Debatte um Synagogengrundstück in Forchheim kehrt zurück
04.03.2015, 13:28 Uhr
Charlotte Knobloch (82) hielt am Abend im Rathaussaal einen Vortrag über die Situation von Juden in Deutschland. Anlass sind die Aktivitäten der beiden Bündnisse gegen Extremismus, der christlichen Kirchen und der muslimischen Gemeinden gegen Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie, zu denen auch eine Ausstellung in den Rathaushallen gehört.
Zuvor besichtigte Knobloch an der Wiesentstraße das Grundstück, auf dem bis zum 10. November 1938 das jüdische Gotteshaus gestanden hatte, ehe es von vielen Forchheimern unter dem Banner des rassistisch motivierten Antisemitismus gebrandschatzt, geplündert und gesprengt worden war. Rolf Kießling, der beste Kenner der jüdischen Geschichte Forchheims, referierte die Historie und den heutigen Zustand, nannte auch die heutigen Besitzverhältnisse beim Namen.
Darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich im Boden des Grundstückes noch die Reste eines jüdischen Ritualbades befinden, einer Mikwe, reagierte Knobloch eindeutig: „So lange hier noch Gegenstände vergraben sind, die der Religionsausübung dienten, ist das heiliger Boden.“ Da könne man nicht einfach ein normales Wohnhaus darauf bauen. Sie ermunterte ihre Gastgeber zur Gründung einer Bürgerinitiative: „Den möchte ich sehen, der einer solchen Pressekampagne standhält.“
Zehn Minuten später stand Charlotte Knobloch dem Besitzer des Grundstückes gegenüber, nämlich Franz Stumpf. Als Oberbürgermeister begrüßte er sie sehr herzlich im Rathaus zum Eintrag ins Goldene Buch. Charlotte Knobloch war gestern zum ersten Mal in Forchheim.
Über das Thema Synagoge sagte sie bei der offiziellen Begegnung mit dem OB kein einziges Wort. Vielmehr gratulierte sie dem Stadtoberhaupt, dass es seiner Kommune so gut geht. Stumpf schilderte eine Stadt im Aufschwung, mit maßvollen Schulden.
Wenn es Forchheim also so gut geht, meinte Knobloch, dann werde es vielleicht auch wieder möglich sein, „hier jüdisches Leben anzusiedeln“. Danach notierte sie ein Zitat des Schriftstellers William Faulkner ins Goldene Buch: „Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist nicht einmal vergangen.“
Am Ende ihres Vortrages kehrte sie dann doch noch einmal zum Thema Synagoge zurück. Vielleicht sei es ja möglich, sagte sie, wie etwa in Sulzbach- Rosenberg die Synagoge wieder aufzubauen und dann als Kulturtempel zu nutzen. Zur Grundsteinlegung würde sie gerne wieder eingeladen werden, weil ihr Forchheim so gut gefalle: „Die Welt ist ja voller Wunder.“
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