. Kursawe hält die Absage dennoch für eine "Chance zum Neubeginn". Die Kritiker des Altstadtfestes seien gegenüber den Machern immer in der Mehrzahl gewesen. Er lade sie nun ein, "sich zu engagieren: Wir sind offen für gute Vorschläge".

Stefan Schick, Vorgänger von Michael Csepai, ist "sehr enttäuscht" von der Absage, so kurz vor dem Termin: "Ich bereue es, dass ich Haldun Yildirim die Verantwortung für das Fest übertragen habe." Seiner Meinung nach liegt hier der Hauptgrund für das Ende des Festes. Yildirim widerspricht: "Herr Schick wollte immer, dass das Altstadtfest Gewinn abwirft. Das kann ich aber in diesem Jahr angesichts der genannten Faktoren nicht garantieren."

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) findet das Fest-Aus "bedauerlich", ebenso wie den "späten Zeitpunkt" der Entscheidung. Das Ordnungsamt habe die Veranstalter mit ihren Bedenken jedenfalls ausführlich "beraten". Die Entscheidung sei zu respektieren. Sollte es ein neues "Stadtfest" geben, sei dies ein Thema auch der Citymanagerin: "Wir müssen das gemeinsam erarbeiten und dabei eine Diskussion über das Selbstbild Forchheims führen."

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